Länger als menschlich zumutbar ertrug sie die burgenländische Tropfenfolter, aber nach Hans Peter Doskozils auch den letzten Zweifler an seinem politischen Genie überzeugenden Auftritt bei Armin Wolf hat Pamela Rendi-Wagner zu einem therapeutischen Gegenschlag ausgeholt. "Verblüffender roter Beistand" konnte die "Kronen Zeitung" verblüfft vermelden: "Rendi-Wagner lobt nun das Krisenmanagement des burgenländischen Landeshauptmanns, dieser habe angekündigt, die Aufklärungsarbeit zu unterstützen, und auch einem Untersuchungsausschuss zugestimmt." Das muss man zugeben: Nach dem Desaster der Commerzialbank die Aufklärungsarbeit unterstützen zu wollen, ja sogar einem Untersuchungsausschuss zuzustimmen, zeugt von einem Krisenmanagement, das es verdiente, mit einem Goldblatt gewürdigt zu werden. Die Victor-Adler-Plakette wäre da unangemessen, schließlich gehört zu besagtem Management auch Doskozils Forderung, jeder Politiker, der in irgendeiner Form finanziell mit Martin Pucher verwickelt ist, müsse zurücktreten. Jeder!

Pamela Rendi-Wagner lobt Doskozils Krisenmanagement.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Man muss Rendi-Wagners Lob eher als ärztliche Intervention denn als politische verstehen, nach dem obersten hippokratischen Grundsatz: dem Patienten nicht schaden! Es liegt ja alles nur an dem verflixten Termin 14. Juli. Was war schon der stark überbewertete Sturm auf die Bastille in Paris gegen den Sturm auf die Commerzialbank in Mattersburg! Unmöglich, in diesen Stunden höchster weltgeschichtlicher Dramatik für sich selbst einen Überblick zu gewinnen, wer wann wen von der Schließung der Bank informiert haben wollte, und ob sich ein letzter Ansturm zu einer Auszahlung noch ausgezahlt habe. Da blieb dann nur noch die Flucht in das bewusste Krisenmanagement.

Zu groß für eine Schublad

Immerhin bleibt Doskozils Ruf als Cheftheoretiker der SPÖ unangetastet. Jedenfalls von sich selbst – nach dem, wie er sich im "Falter" seiner Partei wieder einmal als Vorbild empfohlen hat. "In welche Schublade passe ich denn? Ich bin sicherheitspolitisch konsequent pragmatisch und sicher nicht links. Wirtschaftspolitisch bin ich ganz sicher nicht neoliberal. Und sozialpolitisch natürlich eindeutig links. Ich mache Politik aus einer sozialpolitisch-humanistischen Prägung heraus."

Der Mann ist offensichtlich zu groß für eine Schublade, drei braucht er mindestens. Wie man eine Sicherheitspolitik, deren Pragmatik sich nicht von der der FPÖ unterscheidet, mit sozialpolitisch-humanistisch geprägter Politik unter einen Hut bringt, wenn man die jeweiligen Begriffe ernst nimmt, bedürfte einer Probe in der Praxis. Flüchtlingskinder aus Griechenland aufzunehmen, lehnt er jedenfalls entschieden ab, dafür gebe es keine rechtsstaatliche Basis. Sagt der Humanist.

Für den "Falter" sieht sich Doskozil als "Taktgeber der SPÖ". Es könnte natürlich an Corona liegen, dass sich wahnhafte Vorstellungen in unserer Gesellschaft ausbreiten. Werner Kogler etwa glaubt, die Regierungsarbeit trage grüne Handschrift, was in Spuren unvermeidlich, aber mit Rudolf Anschobers Umbauplan für das Gesundheitsministerium noch nicht bewiesen ist. Gar nicht zu reden vom derzeit bekanntesten Klosterneuburger, der 15 Jahre lang Vordenker der FPÖ gewesen sein will. Das ist ein schweres Unrecht an Herbert Kickl. (Günter Traxler, 6.8.2020)