Betrifft: Leserbrief von Peter Simonischek zur "Jedermann"-Polemik "Wehe dem, der ‚Gotts Gesetze nit erkennen mag‘ von Anton Thuswaldner

Thuswaldners Text lohnt sich allein schon wegen des Leserbriefs, den er provoziert hat: Peter Simonischek arbeitet sehr schön eine typische, sehr österreichische Denkweise heraus. Der Antiintellektualismus: Alles, was gescheit klingt, ist blöd. Der Gescheite ist eitel. Eitel ist immer der andere.

"Berührt und betroffen vom 'Jedermann'."
Foto: APA / Barbara Gindl

Der Gescheite will nichts als seine Gescheitheit demonstrieren, dieser Klugscheißer. Er hat Tag und Nacht die Lesebrille auf, versteht also das Sinnliche nicht. Er verachtet "das Publikum". Kritik, Skepsis unerwünscht, Betroffenheit und Rührung ist vorgeschrieben. Sie sind der letzte nicht mehr zu übertreffende Erfolg. Ein Seitenhieb gegen Karl Kraus fehlt nicht. Das ästhetische Dogma lautet im Originalton: "Die Menschen, Gläubige wie Atheisten, sind berührt und betroffen vom Jedermann." Man beruft sich auf "die Menschen" und auf ein "Fest des Augenblicks".

Tja, es gibt Menschen, die nachdenken und argumentieren. Darunter solche, die zu anderen Schlüssen als die Salzburger Kulturindustrie kommen. Thuswaldners Text ist ein erhellendes Beispiel dafür.

Franz Schuh, 1010 Wien

Verstärkendes "Ja"

Betrifft: "Und ja," – warum sagen das jetzt alle?" – Essay von Franz Schandl im ALBUM

Als Urheberin des "Ja, Beistrich, Atempause" diagnostiziere ich Mary Vassilakou, die in ihren oft provokanten Statements ihren Punkt klargemacht und unterstrichen hat.

In der Folge haben immer mehr Politikerinnen und Politiker dieses verstärkende "Ja" übernommen, bis es zum aktuellen "Und ja," mutiert ist. So, als ob das vorher Gesagte nicht ganz ernst gemeint gewesen wäre.

Karin Lehmann, 1040 Wien (11.8.2020)