Hilfsgüter für den Libanon werden am Flughafen von Teheran verladen. Aus Israel will die Regierung in Beirut jedoch keine Hilfe annehmen.

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Nach der gewaltigen Explosion in Beirut, die am Dienstag den Hafen völlig zerstörte und hunderttausende Einwohner der libanesischen Hauptstadt obdachlos machte, läuft die internationale Hilfe an. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte dem libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab am Donnerstag 33 Millionen Euro für die Finanzierung medizinischer Ausrüstung zu. Auch beim Wiederaufbau der zerstörten Stadtteile will die EU aktiv werden.

Österreich bietet die Entsendung einer Spezialeinheit des Bundesheers an. Eine Kompanie der Austrian Force Disaster Relief Unit (AFDRU) aus dem ABC-Abwehrzentrum Korneuburg wurde beim Notfallkoordinationszentrum der EU angemeldet. Binnen 24 Stunden könnte die Einheit in den Libanon verlegt werden. Für den Koordinierungsstab der UN (UNDAC) flog noch am Donnerstag der österreichische Bundesheeroffizier Gernot Hirschmugl in den Libanon. Auch zahlreiche andere Staaten schicken Rettungs- und Suchteams.

Zorn auf Regierung

Auf Hilfe vom südlichen Nachbarn verzichtet die libanesische Regierung jedoch. "Wir nehmen keine Hilfe von einem feindlichen Staat an", lautet die Devise. Ein israelisches Krankenhaus hatte angeboten, Verletzte zu versorgen, und auch Premierminister Benjamin Netanjahu bot humanitäre Hilfe "von Mensch zu Mensch" an.

Im Libanon steigt unterdessen der Zorn auf die Regierung. Dieser wird nicht zugetraut, die Krise zu meistern. Schließlich war das Land schon vor der Explosion wirtschaftlich im freien Fall. Seit Monaten demonstrieren die Libanesen gegen Korruption. Internationale Finanzspritzen bergen die Gefahr, dass sich erneut nur eine korrupte Elite bedient. (Michael Vosatka, 6.8.2020)