Sollte schon früher in die Falle tappen: Heinz-Christian Strache.

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Über die Entstehungsgeschichte des Ibiza-Videos und darin involvierte Personen dringen immer mehr Details an die Öffentlichkeit. Das liegt an einer SD-Karte und einem Laptop, den die Soko Tape schon Ende April in einer Wohnung in Wiener Neustadt sichergestellt hat. Der entscheidende Hinweis kam von dem Wohnungsbesitzer, einem in der Sicherheitsbranche tätigen freiwilligen Feuerwehrmann.

Er lebte dort mit seiner Lebensgefährtin, einer Pornodarstellerin, die später mit einem der mutmaßlichen Drahtzieher in der Ibiza-Affäre involviert war – und ebenso mit "Big George", laut "Venus News" einem "Urgestein der deutschen Erotik-Szene", das 2019 verstorben ist. Dies recherchierte die Soko auf diversen Webseiten der Erotikbranche, die "Presse" berichtete am Donnerstag zuerst über diesen Ermittlungsstrang.

Jedenfalls soll die Pornodarstellerin aus dem Ibiza-Umfeld das Ibiza-Video samt anderen Materialien erhalten und es ihrem ehemaligen Freund, dem Feuerwehrmann, gegeben haben. Der zerstörte es nicht wie abgesprochen, sondern versteckte es weiter hinter einer Steckdose.

Nun ist das Material im Besitz der Soko Tape, über deren Zwischenbericht hatte der "Kurier" zuerst berichtet. Darin ist zu lesen, dass bereits im November 2016 eine Videofalle für Strache vorbereitet worden sein soll – der FPÖ-Chef tauchte allerdings nicht auf. In der Folge kam es zu zahlreichen Treffen zwischen Gudenus und der Ibiza-Gruppe in Wien, dabei sollen auch die Fotos entstanden sein, die Gudenus beim Drogenkonsum zeigen.

Der einstige FPÖ-Klubobmann sagte am Donnerstag, er habe Strache laufend über die Bemühungen der falschen Oligarchennichte informiert. Dass Strache nicht gewusst habe, dass er sie auf Ibiza treffen werde, sei falsch, so Gudenus.

Absage von Justiz

Abgeordnete des U-Ausschusses werden den berüchtigten Abend auf der Finca wohl nicht in ganzer Länge nachverfolgen können. Justizministerin Alma Zadić (Grüne) sagte am Rande einer Pressekonferenz zum Transparenzpaket, dass nur "abstrakt relevante" Stellen des Clips zum Ausschuss gelangen sollen. Die ganzen sieben bis acht Stunden seien wohl nicht "abstrakt relevant", so Zadić weiter. Das sorgte für Unmut bei den Oppositionsparteien. SPÖ-Fraktionsführer Jan Krainer sprach von "Zensur", sein Neos-Pendant Stephanie Krisper kann Zadićs Argumentation nicht nachvollziehen. Der FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker sprach davon, dass die türkis-grüne Blockadehaltung "totalitäre Züge" annehme. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) lobte unterdessen einmal mehr die Arbeit der Soko Tape. Er habe vollstes Vertrauen in seine Ermittler, so Nehammer. Die Opposition hatte am Mittwoch die Auflösung der Soko und die Übernahme der Ermittlungen durch das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung angeregt. (Fabian Schmid, 18.6.2020)