Mitte Jänner entbrannte in Österreich eine Diskussion darüber, wer wann geimpft werden darf. Einige Bürgermeister hatten die Impfung erhalten, obwohl sie im Impfplan noch nicht an der Reihe gewesen wären.

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Die Euphorie war groß, als im Jänner in Pflegeheimen erste Menschen geimpft wurden. Der Impfplan war klar: Heimbewohner und all jene, die sich regelmäßig in den Pflegeheimen aufhalten, sollten die Corona-Impfung erhalten.

Das war auch in Feldkirch so. Dort fand sich bei der Impfaktion aber auch der Bürgermeister der Stadt, Wolfgang Matt (ÖVP), ein und hoffte aus den langersehnten Stich. Die anwesende Ärztin, Susanne Furlan, wies den Politiker aber darauf hin, dass er noch nicht dran sei. Matt ging in der Folge jedoch nicht nach Hause, sondern zur Heimleitung, und besorgte sich eine Sondergenehmigung. Er wurde dann geimpft.

Verdacht auf Verletzung der Schweigepflicht

Das Nachspiel: große Empörung und internationale Berichterstattung über das Vordrängeln von Bürgermeistern in Österreich. Denn Matt blieb kein Einzelfall.

Ein Nachspiel gibt es nun aber auch für Furlan – gegen die Ärztin wurde bei der Vorarlberger Ärztekammer Beschwerde eingelegt, wie ein Sprecher gegenüber vol.at bestätigte. Die Disziplinarorgane – unabhängige Richter – würden die Anschuldigungen nun prüfen. Auf die Berufsauswirkung habe die Beschwerde keine Auswirkung, immerhin gelte die Unschuldsvermutung, sagt ein Sprecher zum STANDARD. Im Raum stehe der Verdacht der Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht.

Über die Identität der beschwerdeführenden Person könne die Ärztekammer keine Auskunft geben, heißt es. Eine Retourkutsche der Stadt? Im Feldkircher Rathaus wird das verneint.

Spätere Entschuldigung

Dass er sich vorgedrängt habe, bestritt Matt in einem "ZiB 2"-Interview übrigens. "Sie sagen, die Ärztin lügt?", wollte Moderator Armin Wolf dann von ihm wissen. "Ich sage, sie hat eine andere Wahrnehmung", antwortete Matt. Er habe verhindern wollen, dass übrige Dosen weggeworfen werden.

Im Gesundheitsministerium betonte man in dem Zusammenhang, dass Impfstoffe nicht weggeworfen werden sollen. Prinzipiell könne ein Heim nur so viele Dosen bestellen, dass Bewohner und Mitarbeiter geimpft werden können. Springe jemand ab, brauche es Notfalllisten mit Personen aus dem heimnahen Umfeld, an die man überschüssige Dosen verimpfen könne. "Wenn Personen geimpft werden, die gar nichts mit dem Heim zu tun haben, dann entspricht das klar nicht den Vorgaben", sagte dazu ein Sprecher.

Während Bürgermeister Matt im "ZiB 2"-Interview noch betonte, sich "nicht in den Vordergrund zu spielen", entschuldigte er sich tags darauf. "Im Nachhinein betrachtet war mein Handeln unüberlegt, und ich würde heute in derselben Situation anders handeln", sagte der 65-jährige Ortschef. (lhag, 19.2.2021)