Einmal pro Woche soll ein ÖBB-Zug Betreuerinnen aus Rumänien nach Österreich bringen.

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Der Fleckerlteppich, der die Lücken in der 24-Stunden-Betreuung schließen soll, ist um ein Stück gewachsen: Wie Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) am Donnerstag ankündigte, wird es ab Anfang Mai Sonderzüge geben, die Betreuungskräfte von und nach Rumänien bringen sollen.

Dem voraus gingen intensive Verhandlungen, auch weil Rumänien per Notstandsverordnung die Ausreise von Pflegepersonal bis zuletzt untersagte. Für Betreuerinnen, die in Österreich arbeiten, gibt es nun Ausnahmen, für einige andere Herkunftsländer, aus denen jenes Betreuungspersonal kommt, das nun in Österreich gebraucht wird, gibt es derzeit noch keine Lösung. Man sei etwa mit Bulgarien in Kontakt, dem Herkunftsland von etwa 1.700 Betreuerinnen, die in Österreich arbeiten, heißt es aus dem Büro der Europaministerin. Es gebe Fälle von Frauen, die "schon sehr lange da sind" und zurückmöchten, da arbeite man an Lösungen.

Bibiána Kudziová, Ombudsfrau für Personenbetreuerinnen bei der Wirtschaftskammer Wien, sagt, Lösungen brauche es auch für Pflegekräfte aus der Slowakei – denn diese müssten, wenn sie heimkehren, selbst mit einem negativen Test aus Österreich in eine zweiwöchige staatliche Quarantäne. "Die österreichische Regierung muss deswegen mit der Slowakei verhandeln, damit diese Tests aus Österreich anerkennt", sagt sie. Kudziová appelliert außerdem an die Kundinnen und Kunden der Betreuerinnen, die Quarantänekosten in Österreich zu übernehmen: Weil die Betreuerinnen diese Zeit nicht bei der Familie, bei der sie arbeiten, verbringen dürfen, müssten sie diese Kosten selbst tragen.

Zwölf Stunden pro Strecke

Aus Rumänien kommen mehr als die Hälfte der etwa 70.000 24-Stunden-Betreuerinnen, die in Österreich arbeiten. Die Züge sollen sie aber nicht nur ins, sondern auch aus dem Land bringen. Seitdem zahlreiche Grenzen dicht- oder quasi dichtgemacht wurden, sitzen die einen im Heimatland fest, die anderen arbeiten schon ein Vielfaches der gewohnten Turnusse durch. Seit Wochen warnen Agenturen, Interessenvertreter und Länder vor dem Kollaps der 24-Stunden-Betreuung, in deren Händen 33.000 österreichische Pflegebedürftige liegen.

Am 2. Mai wird der erste Zug Richtung Temeswar starten, heißt es von der ÖBB, am 4. soll er von dort wieder zurückkommen – zwölf Stunden dauert eine Fahrt. Eine Woche später wird das Prozedere wiederholt, man könne bei Bedarf die Zahl der Verbindungen aber erhöhen, so ein Konzernsprecher. Damit genug Abstand in den Schlafwagen gehalten werden kann, werden pro Sechser-Liegeabteil vier Plätze verkauft, einer davon kostet – bei Vollauslastung – laut ÖBB 50 Euro. Die Passagierinnen müssen außerdem einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Interessenvertreter begrüßen die Maßnahme, immerhin gab es von den Transportunternehmen, die Betreuerinnen normalerweise von A nach B bringen, mittlerweile recht zweifelhafte Angebote: Von der Aktivistengruppe Drept pentru ingrijire (Gerechtigkeit für Pflege und Betreuung) heißt es etwa, manche Transportorganisationen hätten Betreuerinnen angeboten, sie um bis zu 500 Euro durch Ungarn zu bringen, damit sie dort zu Fuß die Grenze nach Rumänien überqueren können. "Die Preise müssen auf dem Niveau bleiben, wie sie früher waren", sagt die Aktivistin Flavia Matei, die sich für die Rechte rumänischer Betreuungskräfte einsetzt. Vor der Coronavirus-Krise kostete eine Fahrt von Wien nach Rumänien etwa 50 Euro.

Quarantäne hier und dort

Die Züge können etwa von Bundesländern, der Wirtschaftskammer (WK) oder von Vermittlungsagenturen gechartert werden, sie sind es auch, die dafür bezahlen, heißt es von der ÖBB. Betreuerinnen könnten sich beim Reisebüro der WK melden, wenn sie einen Platz brauchen, Einzeltickets würde man nicht verkaufen.

Jene Pflegerinnen, die nach Rumänien reisen, müssen dort zwei Wochen in Quarantäne. Jene, die nach Österreich reisen, müssen hier entweder eine 14-tägige Quarantäne antreten oder einen PCR-Test machen. Ab 27. April will die WK rumänische Betreuungskräfte in einem Wiener Hotel testen lassen, eingeplant dafür sind drei bis vier Tage im Hotel, bis das Ergebnis vorliegt. Kostenpunkt: 20 Euro pro Nacht und bis zu 150 Euro für den Test.

Aus dem Gesundheitsministerium heißt es auf die Frage, ob den 24-Stunden-Betreuerinnen Tests zur Verfügung gestellt werden, man "prüfe das im Augenblick". Der rechtliche Rahmen für den gesamten Pflege- und Betreuungsbereich werde derzeit evaluiert, um "je nach Ergebnis entsprechende Adaptierungen" vorzunehmen. (Gabriele Scherndl, 23.4.2020)