Kundenschlangen vor Geschäften, Aufläufe in Einkaufszentren, solche Bilder sind derzeit eher Bilder des Grauens.

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Wien – Der kommende Montag wird eine Herausforderung. Einerseits hoffen die Händler am 7. Dezember, dem ersten Einkaufstag nach dem Lockdown, auf mehr Umsatz. Andererseits wären weniger Kunden pandemiebedingt mehr als vorteilhaft. Die Chance, dass Letzteres eintritt, ist allerdings gering.

Folgt man einer repräsentativen Umfrage, die das Gallup-Institut gemeinsam mit dem Institut für Handel & Marketing der Wirtschaftsuniversität Wien vom 25. bis 29. November durchgeführt hat, ist im heimischen Einzelhandel mit einem regelrechten Sturm auf die Geschäfte zu rechnen. Denn mehr als die Hälfte der Österreicher (53 Prozent) habe zu Beginn dieser Woche den geplanten Weihnachtseinkauf noch nicht erledigt, heißt es in einer Aussendung. Jeder Zweite wartet demnach auf die Wiedereröffnung der Geschäfte am Montag.

Der geschäftsoffene Feiertag am 8. Dezember gleich nach dem Lockdown zählt üblicherweise zu den einkaufsstärksten Tagen im Jahr. Dementsprechend sei er auch heuer in Bezug auf die Pandemie ein "Schlüsseltag", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstag in der "ZiB 2". Er appellierte an den Handel, die Beschränkungen einzuhalten und diese so vorzubereiten, dass sich nicht an der "einfachen Mitarbeiterin" oder dem "einfachen Mitarbeiter" abgeladen werden. Die Exekutive würde "sehr penibel und sehr schwerpunktmäßig" kontrollieren. Gleichzeitig sollten auch Konsumentinnen und Konsumenten bedenken: "Auch der 9. Dezember ist noch ein Tag", meinte Anschober.

Einkaufszentren und Fachhandel

Setzen die Menschen in die Tat um, was sie in der Umfrage angeben, werden den Ansturm in erster Linie die Einkaufszentren (48 Prozent) erleben – gefolgt von Drogeriemärkten und Parfümerien (44 Prozent). Auch im Fachhandel dürfte einiges los sein. Baumärkte, Spielzeug und Elektronik, Bücher und Bekleidung stehen bei 42 Prozent auf der Liste. Kleine lokale Geschäfte werden nach Einschätzung der Experten mit 39 Prozent stärker profitieren als Kaufhäuser (32). Supermärkte, die auch während des Lockdowns geöffnet haben, haben wenig überraschend nur gut ein Viertel auf dem Schirm.

Bleibt noch der große Rest, der mit Onlineshopping das Auslangen finden will. Vier von zehn Befragten kaufen im Internet, in erster Linie bei Amazon. "Heimische Onlineplattformen spielen im Onlinehandel nur eine untergeordnete Rolle", so Gallup-Chef Michael Nitsche. "Der Lockdown wirkt daher als riesige Werbekampagne für Amazon und leitet einen beträchtlichen Teil der verfügbaren Budgets dorthin um. Der Verlierer sind der Handel und die österreichische Finanzverwaltung, die geringere Steuereinnahmen lukriert." Weniger als 20 Prozent der Onlinekäufer würden versuchen, ausschließlich bei österreichischen Anbietern zu kaufen, ergänzt Handelsforscher Anton Salesny von der Wirtschaftsuniversität Wien. Der Gewinner der Krise heiße eindeutig Amazon.

Gerne ins Geschäft

Trotzdem habe der stationäre Einzelhandel auch dieses Jahr für die Konsumenten hohe Bedeutung für den Kauf von Weihnachtsgeschenken, so der Forscher. Die erfreuliche Nachricht für kleine Händler: "Zahlreiche Konsumenten planen, ihre Weihnachtseinkäufe in kleinen lokalen Geschäften zu erledigen."

Ein kleiner Teil der Bevölkerung (16 Prozent) hatte übrigens während der Befragung auch die Hoffnung noch nicht aufgegeben, das eine oder andere Geschenk auf Weihnachtsmärkten erstehen zu können. (rebu, 4.12.2020)