Menschliche Spermien bewegen sich nicht wie Aale fort, sondern eher wie Otter – das berichtet ein britisch-mexikanisches Forscherteam im Fachblatt "Science Advances". Mittels moderner 3D-Mikroskopie hätten sie die mehr als 300 Jahre alte Annahme widerlegt, dass sich die Schwanzteile der Samenzellen von Seite zu Seite bewegen, schreiben die Forscher der Universitäten Bristol und Mexiko-Stadt.

Illustration der Spermienbewegung in 3D.
Illustration: polymaths-lab.com

Bereits im 17. Jahrhundert hatte der Niederländer Antoni van Leeuwenhoek mit einem einfachen Mikroskop Spermien beobachtet und ihre Schwimmbewegungen mit denen von Aalen verglichen. Dies sei aber eine optische Täuschung, schreiben Hermes Gadelha und Kollegen nun in ihrer Studie. Nach ihren Erkenntnissen schlängelt sich demnach nur eine Seite des Schwanzes. Um sich nicht im Kreis zu bewegen, drehten sich die Spermien wie Korkenzieher, ähnlich wie verspielte Otter im Wasser.

Polymaths Lab - University of Bristol

Komplexe Drehung

Die schnellen und synchronisierten Drehbewegungen sähen durch ein zweidimensionales Mikroskop so aus, als bewege sich der Schwanz symmetrisch von Seite zu Seite, so der Mathematiker Gadelha: "Menschliche Spermien haben herausgefunden, dass sich ihre einseitige Schwimmbewegung ausgleicht und sie vorwärts kommen, wenn sie sich rollen – ähnlich wie verspielte Otter."

Die Spermien hätten damit ein mathematisches Rätsel in mikroskopischem Maßstab gelöst, indem sie Symmetrie aus Asymmetrie geschaffen hätten, so der Wissenschafter. Die Drehung sei sehr komplex – und ein besseres Verständnis der Fortbewegung von Spermien für die Medizin von großer Bedeutung, sagte Ko-Autor Gabriel Corkidi und bezeichnete die Entdeckung als "revolutionär" für das Verständnis der natürlichen Befruchtung. "Das öffnet unsere Augen für die verblüffenden Fähigkeiten von Spermien." (red, APA, 3.8.2020)