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Soll es fürs Jahr 2019 und heuer Dividenden geben, oder bleiben den Aktionären nur die Frankfurter Würstel von der Hauptversammlung?

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Die Ankündigung hatte für Riesenwirbel gesorgt, am Mittwochnachmittag war sie vom Tisch, die Notbremse gezogen: Die mehrheitlich Stefan Pierer gehörende Pierer Mobility (früher KTM Industries) hat ihren Plan, für 2019 Dividende auszuschütten wieder begraben, auch für 2020 werden die Aktionäre keine Ausschüttungen sehen.

Das gab der Zweiradhersteller per Aussendung bekannt, man fokussiere sich darauf, die Händler zu unterstützen. Zur Erinnerung: Der Konzern hat für alle Mitarbeiter, von denen 3600 in Österreich beschäftigt sind, Kurzarbeit angemeldet, der Staat zahlt also für sie mit. Für SPÖ-Wirtschaftssprecher Jan Krainer war das Anlass, ein gesetzliches Dividendenverbot für staatlich unterstützte Unternehmen zu fordern, auch die Arbeiterkammer schloss sich dem an. Sie will zudem die Managergehälter mit 500.000 Euro im Jahr gedeckelt und Boni gestrichen sein.

Pierer hatte die Dividendenzahlung für 2019 (30 Cent je Aktie) noch Mittwochfrüh in Ö1 verteidigt, "für 2020, die schwierigen Rahmenbedingungen und alles, was da noch daherkommt", aber ausgeschlossen.

Evaluation im Oktober

Die Frage, ob Unternehmen angesichts der massiven Krise ihren Aktionären fürs Vorjahr noch Dividenden zukommen lassen dürfen und nicht besser ihr Kapital schonen, spaltet die Gemüter. Die RHI etwa hat die Dividende sistiert, der Betriebsrat der teilstaatlichen Telekom Austria (TA) verlangt, dass von einer Ausschüttung für 2019 und 2020 Abstand genommen werde. Bei den Banken, die im Vorjahr gut verdient haben, stellt sich die Frage nach einer "dringenden Empfehlung" der Bankenaufseher von EZB und FMA nicht mehr, von Dividendenauszahlungen sei tunlichst Abstand zu nehmen.

Im Oktober soll die Lage dann evaluiert werden. Hintergrund: Die Finanzinstitute müssen ihren Kunden Kredite bzw. Moratorien einräumen, und es gilt zu verhindern, dass die Krise auch die Geldinstitute ansteckt. Viele von ihnen haben denn auch schon angekündigt, auf Ausschüttungen zu verzichten.

"Populistische Diskussion"

Anlegervertreter Wilhelm Rasinger hält von einem generellen Dividendenverbot freilich nichts. "Warum sollen Unternehmen, die solide dastehen, ihren Aktionären nichts geben?", fragt er und ortet eine populistische Diskussion, die zur Entsolidarisierung führen könne. Die TA etwa sei von der Krise nicht betroffen, "da wollen Betriebsräte nur bei ihrer Zielgruppe punkten", unterstellt er. Zudem würde TA-Aktionär Staat ja von Auszahlungen profitieren.

Auch Kurzarbeit steht in Rasingers Augen Dividendenzahlungen nicht entgegen. Da würden ja "die Beschäftigten vom Staat gefördert, damit sie nicht in der Arbeitslosigkeit landen – und nicht das Unternehmen", argumentiert er. Der Staat hole sich das Geld dann wieder über Steuern zurück, nicht zuletzt über die 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer auf Dividenden. Und, so Rasinger pro Aktionäre: "Der Markt wird die Eigentümer noch brauchen, wenn es darum geht, die Scherben aufzuräumen."

Er rät zu einem Dividendensplit: eine kleine Auszahlung gleich und eine größere im Herbst, aber nur, wenn die Gesellschaft stabil dasteht. Das sei ein "sensibles, vertretbares Vorgehen". (Renate Graber, 2.4.2020)