Kleiner Turbo

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Die Zwergspitzmaus verbraucht mehr Energie als ein Elefant.
Foto: Picturedesk.com / ANP KINA

Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von vier bis sechs Zentimetern und einem Gewicht von zwei bis acht Gramm ist die Zwergspitzmaus das kleinste Säugetier Österreichs. Anders als Mäuse sind Spitzmäuse keine Nagetiere, sondern gehören zu den Insektenfressern. Trotz ihrer geringen Größe hat die Zwergspitzmaus einen enormen Nahrungsbedarf – oder eigentlich genau deswegen: Allgemein haben kleine Tiere eine viel höhere Stoffwechselrate als große. Ein Gramm Körpergewicht einer Spitzmaus verbraucht hundertmal mehr Energie als ein Gramm Elefant.

So benötigt die Zwergspitzmaus täglich das 1,25-Fache ihres Körpergewichts an Nahrung, und zwei bis drei Stunden ohne Fressen genügen, um sie verhungern zu lassen. In Anpassung an die geringere Nahrungsverfügbarkeit im Winter schrumpft die Zwergspitzmaus im Herbst um rund ein Fünftel, inklusive Gehirn und Rückgrat. Im Frühjahr wächst sie wieder, bleibt aber etwas kleiner. Da sie aber höchstens 13 Monate alt wird, macht sie die Prozedur nur einmal durch.

Ein Sparmeister

Beneidenswert in diesen Tagen? Das Faultier schläft bis zu 20 Stunden am Tag.
Foto: Imago / Steffen Schellhorn

Faultiere sind Meister im Energiesparen: Sie schlafen bis zu 20 Stunden pro Tag, und ihre Körpertemperatur, die schon tagsüber nur rund 33 Grad beträgt, kann in der Nacht bis auf 24 Grad absinken. Ihre Stoffwechselrate liegt bei 40 bis 45 Prozent vergleichbar großer Tiere. Ihre Nahrung sind fast ausschließlich nährstoffarme Blätter, deren Verdauung bis zu sieben Tage dauern kann.

Auch die Ausscheidung erfolgt nur etwa alle acht Tage, und zwar auf dem Boden. Dort können die Tiere nur robben und fallen daher leicht Beutegreifern zum Opfer. Dass sie ihre Bäume trotzdem verlassen, dürfte an einem speziellen Dreiecksverhältnis mit Grünalgen und Motten liegen, die in ihrem Fell leben: Die Motten paaren sich dort, legen ihre Eier aber auf dem Boden in den Faultierkot, wo sie sich zu Insekten entwickeln.

Beim nächsten Bodenkontakt des Faultiers nisten sich die neuen Motten in seinem Haarkleid ein. Die Überbleibsel toter Motten und Kotreste fördern ihrerseits das Wachstum von Grünalgen im Fell, die für die Faultiere eine Zusatznahrung darstellen.

Fliegen im V

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Nicht nur das prächtige Federkleid zeichnet den Waldrapp aus.
Foto: Picturedesk.com / F1Online / Alex Wurditsch

Zugvögel brauchen eine Menge Energie, um ihre Reise zu bewältigen. Viele große Arten, wie etwa der Weißstorch, schaffen das nur, indem sie lange Strecken im Gleitflug zurücklegen. Eine andere Methode, den Energiebedarf zu reduzieren, stellt die Wanderung in V-Formation dar, wie es etwa Gänse oder Kraniche tun.

Auch der stark bedrohte Waldrapp zieht in dieser Anordnung. Wie Forscher des um seine Wiederansiedlung in Europa bemühten Fördervereins Waldrappteam zeigen konnten, fliegen die Waldrappe dabei so, dass sie vom Auftrieb, der von Wirbeln des Vordervogels erzeugt wird, maximal profitieren. Außerdem koordinieren sie ihre Flügelschläge mit dem voranfliegenden Artgenossen und sparen auf diese Weise Energie.

Man nimmt an, dass die Vögel den Winter ursprünglich in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel verbracht haben. Heute gibt es wieder eine Kolonie im Salzburger Kuchl und eine in Bayern. Normalerweise werden die Jungvögel mithilfe von Ultraleichtflugzeugen zum Überwintern in die Toskana geleitet.

Kleiner Langstreckenflieger

Die eigentlich recht unscheinbare Küstenseeschwalbe legt besonders lange Zugstrecken zurück. Ihr Geheimnis: die Fettreserven.
Foto: Imago

Die Küstenseeschwalbe gilt als der Zugvogel mit der längsten Zugstrecke, denn sie brütet um den Nordpol, überwintert aber in den Regionen um den Südpol. Hin und retour legen die Vögel eine Strecke von bis zu 40.000 Kilometern zurück, wobei einzelne Individuen bis zu 90.000 wandern können.

Während die Küstenseeschwalbe dazwischen auch Pausen macht, stellte kürzlich eine Pfuhlschnepfe den Rekord im Nonstopflug auf, indem sie eine Strecke von 12.000 Kilometern, nämlich von Alaska nach Neuseeland, in nur neun Tagen bewältigte. Möglich werden solche Leistungen durch diverse physiologische Anpassungen von Langstreckenziehern. So können sie unter anderem große Mengen leichter und energiedichter Fette zu den Brustmuskeln transportieren. Außerdem sind sie imstande, ihren Energieverbrauch zu einem wesentlich höheren Anteil aus Fettreserven zu decken, als das andere Wirbeltiere bei Ausdauerleistung können.

Im Zuge der Erderwärmung könnte die Küstenseeschwalbe zu den Verlierern gehören: einerseits durch Lebensraumverlust, andererseits durch zurückgehende Bestände von Beutefischen, die durch steigende Meerestemperaturen verursacht werden können.

Gruppenkuscheln in der Winterzeit

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Das Murmeltier senkt seine Körpertemperatur im Winter auf zwei bis drei Grad. Die Nähe des Kollektivs schützt es vor dem Erfrieren.
Foto: Getty Images / EyeEm / Enrique Ramos Lpez

Für bergbewohnende Pflanzenfresser wie das Alpenmurmeltier ist der Winter eine besonders ungemütliche Jahreszeit: Einerseits zehrt die Kälte an den Energiereserven, andererseits gibt es kaum etwas zu fressen. Murmeltiere überwinden diese Problematik durch Winterschlaf und im Kollektiv: Eltern und ihre Nachkommen mehrerer Generationen kuscheln sich im gemeinsamen Bau zusammen und halten sich gegenseitig warm.

Im Winterschlaf oder Torpor sinkt die Körpertemperatur auf zwei bis drei Grad, Atemfrequenz und Herzschlag werden weitgehend heruntergefahren, und die Hirntätigkeit setzt fast aus. Wie Wissenschafter des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmed-Universität Wien herausgefunden haben, bleiben ältere Männchen jedoch immer ein bisschen wärmer als Jungtiere und wärmen diese so auch im tiefen Torpor.

Ebenso wachen sie bei den zeitweiligen Aufwärmphasen früher auf, bleiben dabei aber in Körperkontakt mit den Jungen, wodurch diese passiv auf zwölf bis 15 Grad aufgeheizt werden. Auf diese Weise sinkt die Sterblichkeit des Nachwuchses beträchtlich. Sind keine oder nur sehr entfernt verwandte Junge im Bau, "heizen" die Erwachsenen übrigens nicht. (Susanne Strnadl, 20.11.2020)