Mit seiner Aussage belastet Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer sowohl die Ermittler als auch seinen ehemaligen Anwalt Hans-Moritz Pott, hier bei der Verhandlung im Februar 2020, schwer.

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Innsbruck – Die gegenseitigen Schuldzuweisungen gehen weiter. Bei der Fortsetzung des Prozesses gegen Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer, dem neben schwerem Betrug vorgeworfen wird, zwischen 2012 und 2019 mehrere Sportler beim Doping unterstützt zu haben, widerrief der Angeklagte nun seine Aussage, die er gegenüber der Polizei getätigt hatte. Die Beamten hätten ihn zu falschen Angaben gedrängt, sagte Mayer. Wenn er nicht gestehe, dürfe er nicht nach Hause gehen, habe man ihm gedroht. Da er sich in einer psychischen Ausnahmesituation befunden habe, sei er dem nachgekommen.

In Absprache mit seinem damaligen Anwalt habe er den Ermittlern bei seiner zweiten Einvernahme eine falsche Aussage geliefert. Auch die Polizei habe gewusst, dass Mayers Aussagen unrichtig seien. Die Staatsanwaltschaft beantragte beim Prozess am Donnerstag daraufhin eine Ausdehnung der Anklage gegen Mayer auf Verleumdung. Konkret gab Mayer an, er habe gelogen, als er aussagte, er habe Dopingmittel in Kroatien besorgt, um sie weiterzugeben. In Wahrheit habe er die Substanzen selbst verbraucht. Zudem habe er gelogen, als er angab, er habe dem Langläufer Johannes Dürr in einem Keller in Radstadt Blut abgenommen und er habe dem Langläufer Harald Wurm Blutbeutel übergeben. "Nichts davon stimmt", behauptete Mayer am Donnerstag vor Gericht.

Ex-Trainer sieht sich als Opfer

Mayer wirft den Ermittlern der Polizei vor, ihn als Schuldigen vorverurteilt zu haben. Dass ihn Dürr belastet, erklärt er sich so: Dieser wolle sich an ihm rächen, weil Mayer ihm im Jahr 2018 Unterstützung gegenüber ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel verwehrt habe, um ihn zu rehabilitieren. Auf die Frage der Richterin, ob Mayer 2018 zu Schröcksnadel noch ein derart enges Verhältnis gepflegt habe, dass ihn Dürr bat, ein gutes Wort für ihn einzulegen, sagte der Angeklagte, dass sich Dürr geirrt habe und er ihm dies auch gesagt habe. Seit dem Dopingskandal bei den Olympischen Winterspielen von Turin 2006, bei dem Mayer auch die zentrale Figur war, gebe es zwischen ihm und Schröcksnadel "kein Verhältnis mehr".

Insgesamt ist der Prozess gegen Mayer und eine mitangeklagte 37-jährige Leichtathletin, die Dopingmittel weitergegeben haben soll, von zahlreichen gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt. Der Ex-Trainer widersprach den Angaben der Frau, dass er sie gebeten habe, Dopingmittel an einen Triathleten weiterzugeben. Schon am ersten Verhandlungstag im Februar hatte die Leichtathletin für Aufsehen gesorgt, als sie sich teilweise schuldig bekannte. Denn sie gestand nicht etwa das Doping ein, sondern vielmehr, dass sie Mayer bei ihrer Einvernahme bei der Polizei zu Unrecht beschuldigt und damit verleumdet habe.

Aussage kroatischer Schlüsselfigur am Freitag

Am Freitag wird nun eine brisante Aussage des Kroaten N. erwartet. Er gilt als eine Schlüsselfigur im Verfahren, soll er doch Mayer und der Mitangeklagten Dopingmittel verkauft haben. Der Mann wurde festgenommen und nach Innsbruck überstellt, wo er nun vor Gericht aussagen soll. Mayer bestritt bereits am Donnerstag Angaben aus der Einvernahme des Kroaten, die Mitangeklagte zum Zweck des Dopingmittelkaufs an ihn vermittelt zu haben.

Mayer gestand lediglich, dass er ihr vor Wettkämpfen Infusionen mit Magnesium-Kochsalzlösungen verabreicht habe, die aber nicht als Doping gelten. Dass damals Infusionen von mehr als 50 Milliliter vor Wettkämpfen verboten waren, habe er nicht gewusst, verteidigte sich Mayer. Die Substanzen, die Mayer selbst von dem Kroaten bezogen habe – Epo und Wachstumshormone – seien lediglich zum Eigengebrauch gedacht gewesen.

Ermittler weisen Mayers Vorwürfe zurück

Am Donnerstagnachmittag sagten dann auch die von Mayer beschuldigten Polizeibeamten vor dem Innsbrucker Gericht aus. Mit Mayers Vorwürfen konfrontiert, wurde der Chefermittler recht deutlich: "So einen Schwachsinn habe ich überhaupt noch nie gehört." Der Beamte schilderte die Ereignisse gänzlich anders. Demzufolge habe sich Mayer nach Absprache mit seinem damaligen Anwalt Hans-Moritz Pott zur Aussage entschieden. Der Ermittler sprach von einer offensichtlichen Verleumdung Mayers. Denn die Beamten hätten zu keinem Zeitpunkt gewusst, dass er ihnen gegenüber angeblich falsche Angaben gemacht habe. (Steffen Arora, 2.7.2020)