Die neuen Smartphones von Google: Pixel 4a (5G) und Pixel 5.

Foto: Google

Auf den ersten Blick scheint alles wie gewohnt: Einmal mehr präsentierte Google am Mittwochabend jene Geräte, an denen die eigene Hardwareabteilung im vergangenen Jahre gearbeitet hat. Und doch macht das Unternehmen im Jahr der Pandemie so manches anders als in den Vorjahren. Das beginnt mit einem deutlich reduzierten Event, der wie so viele andere heuer lediglich online stattfindet, setzt sich aber auch in der Hardware selbst fort.

Pixel 5

Mit dem Pixel 5 nimmt Google eine Richtungsänderung für seine Smartphone-Serie vor. Statt sich wie in den Vorjahren mit der Konkurrenz im Premiumbereich zu matchen, setzt man die neue Hardwaregeneration sowohl leistungsmäßig als auch preislich eine Stufe darunter an. Eine Art "Zurück zu den Basics", dem auch einige beim Pixel 4 noch viel beworbene Features zum Opfer gefallen sind. Aber der Reihe nach.

Eckdaten

Das Pixel 5 ist mit einem 6-Zoll-OLED-Bildschirm ausgestattet, der eine Auflösung von 2.340 x 1.080 Bildpunkten bietet, woraus sich eine Pixeldichte von 432 PPI ergibt. Das Seitenverhältnis beträgt 19,5:9. Vom Display her liegt es damit ziemlich genau zwischen dem Pixel 4 (5,7 Zoll) und dem Pixel 4 XL (6,3 Zoll), was aber vor allem auf den reduzierten Rahmen rund um den Bildschirm zurückzuführen ist. Von den Abmessungen her fällt das Pixel 5 nämlich ziemlich kompakt aus. Die 144,7 x 70,4 x 8,0 mm bei einem Gewicht von 151 Gramm bedeuten, dass das neue Google-Smartphone zwar minimal breiter als das Pixel 4 ist aber gleichzeitig auch eine Spur kürzer, dünner und leichter. Wer es lieber größer hätte, hat heuer zumindest bei Google Pech gehabt: Eine XL-Version des Pixel 5 wird es nicht geben.

Das Pixel 5.
Grafik: Google

Doch noch einmal zurück zum Bildschirm: Dieser kann erneut mit 90-Hz-Support aufwarten, gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass man nicht ganz mit den 120 Hz manch aktueller High-End-Geräte mithalten kann. Geschützt wird das Display durch Gorilla Glass 6 und somit die neueste Generation des gehärteten Glases, die einen noch besseren Schutz vor Beschädigungen aller Art verspricht.

Die Sensoren-Phalanx ist Geschichte

Links oben wird das Display durch einen Punchhole-Ausschnitt für die Frontkamera durchbrochen. Deren Spezifikationen sind mit 8 Megapixel, f/2.0, 83 Grad Blickwinkel und einem festen Fokus angegeben. Wer in den vergangenen Jahren gut aufgepasst, weiß auch, dass hier jede Menge Technik im Vergleich zum Pixel 4 fehlt. Der Miniradar des Project Soli wurde ebenso gestrichen wie die aufwändige Gesichtserkennung. Stattdessen gibt es wieder einen klassischen Fingerabdrucksensor auf der Rückseite.

Als Prozessor kommt ein Snapdragon 765G zum Einsatz und damit Qualcomms Chip der oberen Mittelklasse, der auch beim Oneplus Nord verwendet wird. Dieser beinhaltet eine Adreno-620-GPU. In Summe sollte die Leistung des 765G irgendwo zwischen Pixel 3 und Pixel 4 liegen. Das RAM fällt dafür mit 8 GB etwas großzügiger als bei der Vorgängergeneration aus, die noch mit 6 GB auskam.

Kamera-Twist

Bei der Kamera gibt es eine bemerkenswerte Änderung – allerdings nicht beim Hauptsensor. Dieser ist mit seinen 12,2 Megapixel, f/1.7 und einer Pixelgröße von 1,4 μm nämlich erneut der selbe wie schon bei den letzten Generationen von Googles Smartphone. Allerdings gibt es heuer zwar erneut eine zweite Kamera, dabei hat man aber von einer Tele- auf eine Weitwinkel mit einem Blickwinkel von 107 Grad gewechselt. Der dafür genutzte Sensor ist mit 16 Megapixel angegeben, die Blende beträgt f/2.0. Zumindest gibt es in Hinblick auf die Videofähigkeiten ein leichtes Upgrade: Erstmals unterstützt ein Pixel-Smartphone nun nämlich 4K bei 60 Bildern pro Sekunden, bei 1080p wird das Limit auf 240 FPS angehoben.

Made by Google

Die Stärken von Googles Kameras stecken traditionell aber ohnehin primär in der Software. Mit der neuen Gerätegeneration kommt ein "Portrait Light"-Modus hinzu, mit dem bei Porträtbildern nachträglich die Ausleuchtung verändert werden kann. Ebenfalls neu ist, dass der Porträtmodus jetzt auch mit der Nachtsicht kombiniert werden kann. Zudem verspricht generell Google erhebliche Qualitätsverbesserungen für seinen HDR+-Modus.

Eher schwach sind die Google-Geräte hingegen üblicherweise bei Videoaufgaben. Diesen Ruf will man ändern, und führt einige neue Features in diesem Bereich ein. So gibt es einige neue Stabilisierungsmodi– etwa einen, bei dem ein Objekt zentriert werden kann. Zudem führt man einen "Kinoeffektmodus" ein, der unter anderem "cineastische Kameraschwenks" bieten soll.

5G

Eine zentrale Überlegung bei der Wahl des Chips dürfte der integrierte 5G-Support gewesen sein, zumal dieser hier – im Gegensatz zum stärkeren Snapdragon 865 – auch direkt integriert ist, was Stromverbrauch und Kosten im Zaum hält. Abgedeckt wird dadurch zwar "nur" der Sub-6-Bereich, aber das ist ohnehin alles, was es in Europa in der näheren Zukunft geben wird. Wie gewohnt gibt es neben dem Nano-SIM-Slot auch eine integrierte eSIM, beide können parallel im Dual-SIM-Betrieb eingesetzt werden. WLAN5 und Bluetooth 5.0 sind ebenfalls mit dabei.

Das größte Upgrade im Vergleich zum Vorgänger gibt es beim Akku: Dieser ist nun mit 4.080 mAh angegeben, ein massiver Fortschritt im Vergleich zum in dieser Hinsicht viel kritisierten Pixel 4 mit seinen 2.800 mAh. Das alleine sollte bereits für ein massives Upgrade bei der Akkulaufzeit sorgen. Google fügt aber noch einen "Extreme Battery Saver" hinzu. In diesem Modus werden nur ausgewählte Apps aktiv gehalten, und zusätzliche Systemdienste beschränkt. Dieses Feature soll übrigens im Rahmen eines Pixel Feature Drops auch für ältere Pixel-Geräte kommen.

Weniger Begeisterung dürfte hingegen das Schnelladen mit "nur" 18 Watt sorgen, im Jahr 2020 sind hier viele andere Hersteller schneller. Dafür gibt es wieder drahtloses Laden nach dem Qi-Standard. Zumindest für Google ist es dabei eine Premiere, dass dieser Energieaustausch nun auch in die andere Richtung geht, etwa um unterwegs Earbuds mit dem Akku des Smartphones zu laden.

Vermischtes

Der lokale Speicherplatz liegt bei 128 GB, es gibt Stereo-Sound, und das Gerät ist nach IPX8 vor Wasser geschützt. Das Gehäuse des des Pixel 5 ist übrigens aus Aluminium. Wer sich jetzt fragt, wie denn das mit drahtlosem Aufladen zusammenpasst: Es gibt einen kleinen Ausschnitt, der mit Kunststoff abgedeckt ist und durch den der Strom übertragen wird. Durch die Lackierung ist dieser für die Nutzer aber nicht sichtbar. Ebenfalls wieder mit dabei ist Googles eigener Sicherheitschip Titan M. Als Software wird das Pixel 4 mit dem aktuellen Android 11 ausgeliefert, Google verspricht einmal mehr drei Jahre an großen Updates und Sicherheitsaktualisierungen.

Verfügbarkeit

Das Pixel 5 wird in Schwarz sowie einem recht eigenwilligen Graugrün namens "Sorta Sage" angeboten. Der Preis liegt bei rund 620 Euro, im Handel soll es ab Mitte Oktober verfügbar sein. Dabei gilt allerdings einmal mehr eine wichtige Einschränkung: In Österreich bringt Google das Pixel 5 nicht offiziell auf den Markt, da es aber in Deutschland verkauft wird, dürfte es über Händler auch hierzulande bald erhältlich sein. Ein interessantes Detail: Wer das Gerät im deutschen Google Store vorbestellt, bekommt Boses QC-35-II-Kopfhörer kostenlos dazu. Wer diese separat kauf, zahlt im Moment rund 220 Euro.

Pixel 4a (5G)

Wer ein etwas größeres Smartphone von Google sucht, dem bleibt im Jahr 2020 zumindest noch eine andere Option – auch wenn die andere Nachteile birgt: Beim Pixel 4a (5G) handelt es sich, wie der Name schon verrät, um den großen Bruder des bereits im August vorgestellten Pixel 4a. Von der Ausstattung her ist es aber eine Art Mix zwischen Pixel 4a und 5.

Pixel 4a (5G)
Foto: Google

Der Bildschirm ist hier 6,2 Zoll (2.340 x 1.080 Pixel) groß, ein Punchhole-Design gibt es ebenso. Allerdings muss man in diesem Fall mit 60 Hz auskommen, zum Schutz gibt es "nur" das etwas ältere Gorilla Glass 3. Das Gehäuse ist vollständig aus Polykarbonat, trotzdem ist das Pixel 4a (5G) etwas schwerer als das Pixel 5 – konkret wiegt es 168 Gramm. Das liegt freilich daran, dass es mit 153,9 x 74,0 x 8,2 mm eben auch größer ist. Einen Schutz vor Wasser und Staub vermisst man beim Pixel 4a (5G) ebenso wie die Möglichkeit des drahtlosen Aufladens.

Den Prozessor teilt man sich wiederum mit dem Pixel 5. Es gibt also auch hier den Snapdragon 765G, dem allerdings "nur" 6 GB RAM zur Seite gestellt sind. Wie der Name bereits verrät, gibt es natürlich auch 5G-Support samt Nano-SIM und eSIM. Der Kameraaufbau ist exakt deckungsgleich mit jenem des Pixel 5. Der Akku fällt mit 3.885 mAh hingegen eine Spur kleiner aus. Der lokale Speicherplatz liegt erneut bei 128 GB, Stereosound gehört ebenfalls dazu. Und als Besonderheit gibt es beim 4a-Abkömmling sogar eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse. Auch dieses Gerät wird von Haus aus mit Android 11 samt diverser Google-Extras ausgeliefert.

Der Preis für das Pixel 4a (5G) liegt bei 499 Euro, es soll ab November erhältlich sein. Und wie sieht es mit der Verfügbarkeit aus? Einmal mehr gilt: ja in Deutschland, nein in Österreich – zumindest nicht von Google selbst. An Farbvarianten stehen Schwarz und Weiß zur Auswahl.

Chromecast

Eine Rundumerneuerung verpasst Google seinem Chromecast. Die neueste Hardwaregeneration fällt etwas größer als die letzte aus, das Konzept als Streaminggerät, das an einem HDMI-Anschluss des Fernsehers hängt, bleibt aber dasselbe. Das offiziell "Chromecast mit Google TV" genannte Device bietet 4K und HDR/Dolby-Vision-Support – das war aber auch schon beim aktuellen Chromecast Ultra der Fall. Die zentrale Neuerung wird dadurch signalisiert, dass nun eine Fernbedienung mitgeliefert wird.

Das neue Chromecast gibt es in drei Farben.
Foto: Google

Statt der simplen Cast-Oberfläche läuft auf dem neuen Chromecast nun also ein vollständiges Android TV, das über die erwähnte Fernbedienung gesteuert wird. Die Software wurde allerdings mit einer neuen Oberfläche versehen, die Inhalte aus unterschiedlichen Apps zentral am Homescreen zusammenführt. Es werden also Titel von Netflix direkt neben welchen von Prime Video oder auch Youtube vorgeschlagen. Diese neue Softwaregeneration nennt das Unternehmen "Google TV", in den kommenden Monaten soll diese auch für andere Android-TV-Geräte verfügbar gemacht werden. Als Basis läuft das Ganze derzeit noch auf Android 10, ein Update auf Android 11 sollte aber bald folgen.

Details

Die Fernbedienung ist zwar generell simpel gehalten, bietet aber auch Extra-Knöpfe für den Schnellzugriff auf Youtube und Netflix. Auch einen eigenen Button für den Google Assistant gibt es, über den die Sprachsteuerung abgewickelt werden kann. An Software wird hier alles unterstützt, was so von Android TV bekannt ist. Etwas verblüffend ist aber, dass der offizielle Support für Googles eigenen Spielestreamingdienst Stadia laut dem Unternehmen selbst erst in der ersten Hälfte 2021 folgen soll. Wer sich mit der Fernsteuerung so gar nicht anfreunden kann, der darf beruhigt werden: Natürlich bietet auch die neue Hardwaregeneration wieder Cast-Support, um via Smartphone Inhalte an den Fernseher zu schicken.

Google Deutschland

Ein durchaus interessantes Detail: Das neue Chromecast hat einen USB-C-Anschluss, der neben der Stromversorgung auch dazu genutzt werden kann, einen Hub anzuschließen. Dies sollte in Kombination mit Android TV einige interessante Nutzungsszenarien eröffnen.

Preis

Der Preis für das Chromecast mit Google TV liegt bei 69 Euro und damit zehn Euro unter dem älteren 4K-Modell, dem Chromecast Ultra. Aus unerfindlichen Gründen wird auch das neue Chromecast vorerst nur in einigen wenigen Ländern verkauft, zu denen – Überraschung – zwar Deutschland (ab Mitte Oktober), aber nicht Österreich gehört. Eine Ausdehnung der Verfügbarkeit ist hier aber zumindest geplant, bei den Smartphones sollte man sich in dieser Hinsicht hingegen lieber keine Hoffnung machen.

Nest Audio

Mit dem Nest Audio löst Google nach fünf Jahren endlich den allerersten seiner smarten Lautsprecher ab – den Google Home. Die neue Hardwaregeneration sieht nicht nur komplett anders aus, sie verspricht vor allem auch einen erheblich besseren Klang. Dazu gibt es als Lautsprecher einen 75-mm-Woofer und einen 19-mm-Tweeter nach eigenem Design von Google. Damit soll der Klang nicht nur wuchtiger, sondern auch qualitativ erheblich besser sein.

Das Nest Audio folgt dem Google Home aus dem Jahr 2015. Die Hülle ist aus zu 70 Prozent recyceltem Kunststoff.
Foto: Google

Für ein ansprechendes Klangerlebnis sollen zudem diverse Software-Features sorgen. So soll das Bass-Niveau ebenso dynamisch angepasst werden wie sich der Lautsprecher generell an der akustischen Beschaffenheit des Raums sowie an Umgebungsgeräuschen ausrichtet. Außerdem gibt es noch einen automatischen Equalizer, der die Ausgabe für die jeweils gerade abgespielten Inhalte optimiert.

Kombinationen

Es ist möglich, sowohl zwei Nest Audio zu einem Stereo-Verbund zusammenzufügen als auch sie in größere Gruppen zusammenzufassen – etwa um im gesamten Haus Musik synchron wiederzugeben. Mit 17,5 x 12,4 x 7,8 Zentimetern ist der neue smarte Lautsprecher etwas größer als der Google Home. Der zentrale Unterschied liegt aber im Gewicht von 1.200 Gramm – dieses ist im Vergleich mit dem Vorgänger nämlich mehr als doppelt so hoch.

So sieht der Lautsprecher von innen aus.
Foto: Google

Assistant

Gedacht ist das Ganze aber natürlich nicht nur als schnöder Lautsprecher, sondern als Bestandteil des smarten Zuhauses. Der Nest Audio beinhaltet also drei Mikrofone, über die dem Google Assistant die gewohnten Sprachbefehle von Wissensfragen bis zur Steuerung des Lichts vermittelt werden können. Mit dabei ist übrigens ein eigener Chip, der die Spracherkennung vollständig lokal vornimmt – das klappt derzeit aber nur in den USA. Alternativ können Inhalt via Google Cast oder Bluetooth an den Lautsprecher geschickt werden.

Den Nest Audio kann ab sofort um 99 Euro vorbestellt werden, und jetzt kommt die wahre Sensation: vom Start weg auch in Österreich. Geliefert wird dann ab dem 15. Oktober. (Andreas Proschofsky, 30.9.2020)