Einige Altenheime sind bereits durchgeimpft. Nun wird über Lockerungen nachgedacht.

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Zwei Wochen nach dem Ende des "harten Lockdowns", das mit ersten Öffnungsschritten einhergegangen ist, wurden am Sonntag erneut hohe Neuinfektionszahlen verzeichnet. Innerhalb von 24 Stunden wurden 1838 Ansteckungen in Österreich laut den Zahlen des Krisenstabs eingemeldet. 18 Personen starben im gleichen Zeitraum an den Folgen einer Covid-Erkrankung. Die Sieben-Tages-Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner – lag am Sonntag bei 133,5. Eine Steigerung zum Samstag: An diesem Tag hatte der Wert noch 126,3 betragen.

Allerdings: Der Blick auf die Zahlen alleine sagt nicht alles über das Infektionsgeschehen aus. Denn wegen der "Reintest-Regelungen" für körpernahe Dienstleister wird momentan besonders viel getestet. Alleine in Wien wurden im Februar rund 39.700 Tests pro Tag durchgeführt. Welchen Effekt diese hohen Testzahlen haben, welche Rolle die Virusmutation B.1.1.7 spielt und wie viele der Neuinfektionen auf die ersten Öffnungsschritte zurückzuführen sind, wird in den kommenden Tagen zu sehen sein, heißt es aus der Hauptstadt.

Jedenfalls könnte es bald zu weiteren Lockerungen kommen – wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Sonntag wissen ließ. Und zwar in den Alten- und Pflegeheimen. Der Großteil der an der Impfung interessierten Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen sei mittlerweile durchgeimpft, erklärte Anschober. Die Einrichtungen standen auf der Prioritätenliste des Gesundheitsministeriums an oberster Stelle. "Die Infektionszahlen und die Todesfälle mit oder durch Covid sinken in den Alten- und Pflegeheimen seit Wochen sehr erfreulich", betonte der Gesundheitsminister. Wurden Ende November noch 4300 aktive Infektionsfälle von Bewohnern verzeichnet – ein Höchstwert –, so sind es heute nur noch 359 Fälle.

Entscheidung im März

Anschober führt dies auf "die strengen Schutzmaßnahmen in den Alten- und Pflegeheimen, aber auch die erste positive Folge der Schutzimpfung" zurück. Aufgrund der hohen Durchimpfungsrate könnten nun auch Lockerungen in diesem Bereich vorbereitet werden. Anfang März soll über den Inhalt und "die konkreten Etappenschritte" entschieden werden.

In Wien sollen in der dritten Märzwoche alle impfwilligen Personen in den Alten- und Pflegeheimen ihren Erst- und Zweitstich erhalten haben und damit zu einem Großteil immunisiert sein. Spätestens dann, so heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), müsse man die Situation bewerten. Noch sind die Einrichtungen Hochsicherheitszonen. Bewohnern ist pro Woche nur ein Besuch erlaubt. Besucher und das Personal müssen eine FFP2-Maske tragen.

Während in den Heimen die Impfung voranschreitet, stockt sie in manchen Teilen Österreichs bei der älteren Bevölkerung, die zu Hause lebt. In Niederösterreich, so wurde am Wochenende bekannt, werden laut Medienberichten keine weiteren Termine für über 80-Jährige freigeschaltet. Der Grund laut Impfkoordinator Christof Constantin Chwojka: Es gebe nicht genügend Impfstoff von Biontech/Pfizer.

Kein Lieferengpass

In Wien werden hingegen weiterhin Termine vergeben. Kommende Woche sollen die ersten Personen im Alter zwischen 80 und 85 Jahren kontaktiert werden. "Wir haben eine Zielgruppe von 100.000 Leuten über 80 Jahren", heißt es aus dem Büro Hackers. "Die große Herausforderung liegt im Impfstoff." Denn die Liefermengen von Biontech/Pfizer und Moderna würden nicht ansteigen, Personen über 65 Jahren sowie Hochrisikogruppen bekämen jedoch ausschließlich diese beiden Impfstoffe.

Im Gesundheitsministerium ist nicht von einem Lieferengpass die Rede. "Die Liefermengen werden aus derzeitiger Sicht eingehalten", heißt es von einem Sprecher, analog dazu würden sie in die Bundesländer weitergegeben. Nächste Woche rechnet der Bund mit der Lieferung von weiteren mehr als 180.000 Dosen, im März mit mehr als einer Million. Und im zweiten Quartal soll sich die Liefermenge im Vergleich zum ersten Quartal "fast verdreifachen". Von bisherigen gelieferten Impfdosen – inklusive der für nächste Woche bereits gebuchten – wurden mehr als 500.000 Impfdosen von Biontech/Pfizer, 150.000 von Astra Zeneca und 36.000 Impfdosen von Moderna geliefert.

Mit einer Genehmigung des vierten Impfstoffes der Firma Johnson & Johnson rechnet das Gesundheitsministerium Mitte März und mit ersten Lieferungen im Laufe des Aprils. (Oona Kroisleitner, Gabriele Scherndl, 22.2.2021)