Die volatile Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom führt laut Versorgern dazu, dass die Stromnetze immer stärkeren Schwankungen ausgesetzt seien.

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Es war eine erhebliche Störung, die das europäische Stromnetz am Freitag ins Schwanken gebracht hat. Europa sei knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt, so Austrian Power Grid (APG), die in Österreich für das Hochspannungsnetz zuständig ist.

Durch eine Störung im rumänischen Stromnetz war es demnach zu einem Frequenzeinbruch gekommen. Weicht die Netzspannung zu weit ab, schädigt das nicht nur Geräte, es kann zu einem flächendeckenden Stromausfall führen. Hierzulande gab es den letzten gröberen Ausfall vor gut 40 Jahren. Mitte 2019 wurde erstmals der Ernstfall simuliert. Die volkswirtschaftlichen Kosten für einen Tag ohne elektrische Energie wären jedenfalls enorm.

Am Freitag sei unter anderem durch die Abschaltung von Großverbrauchern eine Eskalation verhindert worden, so Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge. Das Sicherheitsnetz habe gegriffen, zahlreiche Kraftwerke in ganz Österreich hätten sofort Energie zur Netzstabilisierung nachgeliefert, nach einer Stunde sei der Normalbetrieb wiederhergestellt gewesen.

Feuerwehreinsätze

"Solche Feuerwehreinsätze sind langfristig kein tragfähiges Geschäftsmodell", warnt Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl in einer Aussendung. Der vermehrte Ausbau von erneuerbaren Energien und damit die volatile Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom führe dazu, dass die Stromnetze immer stärkeren Schwankungen ausgesetzt seien. Die Anzahl der Noteinsätze nehme drastisch zu. Musste Wien Energie bis vor wenigen Jahren rund 15-mal die Stromerzeugung kurzfristig hochfahren, war dies in den letzten Jahren bis zu 240-mal pro Jahr für die Netzstabilisierung der Fall.

Auch der niederösterreichische Stromversroger EVN fordert Konsequenzen. "Einige Großkunden haben sich gemeldet, weil sensible Maschinen die Frequenzabsenkung bereits gespürt haben", so EVN-Sprecher Stefan Zach zum ORF. "Wenn die Schwankungen zu hoch sind, schalten sich Maschinen aus Selbstschutz ab." Das könne Zach zufolge auch bei Kraftwerken passieren, "und dann wird es kritisch". (red 10.1.2021)