Im Pariser Klimaabkommen hat sich die internationale Staatengemeinschaft darauf geeinigt, die globale Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert unter zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. (Konkret ist damit der Zeitraum von 1850 bis 1900 gemeint.) Darüberhinaus wolle man sich um ein Limit von 1,5 Grad bemühen, so der Konsens.

Und es ist makaber: Als wäre dieser Temperaturwert selbst das Ziel und nicht das Vermeiden von dessen Erreichung, bewegt sich die Erde schneller als gedacht auf die Marke von 1,5 Grad plus zu. Die Weltwetterorganisation (WMO) meldet eine Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent, dass die globalen Durchschnittstemperaturen diesen Wert schon in einem der Jahre im Zeitraum 2020 bis 2024 erreichen. Dass sie während dieser Zeit in mindestens Monat auf mehr als 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau klettern, soll sogar eine 90-prozentige Chance haben.

Die Datengrundlage

Bei den Berechnungen unter Federführung des britischen Wetterdienstes Met Office wurden natürliche Klimavariationen und menschlicher Einfluss berücksichtigt, wie die WMO berichtet. Fazit: In diesem und jedem der kommenden vier Jahre werde die globale Durchschnittstemperatur mindestens ein Grad höher liegen als im vorindustriellen Zeitalter. Der Trend nach oben setzt sich also fort: Schon die Fünf-Jahres-Periode von 2015 bis 2019 war die bisher wärmste. Eine besonders drastische Prognose geben die Experten für die Arktis ab: Die Region dürfte sich schon heuer um mehr als das Doppelte des globalen Mittelwerts erwärmt haben.

Nicht eingeflossen sind in den Bericht allerdings mögliche Rückgänge der Treibhausgasemissionen durch den weltweiten Wirtschaftseinbruch in Folge der Coronavirus-Pandemie. WMO-Generalsekretär Petteri Taalas begründet dies so: "Wegen der Langlebigkeit von CO2 in der Atmosphäre geht man nicht davon aus, dass durch einen Rückgang der Emissionen in diesem Jahr die CO2-Konzentration in der Atmosphäre, die zu der Erwärmung führt, abnimmt." Und die Pandemie dürfe keine Ausrede dafür sein, den Klimawandel nicht mit koordinierten und nachhaltigen Maßnahmen zu bekämpfen. (red, APA, 10. 7. 2020)