Mitglieder der Jüdischen Historischen Kommission 1950 bei der Sichtung von gerade geborgenen Teilen des Oyneg-Shabes-Archivs, Warschau.

Yad Vashem Photo Archive, Jerusalem

Linz – Wer heute am Haus mit der Nummer 63 in der Linzer Goethestraße vorbeispaziert, erfährt auf den ersten Blick nichts über die Historie des eigentlich unscheinbaren Hauses. Doch es lohnt sich ein zweiter Blick: Wenige Wochen nach Kriegsende wurde hier die "Jüdische Historische Kommission" als Anlaufstelle für jüdische "Displaced Persons" eingerichtet. Gesammelt wurde dort Material zur Dokumentation der Verfolgung und Ermordung von Juden während der NS-Herrschaft. Unter Leitung des aus dem KZ Mauthausen befreiten Simon Wiesenthal. In Linz wurde so der Grundstein für die Dokumentation des NS-Unrechtsregimes und die Verfolgung der Täter gelegt.

20 Lebensgeschichten

Wiesenthal ist nun auch zentrale Figur einer neuen Ausstellung der Linzer Kunstuniversität gemeinsam mit dem Haus der Geschichte Österreich und der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz. Mit "Verfolgen und Aufklären" setzt man dem wohl bekanntesten "Nazi-Jäger" und 19 weiteren Pionieren der Holocaust-Forschung ein Denkmal.

"Die Kunstuniversität trägt eine besondere Verantwortung angesichts der Geschichte der Brückenkopfgebäude am Hauptplatz. Gerade der aktiven Auseinandersetzung mit der Zeit des NS-Regimes und mit dem Verhältnis von Ästhetik und Politik der Erinnerung werden wir uns auch in Zukunft widmen", erklärt Rektorin Brigitte Hütter.

Ruf nach öffentlicher Ehrung

Für die Experten ist die Ausstellung alleine aber zu wenig. Konkret fordert man anlässlich des 15. Todestags von Simon Wiesenthal eine Ehrung im öffentlichen Raum. "Simon Wiesenthal hat unerschütterlich für die Rechtsstaatlichkeit und die Aufarbeitung des NS-Terrors gekämpft. In Linz hat er 15 Jahre lang gewirkt. Eine Würdigung, die ihn sichtbar in die Stadt einschreibt, fehlt allerdings noch. Als Historikerin und als Linzerin schlage ich daher vor, anlässlich seines 15. Todestags eine Straße oder einen Platz in Linz nach ihm zu benennen", sagt Monika Sommer, Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich. (Markus Rohrhofer, 21.9.2020)