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Türkeis Präsident Erdoğan begründet die Reform mit schwieriger Kommunikation, Kritiker glauben, dass damit die traditionell regierungskritischen Kammern abgeschwächt werden sollen.

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Istanbul – Das türkische Parlament hat eine umstrittene Gesetzesänderung zur Neuorganisation von Anwaltskammern verabschiedet. Der von der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der ultranationalistischen MHP eingebrachte Entwurf wurde in der Nacht auf Samstag mit 251 zu 163 Stimmen angenommen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und die Internationale Juristenkommission hatten die geplante Reform scharf kritisiert. Das Vorhaben der Regierung ziele auf einen "politischen Zweck" ab, hatte es am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung geheißen. Ziel sei es, die Kammern politisch zu spalten. Das Vorhaben trage auch dazu bei, die Unabhängigkeit und Unparteilichkeit des Justizsystems zu untergraben.

Die Neuregelung ermöglicht die Gründung mehrerer Anwaltskammern in Provinzen mit mehr als 5.000 Mitgliedern wie Ankara und Istanbul. Die traditionell regierungskritischen Kammern vergeben Rechtsanwaltslizenzen und sprechen für die rund 128.000 Rechtsanwälte im Land. Der Istanbuler Verband hat mit 46.052 Registrierten die meisten Mitglieder. Die AKP argumentiert, dass die große Anzahl Mitglieder in den Anwaltskammern zurzeit die Kommunikation erschwere. (APA, 11.7.2020)