Über die Tennengauer Gemeinde Kuchl musste schon im Herbst eine Quarantäne verhängt werden. Nun ist der Ort erneut ein Corona-Hotspot. Eine weitere Gemeindequarantäne sei von den Gesundheitsbehörden jedoch noch nicht geplant.

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Salzburg – Seit Wochen ist Salzburg Spitzenreiter bei den Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist mit 335 pro 100.000 Einwohner doppelt so hoch wie der Österreich-Schnitt. Auch am Freitag blieb das Niveau der Neuinfektionen mit 282 in den letzten 24 Stunden unverändert hoch. Für die Gesundheitsbehörden und den Krisenstab sind die hohen Zahlen ein Rätsel. Nun setzt das Land Salzburg bei der Erklärungssuche für die hohen Infektionszahlen auf die Virusmutation aus Großbritannien.

PCR-Proben aus allen Salzburger Bezirken wurden an die Ages geschickt, damit diese sequenziert werden. "Dass man ein gutes Bild bekommen kann, ob es mutierte Corona-Viren in Salzburg gibt und welche", sagt Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz. Ergebnisse erwartet Juhasz Anfang der kommenden Woche. Bisher gebe es in Österreich 30 bekannte Fälle der um vieles ansteckenderen Virusmutation. Eine Analyse von Daten aus Kläranlagen in Salzburg hätten bisher keine Werte der Mutation gezeigt, sagt Andreas Bergthaler vom CEMM, dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin, bei der Pressekonferenz von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag.

Zehn Prozent der Kuchler Bevölkerung hatten Corona

Ein Corona-Hotspot ist erneut die Gemeinde Kuchl im Tennengau, die bereits im Herbst vor dem zweiten Lockdown als erste österreichische Gemeinde unter Quarantäne gestellt worden ist. Aktuell sind in der 7372-Einwohner-Gemeinde 113 Personen infiziert, insgesamt hatten bereits mehr als zehn Prozent der Bevölkerung eine Covid-Infektion.

Wo sich die Menschen infiziert haben, sei derzeit kaum nachvollziehbar. "Wir haben im Moment viele Familien- und Haushaltscluster, wo nicht wirklich klar ist, wo sich die sogenannte Indexperson in der Familie erstmalig angesteckt hat", erläutert Juhasz. Das Land geht nicht davon aus, dass sich die Salzburger anders verhalten als andere Menschen in Österreich. Der Kuchler Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP) wies etwa entschieden zurück, dass Partys von Jugendlichen mitverantwortlich seien.

Staatsanwaltschaft ermittelt

In anderen stark betroffenen Gemeinden wie etwa in Hintersee kamen Gerüchte auf, dass Infizierte trotz Quarantäne einkaufen gegangen seien. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf eine vorsätzliche Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten.

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) plant derzeit noch keine neuen Maßnahmen. Außer einer kompletten Durchtestung oder der Quarantäne einzelner Gemeinden gebe es im Lockdown auch nicht viele Möglichkeiten, heißt es seitens seines Sprechers. Die Frage einer Quarantäne für Gemeinden sei auch keine politische, sondern Aufgabe der Gesundheitsbehörden. Sollten diese zu dem Schluss kommen, dass weitere Maßnahmen nötig seien, werde das beratschlagt. "Zurzeit gibt es diese Empfehlungen nicht", betont Haslauers Sprecher. "Wir hoffen, dass die ersten Effekte des Lockdowns in Salzburg auch einmal Niederschlag finden und die Zahlen sinken." (Stefanie Ruep, 8.1.2021)