Ist überzeugt vom Nasenbohren: Bildungsminister Heinz Faßmann.

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Fast ein wenig beleidigt zog Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Donnerstag eine erste Bilanz über die am Montag angelaufenen Nasenbohrer-Schnelltests für Schülerinnen und Schüler: Er bekomme "Ratschläge von allen Seiten" und ersuche "um Verständnis, dass wir nicht allen Zurufen folgen können, auch weil diese zum Teil aus diametral entgegengesetzten Richtungen kommen".

Der Minister findet jedenfalls: "Es hat alles perfekt funktioniert", auch die Mitarbeiterinnen des ressorteigenen Bürgerservicetelefons würden "so gut wie keine Katastrophen" vermelden. Zur Untermauerung des eigenen Erfolgs standen ihm am Donnerstag die Bildungslandesräte aus Wien und Niederösterreich bei seiner Pressekonferenz bei, sogar der Epidemiologe Gerald Gartlehner pries öffentlich das Faßmann'sche Testregime – und bemühte sich, seine Kritik an der Aussagekraft der Nasenbohrertests mit einem positiven Grundtenor zu versehen.

75 Prozent ausgewertet

Ein kurzer Blick auf die Zahlen: Mit Stand Mittwochabend hatten in Wien und Niederösterreich 123 Schülerinnen und Schüler sowie 75 Lehrkräfte und Verwaltungspersonal ein positives Testergebnis in der Hand – bei insgesamt 470.000 Tests. Ausgewertet waren zu diesem Zeitpunkt etwa 75 Prozent der Schnelltests. Gleichzeitig hatten die niederösterreichische Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und ihr Wiener Kollege Christoph Wiederkehr (Neos) erste Rückmeldungen zu den anschließend absolvierten PCR-Tests: In Niederösterreich wurden bisher 80 Prozent der positiven Nasenbohrertests auch im Labor bestätigt, in Wien sind es aktuell 75 Prozent, die sich auch bei genauerer Betrachtung als Covid-19-Infektionen erwiesen haben.

Was alle Politiker und auch der Epidemiologe betonten: Jeder positive Fall, der mit den regelmäßigen Nasenbohrertests gefunden wird, ist ein gutes Zeichen. Immerhin handle es sich hier um Kinder und Erwachsene, die bisher nichts von ihrer Infektion wussten, weil diese ohne Symptome verlaufen ist.

Hier hakte auch Epidemiologe Gartlehner ein: Alle Tests hätten Schwächen, "vor allem diese", erklärte er mit Blick auf Zahlen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, wonach mit den Nasenbohrertests nur rund 40 Prozent der tatsächlich positiven Fälle gefunden werden können. Gartlehner: "Aber wenn es uns gelingt, regelmäßig 40 Prozent herauszufiltern, dann ist wirklich sehr viel gewonnen." Faßmann fasste zusammen: "Wir erwischen die dicken Fische, die kleinen entgehen uns. Aber beim nächsten Mal sind die kleineren vielleicht die dickeren geworden – und wir haben sie." Wichtig sei, dass die Tests nicht für sich alleine stünden, sondern eingebettet sind in ein umfassenderes Maßnahmenpaket.

Besser bohren

Gartlehner geht davon aus, dass die jetzt gewählte Strategie der regelmäßigen Tests plus Abstandsregeln, Masken und Hygienekonzept dazu beitragen wird, "dass die Schulen länger offen bleiben können". Was den Experten "stutzig" macht: Dass es an den Schulen in Wien und Niederösterreich wesentlich weniger falsch positive Testergebnisse gibt als vom Hersteller selbst angenommen. Gartlehner geht davon aus, dass die Kinder und Jugendlichen das Bohren mit dem kleinen Stäbchen noch nicht optimal umsetzen – da solle nachgeschult werden. Zudem plädiert er dafür, im Rahmen der Gurgelstudie die Aussagekraft der Tests zu prüfen und auch eine Studie zu machen, wie gut die Sekretabnahme durch Kinder funktioniert.

Übrigens: Die Bereitschaft von Eltern und Kindern, an den regelmäßigen Tests teilzunehmen, ist groß – nur rund ein Prozent hätten ihre Zustimmung verweigert, heißt es aus Wien und Niederösterreich. (riss, 11.2.2021)