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Bildungsminister Heinz Faßmann will aus der Ausnahme die Regel machen und auch künftig die Noten der Abschlussklasse in das Maturazeugnis einfließen lassen.

Foto: Reuters / Leonhard Foeger

Heute, Montag, starten die ersten Maturaprüfungen – nämlich in jenen Fächern, die nicht Teil der Zentralmatura sind: Fachklausuren an berufsbildenden höheren Schulen etwa, oder jene in Gegenständen wie Biologie und Physik an den allgemeinbildenden höheren Schulen.

Am Dienstag folgt Deutsch, am Mittwoch Englisch, am Donnerstag Mathematik, am Freitag enden die mehrstündigen schriftlichen Prüfungen mit den Fächern Französisch, Latein und Griechisch. In der Woche darauf geht es mit anderen Sprachklausuren weiter – alles unter Einhaltung besonderer Hygieneregeln, so muss bis zur Ankunft am Arbeitsplatz auch hier ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

"Hin zu Längsschnittbetrachtung"

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) denkt aber bereits weit darüber hinaus: Er will den neuen Corona-Modus, also die geänderten Beurteilungskriterien, auch nach der Pandemiezeit beibehalten, wie er am Wochenende in der "Presse" angekündigt hat. Heuer trägt das Klausurergebnis ja nur zur Hälfte zum Maturazeugnis bei, zu 50 Prozent hängen die dort dokumentierten Noten vom Abschneiden der Schülerinnen und Schüler in den Abschlussklassen ab.

Im Ö1-"Morgenjournal" erklärte Faßmann am Montag, er wolle auch nach Corona "hin zu einer Längsschnittbetrachtung, in der man die Leistung der achten Klasse insgesamt mitnimmt" – das Abgehen von der jahrelang praktizierten "punktuellen Prüfungsleistung" habe bereits heuer einiges an Druck aus der Sache genommen.

Dass auch das Zeugnis der siebten Klasse künftig eine Rolle spielen könnte, wie etwa in Deutschland, gilt hingegen als unwahrscheinlich.

Auf der sicheren Seite

Konkret könnte der neue Modus, der für künftige Maturaantritte erst per Gesetz geregelt werden muss, bedeuten, dass ein Teil der Prüflinge bereits vor Absolvierung der Reifeprüfung bestanden hat: Wer ein Befriedigend oder Besseres im Zeugnis der Abschlussklasse vorweisen kann, wäre bei einer 50:50-Gewichtung die Sorge vor dem Nichtbestehen los. Bei der aktuellen Corona-bedingt geänderten Zentralmatura ist das etwa der Fall. Steht eine Schülerin oder ein Schüler zwischen zwei Noten, hat die Klausurnote allerdings mehr Gewicht. Welches Gewicht die Note im Jahreszeugnis künftig haben soll, ließ Faßmann bisher aber offen.

Was nicht in den Regelbetrieb übernommen werden soll: das Entfallen der mündlichen Matura. Aktuell kann diese zwar auf expliziten Wunsch erfolgen, de facto fällt sie aus Hygienegründen aber weitgehend aus. Das soll allerdings eine einmalige Aktion bleiben, heißt es auf Nachfrage im Bildungsressort. Alles andere "wäre schade", sagt auch die grüne Bildungssprecherin Sibylle Hamann im Gespräch mit dem STANDARD. Die Grundsatzentscheidung, das Abschneiden bei der Matura nicht allein von der Tagesverfassung der Prüflinge abhängig zu machen, begrüßt man beim Koalitionspartner jedenfalls, bedeute es doch "weniger Stress, weniger Nervosität, mehr Fairness". (red, 25.5.2020)