Auch wenn die Tests an sich reibungslos abliefen, so wurde der erste Tag der Massentests in drei Bundesländern von massiven IT-Problemen überschattet. Die Kritik am Bund war laut und heftig.

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Gerade ein paar Stunden lang waren die Massentests in drei Bundesländern angelaufen, da kamen schon erste Eilmeldungen über diverse Pannen. In Wien etwa mussten die Soldaten Formulare, die eigentlich eingescannt werden sollten, händisch abschreiben und die Daten später nachtragen. In Tirol kam es in der vom Bund bereitgestellten Software zu einem Fehler, aufgrund dessen wurden negativ Getestete nicht über ihr Ergebnis benachrichtigt. Ganz im Westen, in Vorarlberg, wo man mit einem eigenen IT-System arbeitete, verliefen die Tests glatt.

Selbst in Ländern, wo die Tests noch gar nicht richtig angelaufen waren, brach Chaos aus. So sehr, dass ausgerechnet der ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer (OÖ) sagte: "Wie so oft wird vom Bund viel angekündigt, nichts funktioniert." In Linz und Salzburg standen etwa Lehrerinnen und Lehrer, die eigentlich erst am Samstag getestet werden sollten, schon am Freitag vor den Testquartieren – Linz stieg kurzerhand aus dem Anmeldesystem aus. Niederösterreich sprach ebenfalls von "massiven Anmeldeproblemen". Laut Städtebund war in einer Stadt gar die Anmeldung an einer Adresse möglich, an der es gar keine Teststraße gibt.

Verena Mischitz und Harun Celik waren mit der Kamera beim Massentest in der Wiener Stadthalle vor Ort
DER STANDARD

"Unter Zeitdruck"

Mit den Massentests wollte sich der Kanzler wohl eigentlich wieder als Macher inszenieren, nachdem ihm und seinem Gesundheitsminister das Corona-Krisenmanagement in den Wochen davor reichlich entglitten zu sein schien. Die sanftere Variante des Lockdowns wirkte nicht ausreichend. Am 14. November stand der Plan von Kurz und Co, auch noch das zuzusperren, was man noch zusperren konnte, darunter – heftig umstritten – die Schulen. Für Freudensprünge sorgte das nicht.

Tags darauf kündigte Kurz dann in der Pressestunde Massentests wie in der Slowakei an – und überraschte alle damit: zum einen Anschober, dessen Beraterstab keine Freude damit hatte, weil die Gefahr zu vieler falscher Ergebnisse besteht – zum anderen wurden die Länderchefs überrumpelt. Diese entschlossen sich kurzerhand dazu, ihren Bürgern ein Weihnachten in Quarantäne zu ersparen, und setzten ihre Tests schon Anfang statt Mitte Dezember an.

Erst am Wochenende vor dem Start der Anmeldephase setzte eine Tochterfirma von A1 die Plattform dafür "unter Zeitdruck" auf. Immer wieder gab es Ausfälle. Wegen eines Datenlecks musste die Seite zwischenzeitlich vom Netz genommen werden, mindestens achthundert Bürger sollen Daten fremder Menschen angezeigt bekommen haben.

Womöglich hätte man sich die Pannen ersparen können, hätten sich Kanzler und Regierungskollegen auf eine Linie verständigt, diese dann gemeinsam mit den Bundesländern ausgearbeitet und erst dann öffentlich präsentiert. Das hätte aber gedauert, mitsamt mehrerer Gefahren für Kurz: Erstens hätte jemand die Pläne vorab an die Öffentlichkeit spielen und ihm so das Rampenlicht stehlen können; zweites wären der "harte Lockdown" und die Diskussion über Regierungsfehler im Pandemie-Management stärker medial diskutiert worden. Denn die österreichweiten Massentests führten bisher vor allem dazu, dass mehr über deren Konzeption und Pannen gesprochen wurde als darüber, dass allein im November 2.000 Menschen in Österreich an Corona verstorben sind.

Allerdings hätte eine größere Vorlaufzeit dafür gesorgt, dass dem Konzept der Massentests stärker vertraut wird und somit der Eindruck eines aktiven Corona-Managements verfestigt wird.

Viele zerstörte Konzepte

Es ist nicht das erste eigentlich kluge Konzept, das scheitert: Viel Häme gab es für das von der WKÖ aufgesetzte und vom Wirtschaftsministerium präsentierte "Kaufhaus Österreich", das nicht als besonders nutzerfreundlich wahrgenommen wird.

Auch vor der zweiten Welle zerstörte eine uneinheitliche Kommunikation sinnvolle Konzepte, beispielsweise die Stopp-Corona-App, bei der die ÖVP eine verpflichtende Nutzung ins Spiel brachte – öffentlich etwa in Form von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka; oder die Corona-Ampel, die "entschärft wurde", sodass die Politik die Entscheidungshoheit über die Einfärbung eines Bezirks samt Maßnahmen übrig hatte. (Jan Michael Marchart, Gabriele Scherndl, Fabian Schmid, 4.12.2020)