Der FWF fördert vielversprechende Forschungsideen für Österreichs Zukunft. Im Hintergrund (v.l.): Jan Steinbrener (Institut für Intelligente Systemtechnologien, Uni Klagenfurt), Wissenschaftsminister Heinz Faßmann, FWF-Präsident Klement Tockner, Toma Susi (Fakultät für Physik, Uni Wien). Vorne (v.l.): Ariane Sadjed (Institut für Iranistik, ÖAW), Karin Albrecht-Schgör (Department für Medizinische Genetik, Molekulare und Klinische Pharmakologie, MedUni Innsbruck), Adelheid Wöhrer (Uniklinik für Neurologie, MedUni Wien).

Foto: FWF/Daniel Novotny

Wien – Im Zuge des neuen "1000-Ideen-Programms" des Wissenschaftsfonds FWF werden nun 24 mutige Ideen von Forschern mit insgesamt 3,4 Mio. Euro gefördert, gab der FWF am Donnerstag bekannt. Das Spektrum reicht von Drohnen, die sich selbst das Fliegen beibringen, bis zu einer neuen Malaria-Therapie. Mit dem Programm soll Hochrisiko-Forschung gefördert werden, um Österreichs Innovationskraft zu steigern.

Der FWF setzt mit dem "1000-Ideen-Programm" auf "unkonventionelle Projekte und neuartige wissenschaftliche Ansätze, die das Potenzial besitzen, einen Innovationssprung auszulösen". Es solle damit Freiraum für frische Forschungsansätze geschaffen werden, unabhängig von Erfahrung und Renommee eines Wissenschafters. Mehr als 400 Anträge langten in der ersten Antragsrunde ein, rund 300 davon entsprachen den Kriterien und wurden anonymisiert von einer 20-köpfigen internationalen Jury unter der Leitung von James Kirchner (ETH Zürich) beurteilt.

Bis zu 150.000 Euro für zwei Jahre

Die 24 geförderten Forscherinnen und Forscher von zwölf Universitäten und Forschungsstätten erhalten jeweils zwischen 100.000 und 150.000 Euro für ihr Projekt, das maximal 24 Monate dauert. FWF-Chef Klement Tockner zeigte sich über "die Vielfalt der High-Risk-Forschung" begeistert. Indem die Wissenschafter visionäre Ideen umsetzen können, würden sich die Chancen erhöhen, "dass sich wissenschaftliche Durchbrüche zum Wohle aller ergeben – und das auch dann, wenn die ursprüngliche Idee scheitern sollte".

Als Beispiel für ein gefördertes Projekt nannte der FWF den Physiker Jan Steinbrener von der Universität Klagenfurt. Er will einen neuen Ansatz entwickeln, um Drohnen zu steuern, und sich dabei am Entwicklungsprozess der menschlichen Motorik orientieren. Ziel ist, dass sich die Fluggeräte selbst das Fliegen beibringen.

Malariaforschung

Karin Albrecht-Schgör von der Medizinischen Universität Innsbruck wird für ihre Idee gefördert, einen völlig neuen Ansatz für eine Therapie für die zerebrale Malaria zu verfolgen, der direkt auf das Immunsystem ausgerichtet ist. Bei dieser Komplikation der Malariaerkrankung kommt es zu einer Beteiligung des Gehirns, sie endet speziell für Kinder oft tödlich.

Neue Wege in der Migrations- und Religionsforschung will Ariane Sadjed vom Institut für Iranistik der Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in ihrem "1000-Ideen"-Projekt gehen. Sie will jüdische und islamische Minderheiten in Österreich und ihre gemeinsamen Erfahrungen als Migranten und religiöse Minderheiten untersuchen und hofft, durch den Fokus auf Biografien und Alltagserfahrungen bestehende Narrative zu Identität und Zugehörigkeit aufzubrechen.

Alle bewilligten Projekte:

  • Karin Albrecht-Schgör: Therapie zerebraler Malaria mit Adenosin2a-Rezeptor-Blockade
    Medizinische Universität Innsbruck – Department für Medizinische Genetik, Molekulare und Klinische Pharmakologie
  • Kerstin Bellaire-Siegmund: Sox macht den Unterschied
    Medizinische Universität Innsbruck – Department für Medizinische Genetik, Molekulare und Klinische Pharmakologie
  • Frédéric Berger: Ein neuartiger epigenetischer Code
    Österreichische Akademie der Wissenschaften – Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie
  • Markus Faulhuber: Universelle Optimalität des hexagonalen Gitters
    Universität Wien – Fakultät für Mathematik
  • Wolfram Graf: Flussklänge – Ein Impuls für aquatische Organismen
    Universität für Bodenkultur Wien – Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement
  • Anja Hörger: Unsterbliche Titanen: Besitzt die Titanenwurz eine Keimbahn?
    Paris-Lodron-Universität Salzburg – Fachbereich für Biowissenschaften
  • Markus Muttenthaler: Mit Tiergiften durch die Blut-Hirn-Schranke
    Universität Wien – Institut für Biologische Chemie
  • Vanja Nagy: Reverses Engineering von Störungen neuronaler Entwicklung
    Ludwig Boltzmann Gesellschaft GmbH – Ludwig Boltzmann Institute for Rare and Undiagnosed Diseases
  • Michael Ornetzeder: Energiewende Folgenabschätzung
    Österreichische Akademie der Wissenschaften – Institut für Technikfolgen-Abschätzung
  • Michael Parzer: Die Kunst des Ankommens
    Universität Wien – Institut für Soziologie
  • Paolo Piovano: Mathematische Modellierung der Knochenregenation
    Universität Wien – Fakultät für Mathematik
  • Peter Pohl: Stressleitung durch Membranen
    Universität Linz – Institut für Biophysik
  • Ariane-Táhirih Sadjed: Narrative der Migration – Juden und Muslime als ‚Andere‘
    Österreichische Akademie der Wissenschaften – Institut für Iranistik
  • Stefan Rass: Computergestützte Verifikation existierender P/NP-Beweise
    Universität Klagenfurt – Institut für Angewandte Informatik
  • Stefan Scheiner: Holzmechanobiologie erklärt mittels Multiskalenmodellierung
    Technische Universität Wien – Institut für Mechanik der Werkstoffe und Strukturen
  • Rainer Schindl: ELPHI: Ein steuerbares Implantat für Chemotherapie im Gehirn
    Medizinische Universität Graz – Lehrstuhl für Biophysik
  • Jörg Schnecker: Tod – die verborgene Seite mikrobiellen Turnovers in Böden
    Universität Wien – Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung
  • Jan Steinbrener: Live fliegen lernen
    Universität Klagenfurt – Institut für Intelligente Systemtechnologien
  • Giulio Gino Maria Superti-Furga: Die humane Minizelle
    CeMM – Center for Molecular Medicine
  • Toma Susi: Positroniuminterferometrie
    Universität Wien – Fakultät für Physik
  • Peter Trebsche: Lost or Found? Mikroarchäologie bei Rettungsgrabungen
    Universität Innsbruck – Institut für Archäologien
  • Michael Trupke: Eine Uhr aus Licht
    Universität Wien – Quantum Optics, Quantum Nanophysics, Quantum Information
  • Dávid Szaller: Quantenoptische Phänomene in magnetoelektrischen Kristallen
    Technische Universität Wien – Institut für Festkörperphysik
  • Adelheid Wöhrer: Klonale Komplexität des Glioblastoms
    Medizinische Universität Wien – Universitätsklinik für Neurologie

(APA, 24.7.2020)