Diese Watschen saß. Prinzessin Dianas Auftritt sei in den Achtzigerjahren ein "konventioneller britischer" "Upper Class"-Look gewesen, typisch Ascot, so was habe man zu Galaabenden im Royal Opera House getragen, rümpfte Alexandra Shulman vor einigen Tagen die Nase. Die einstige Chefredakteurin der britischen "Vogue" teilte in der Boulevardzeitung "Daily Mail" ordentlich aus. Offenbar hatte sich Shulman vorgenommen, mit der Legende aufzuräumen, dass "Shy Di", die schüchterne Diana, die in den Neunzigern unter ihr mehrmals auf dem "Vogue"-Cover zu sehen gewesen war, eine Stilikone gewesen sei.

Die Provokation ging auf. In der Kommentarspalte unter dem Artikel reiht sich ein rührseliger Kommentar an den anderen: "Ich habe mir die Haare damals wie Diana geschnitten" und "Für mich war sie immer eine Inspiration!".

Rüschenbluse zum Pullunder: So sieht Diana in der vierten Staffel der Netflix-Serie "The Crown" aus.
Foto: Netflix/The Crown
Mindestens so berühmt wie ihre Outfits: Dianas scheue Auftritte, hier verkörpert von Emma Corrin.
Netflix/ The Crown

Dass die Frau, die die Royals in den Neunzigern aus der Fassung brachte, nicht nur bis heute Emotionen hervorruft, sondern vermehrt modisch zitiert wird, ist hingegen nicht zu übersehen. Es sind vor allem ihre Auftritte in kastigen Blazern, Radlerhosen, Sweatern, die von weiblichen Hipstern auf Instagram rauf und runter zitiert werden, der "Guardian" adelte sie zur Stilikone des Jahres 2020, Emma Corrin, die Diana-Darstellerin in der Netflix-Serie "The Crown", landete im Oktober auf dem Titel der britischen "Vogue". Selbst Hedi Slimane scheint beim Entwerfen seiner aktuellen Celine-Kollektion an den Baseballkappen-Look von Diana gedacht zu haben.

Die Begeisterung geht so weit, dass das Strickunternehmen Muir and Osborne einen Pullover neu auflegte, den Diana erstmals 1980 während eines Polo-Matchs getragen hatte – und der als Botschaft an die Öffentlichkeit verstanden wurde: Den roten Strickpulli zieren weiße Schafe, dazwischen ein schwarzer Vierbeiner. Die Prinzessin kann guten Gewissens als erste royale Influencerin bezeichnet werden. Sie hatte bereits vor Anbruch des Social-Media-Zeitalters einen Riecher für Bilder, die im Gedächtnis bleiben.

Dianas legendärer Pullover ist erhältlich bei Rowing Blazers.
Foto: Hersteller

Kein Wunder, dass das "schwarze Schaf" auf Instagram und demnächst dann auf Netflix weiterlebt. (Anne Feldkamp, 12.11.2020)