Der jungen Frau und ihrem Interviewer Christoph Feurstein waren streckenweise Videokameras in die Hand gedrückt worden, wie sie Touristen und Familienfest-Feiernde inzwischen notorisch benutzen. Doch hier ging es nicht darum, die Umgebung, sondern das jeweilige Gegenüber in Bild und Wort zu bannen. Und sich dabei wiederum – es wär' sonst nicht die alte Dame ORF – von einer "erwachsenen" Kamera filmen zu lassen.
Also setzte Feurstein etwa zu der für Kampusch nicht einfachen Frage an, ob ihr der Mann, der sie achteinhalb Jahre im Keller gefangen gehalten hat, Leid tue – und sah dabei nicht seine Interviewpartnerin an, sondern starrte in den Videokamera-Sucher in seiner Hand. Und als Kampusch wie gewohnt geschliffen antwortete ("Na ja, einfach eine arme Seele, verloren und fehlgeleitet"), da schien es, als lese sie den Satz vom Sucher ab: eine leicht verstörende, weil indirekte Form journalistischer Kommunikation, die die Lockerheit von Pressekonferenzen mit Dolmetscherunterstützung vermittelte.