Lachen trotz Krise: Die meisten Österreicherinnen und Österreicher erklären, glücklich zu sein.

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Linz – Der Glückspegel der österreichischen Bevölkerung ist ungeachtet der Corona-Krise auf hohem Niveau. Das hat auch Market-Institutschef David Pfarrhofer überrascht. Sein Meinungsforschungsinstitut hat in der Vorwoche im Auftrag des STANDARD 809 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten die Frage gestellt: "Wenn jemand über Sie sagen würde 'Das ist ein glücklicher Mensch' – hätte er oder sie dann recht?"

Darauf stimmten 31 Prozent völlig und weitere 52 Prozent überwiegend zu. Nur 14 Prozent der Befragten nannten sich selbst "eher nicht" glücklich und drei Prozent "gar nicht" glücklich.

"Diese Werte sind unabhängig von allen äußeren Umständen überraschend konstant – vor Weihnachten 2019 haben 26 Prozent gesagt, dass sie auf jeden Fall als glücklich zu bezeichnen wären, im April 2020, während des weitgehenden Lockdowns waren es 27 Prozent, und jetzt sind es sogar 31 Prozent. Wir stellen die Frage ja immer wieder und in Summe geben stets zwischen 83 und 89 Prozent an, dass sie eher oder vollständig glücklich wären", sagt Pfarrhofer.

Es lohnt allerdings der Blick auf jene 17 Prozent, die sich als weniger oder gar nicht glücklich einschätzen – das sind umgelegt auf die 6.396.812 Wahlberechtigten der letzten Nationalratswahl mehr als eine Million Personen. Überdurchschnittlich viele dieser eher unglücklichen Personen findet man in den ländlichen Regionen Ostösterreichs.

Bildungsgrad und berufliche Tätigkeit hängen mit dem Glücksempfinden kaum zusammen. Wohl aber zeigt sich, dass Parteigänger der FPÖ und erklärte Nichtwähler überdurchschnittlich oft angeben, weniger glücklich zu sein – unter den ÖVP-Anhängern ist der Anteil der "auf jeden Fall" Glücklichen besonders hoch.

ÖVP weiter im Hoch

Apropos Parteipräferenzen: Diese haben sich im Verlauf der Corona-Krise bisher nur geringfügig geändert. Die jüngste Market-Hochrechnung sieht die ÖVP bei 44 Prozent (mehr als sechs Prozentpunkte über dem Wahlergebnis vom September 2019), die SPÖ auf 20 Prozent (ein Prozentpunkt unter dem Wahlergebnis), die Grünen bei 16, die FPÖ bei zwölf und die Neos bei sieben. Die Grünen liegen damit zwei Prozentpunkte über ihrem Wahlergebnis, die Freiheitlichen vier Prozentpunkte darunter, und die Neos verlieren auch etwa einen Prozentpunkt.

Während vor allem die ÖVP auf einem hohen Wert stabil ist, sind die Grünen wieder etwas hinter die SPÖ zurückgefallen. Diese hat sich leicht erholt, liegt aber derzeit knapp unter ihrem Wahlergebnis vom letzten September.

Was sich allerdings im Verlauf der Krise geändert hat, ist die Beurteilung der Regierung. Vor Ostern, das Land befand sich weitestgehend im Lockdown, gab ein sattes Viertel der Wahlberechtigten der Regierung ein "Sehr gut" nach dem fünfstufigen Schulnotensystem, nur zwei Prozent vergaben ein "Nicht genügend". Die Durchschnittsnote lag bei guten 2,17. Inzwischen ist der Schnitt auf 2,65 gesunken, ein "Sehr gut" gibt es nur noch von 14 Prozent der Befragten – andererseits gibt es von neun Prozent einen Fünfer.

Besonders kritisch sind die Befragen in der mittleren Altersgruppe von 30 bis 49 Jahren – und die Wählerschaft der Freiheitlichen. Von dieser vergeben etwa zwei Drittel Vierer und Fünfer – Durchschnittsnote 4,03. Die besten Noten bekommt die Regierung von den ÖVP-Wählerinnen und -Wählern: 1,84. Die Grün-Anhängerschaft ist mit 2,3 deutlich regierungskritischer.

Bleibt die Frage, ob es in einer anderen Regierungskoalition besser ginge.

DER STANDARD ließ auch das erheben: "Seit Anfang des Jahres ist die Koalition aus ÖVP und Grünen im Amt; hier haben wir nun fünf Aussagen zu den Parteien bzw. zur Corona-Krise. Bitte beurteilen Sie die Aussagen nach Schulnoten!"

  • "Eine Regierung OHNE Beteiligung der ÖVP würde die Corona-Krise besser bewältigen" – dieser Aussage geben jeweils zehn Prozent einen Einser und Zweier, 30 Prozent fänden eine Regierung ohne Kurz gar nicht gut und geben der Option einen Fünfer. Durchschnittsnote 3,52. Im April war die ÖVP in ihrer Rolle als Regierungspartei noch wesentlich milder beurteilt worden, da hatten mehr als die Hälfte der Befragten gemeint, ohne die derzeitige Kanzlerpartei ginge es nicht. Unter den SPÖ- und FPÖ-Wählern ist der Anteil derer, die die ÖVP aus dem Amt entfernt sehen wollen, erwartungsgemäß besonders hoch, da stimmt jeweils jeder Fünfte mit einem Einser oder Zweier für eine Ablöse der ÖVP.
  • Ähnlich sieht es mit den Grünen aus. Eine Regierung ohne Grüne bekommt die Note 3,6 – 30 Prozent der Wahlberechtigten fänden es gar nicht gut, wenn die Grünen in der Corona-Krise nicht mehr regieren würden. Es sind fast nur FPÖ-Anhänger, die die Grünen weghaben wollen.
  • Die Aussage "Eine Regierung mit Beteiligung der SPÖ würde die Corona-Krise besser bewältigen" findet aber auch nur wenige "Sehr gut" (acht Prozent) und "Gut" (zehn Prozent). Und der Wunsch nach roter Regierungsbeteiligung in der Corona-Krise finden vor allem die SPÖ-Fans gut, Wähler anderer Parteien eher nicht: 28 Prozent aller Wahlberechtigten (und jeweils die Hälfte der ÖVP- und FPÖ-Wähler) fänden es gar nicht gut, wenn die SPÖ (mit)regieren würde. Durchschnittsnote für eine SPÖ-Regierungsbeteiligung: 3,53, nur wenig besser als die 3,88 vom April.
  • Unverändert stark ist die Ablehnung einer FPÖ-Regierungsbeteiligung: 55 Prozent der Bevölkerung fänden diese gar nicht gut, wenig verändert gegenüber dem April-Wert von 50 Prozent. Auch die Wähler des ehemaligen Koalitionspartners ÖVP können sich die FPÖ nicht gut in der Regierung vorstellen. Auch hier ist es fast ausschließlich die eigene Wählerschaft, die in die Regierung drängt. Durchschnittsnote 4,33.
  • Schließlich die Neos: Sie werden generell momentan wenig wahrgenommen, für deren Regierungsbeteiligung gibt es (im Unterschied zur Zeit vor der Wahl) derzeit wenig Zustimmung – es gibt aber auch 29 Prozent, die einer Neos-Koalition ein klares "Nicht genügend" geben. Durchschnittsnote 3,73.

Neos sehen ihre Forderungen bestätigt

Die Neos haben übrigens in der Vorwoche eine Umfrage von Peter Hajek Public Opinion Strategies durchführen lassen, die ergibt, dass Österreich zwar gesundheitlich gut durch die Krise gekommen ist, nicht aber mit klaren rechtlichen Grundlagen (die sehen nur neun Prozent voll und 35 Prozent teilweise gegeben) und erst recht nicht wirtschaftlich.

Eine mögliche zweite Infektionswelle müsse – so wie von den Neos schon früh gefordert – anders organisiert werden als der erste Lockdown. Gut die Hälfte der Befragten verlangt etwa andere Konzepte für Geschäfte und Schulen, sogar drei Viertel sehen Bedarf für die Anpassung im Umgang mit Risikogruppen. Neos sind daher strikt gegen einen zweiten Lockdown im Stil des ersten und mahnen Konzepte für den Sommer und Herbst ein. (Conrad Seidl, 2.6.2020)