Während in den vergangenen Monaten Teile der USA, Zentralamerikas und der Karibik von Hurrikanen und nachfolgendem Hochwasser geplagt wurden, leidet das Amazonasgebiet Brasiliens unter der größten Dürre seit mehr als 40 Jahren. Seen trockneten aus, Flüsse, die oft auch die einzigen Verkehrsverbdingungen darstellen, sind nicht mehr schiffbar; Trinkwasser wird knapp, die Malaria grassiert.

An diesem Wochenende läuft, wie der Nachrichtendienst Agencia Brasil aus der Stadt Manaus meldet, eine zweite Welle von Hilfslieferungen an, bei der tausende Tonnen von Lebensmitteln und Medikamenten mit kleinen Militärbooten zu den von der Außenwelt abgeschlossenen Dörfern gebracht werden.

Bereits Mitte Oktober war im Bundesstaat Amazonas der Notstand ausgerufen worden, nachdem der Wasserstand des Flusssystems stark gesunken war. Lebensmittel mussten auf dem Luftweg geliefert werden. In der Stadt Maniquiri litten die 14.000 Bewohner zusätzlich unter dem Gestank massenhaft verendeter Fische.

Urwald-Zerstörung

"Die Katastrophe gleicht in ihrer Dimension dem Austrocknen eines Meeres", sagt Thomas Lackner von der österreichischen Organisation Global 2000, die im Amazonasgebiet (vor allem Ecuadors und Kolumbiens) Entwicklungsprojekte für die indigene Bevölkerung betreibt.

Verursacht wird sie, so der brasilianische Meteorologe Edvardo Souza, wie auch die Hurrikane durch die starke Erwärmung des Atlantiks. Diese führe zu heißer als üblichen Luftströmungen, die über dem Amazonasbecken die Entstehung von Regenwolken verhindern. Auch die Abholzung des Regenwaldes trug zur Dürre bei. Pro Jahr werden in Brasilien nach jüngsten Schätzungen 16 Millionen Hektar Urwald – die halbe Fläche Deutschlands – geschlägert.

Dazu Andreas Baur von Global 2000: "Das Austrocknen der Amazonasregion ist ein weiteres, katastrophales Symptom des weltweiten Klimawandels. Besonders fatal ist, dass durch das Absterben des Regenwalds die Treibhausgas- Konzentrationen in der Atmosphäre weiter ansteigen und der Klimawandel weiter angeheizt wird." (Erhard Stackl/DER STANDARD; Printausgabe, 12./13.11.2005)