Vor der Corona-Krise gibt es kein Entkommen: Sie betrifft jeden, der in Österreich lebt. Die Situation ist angsteinflößend, selbst wenn man sich nicht permanent die Bilder aus Italien vor Augen hält. Umso wichtiger ist es, dass die Regierung eine klare Linie zeigt und Bürgern das Gefühl gibt, umsichtig zu planen. Dass das kein einfacher Job ist, dürfte jedem klar sein. Auch mit Blick auf die Strategien anderer Regierungen kann man froh sein, dass der hiesige Kanzler Sebastian Kurz heißt und nicht Donald Trump, Boris Johnson oder Jair Bolsonaro.

Allerdings passieren Kurz und seinen Ministern zum wiederholten Mal unnötige Schlampereien. So kündigte der Kanzler am Montag an, dass in Supermärkten ab Mittwoch verpflichtend Masken getragen werden müssen. Eine Vielzahl von Fragen blieb aber offen. So wusste das Gesundheitsministerium auf STANDARD-Anfrage nicht, ob die Maskenpflicht auch in Öffis gelten soll. Ebenso unklar war, wohin die getragenen Masken entsorgt werden sollen. Auch der Handel zeigte sich verwirrt: Spar sprach davon, dass ausreichend Masken erst gegen Ende der Woche verfügbar seien. Nah & Frisch, das immerhin 500 Filialen hat, ist in die Vorbereitungen gar nicht eingebunden gewesen.

Sebastian Kurz und Rudolf Anschober.
Foto: EPA/ROLAND SCHLAGER

Man wird diese Fragen klären, viele wurden bereits beantwortet. Es ist allerdings absolut unverständlich, warum man mit massiven Maßnahmen vorprescht, ohne auf naheliegende Nachfragen vorbereitet zu sein. Ein Schelm, wer denkt, die Pressekonferenzen von Regierungsmitgliedern seien zwingend am Vormittag nötig, um Medien für den restlichen Tag zu beschäftigen.

Die Masken-Verwirrung ist kein Einzelfall. Auch in der Frage der Zivildiener, die im Notfall reaktiviert werden sollen, überrumpelte Kurz die Betroffenen, ohne klare Angaben zu liefern. Die einzelnen Ministerien sorgten mit später zurückgenommenen Angaben zur Homeoffice-Pflicht und einem Kontaktverbot für Scheidungskinder und deren nicht im Haushalt lebenden Elternteil für Verunsicherung.

Es scheint so, als müssten sich Bürger und Politiker daran gewöhnen, in einer Zeit zu leben, in der massive Eingriffe in den Alltag in kurzer Zeit angekündigt und umgesetzt werden. Eine erste Lehre aus dieser Krise sollte jedenfalls sein, Maßnahmen so durchzudenken und zu kommunizieren, dass die wichtigsten Fragen rasch zu beantworten sind – denn die Verunsicherung ist in diesen Zeiten auch so schon hoch genug. (Fabian Schmid, 31.3.2020)