Wien – Unmittelbar nach der Corona-Pause erhielten alle Klubs der zweiten österreichischen Fußballliga Besuch. Um einer möglichen Manipulation in den verbleibenden Spieltagen vorzubeugen, fingen Vertreter des Vereins Play Fair Code die Spieler nach einer Trainingseinheit ab. Den Profis sollte vermittelt werden, welche fatalen Folgen eine Spielmanipulation für die Karriere haben kann.

Leidtragend: Austria Klagenfurt.
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Verlockendes Setting

Das Setting in Österreichs zweithöchster Spielklasse war nämlich durchaus verlockend: Durch einen Beschluss des ÖFB-Präsidiums war ein Abstieg ausgeschlossen. Lediglich die Frage nach dem Aufsteiger musste geklärt werden, alle anderen Ergebnisse hatten keine weltbewegenden Konsequenzen.

Seit neun Jahren arbeitet die Bundesliga mit Play Fair Code – Verein zur Wahrung der Integrität im Sport (VWIS) zusammen. Ziel der Kooperation ist die "Schaffung von breitem gesellschaftlichem Bewusstsein für integren und fairen Sport", so steht es in der Vereinssatzung.

Antizipiertes Risiko

"Wir haben das Risiko in der zweiten Liga antizipiert", sagt Severin Moritzer dem STANDARD. "Wir standen daher im engen Austausch mit der Liga." Der VIWS, dessen Geschäfte Moritzer leitet, habe unter Einhaltung der Abstandsregeln "alles Menschenmögliche getan", um einen wirksamen Auffrischungskurs in Sachen Integrität abzuhalten.

Bei den Schulungen des Vereins sollen Athleten in persönlichen Gesprächen bezüglich Spielmanipulation und Wettbetrug sensibilisiert werden. Auch die richtigen Verhaltensweisen in schiefen Situationen werden den Sportlern aufgezeigt.

Kantersiege "seltsam"

Der letzte Spieltag sorgte unter Fußballfans jedenfalls für Stirnrunzeln. Austria Klagenfurt gewann gegen Wacker Innsbruck mit 6:1. Meister wurde jedoch die SV Ried, die den FAC 9:0 abfertigte. Das bessere Torverhältnis sprach letztlich für die Innviertler.

"Aus unserer Perspektive waren diese Ergebnisse seltsam und nicht erwartbar", sagt Moritzer. "Zuständig ist aber die Bundesliga. Ob sie etwas unternimmt und ein Verfahren einleitet, ist ihre Entscheidung."

Imageschaden

Austria Klagenfurt kündigte noch am Wochenende an, Protest einlegen zu wollen, und ärgerte sich über die schweigende Bundesliga. FAC-Geschäftsführer Christian Kirchengast sprach im STANDARD-Interview von einer eigenartigen Optik, die sich nicht leugnen lasse. Auch im Ausland, etwa beim britischen Guardian oder in der spanischen Marca, wundert man sich über die Entscheidung im Aufstiegsrennen.

"Imagemäßig macht der letzte Spieltag für alle Beteiligten – Sponsoren, Vereine und die Liga – kein gutes Bild", sagt Moritzer. Es sei schade, was am Freitag passiert sei. "Die Liga kann aber am allerwenigsten dafür, sie steht ja nicht auf dem Fußballplatz. Die Liga kann nur für den Rahmen für einen fairen Wettbewerb sorgen."

Keine Meldung

Der VIWS hat in den vergangenen Jahren eine Ombudsstelle in einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei eingeführt. Diese soll es allen Beteiligten im Sport erlauben, Informationen über geplante oder tatsächlich erfolgte Spielmanipulation abzugeben. Moritzer: "Nach derzeitigem Stand hat sich bei uns und der Ombudsstelle niemand gemeldet." (Lukas Zahrer, 3.8.2020)