Bild nicht mehr verfügbar.

Der Schönbrunner Schlosspark ist seit 16. März geschlossen – wie alle Bundesgärten in der Hauptstadt. Die städtischen Parks sind hingegen weiterhin geöffnet. Spielplätze sind zu.

Foto: AP / Ronald Zak

Wien – Die Debatte um die Öffnung der seit 16. März geschlossenen Bundesgärten in Wien nimmt weiter Fahrt auf. Wie berichtet, fordern Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Sozialstadtrat Peter Hacker (beide SPÖ) bereits seit Tagen die Öffnung des Schönbrunner Schlossparks sowie von Augarten, Burggarten, Volksgarten und Belvederegarten. Auch die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein spricht sich dafür aus, um den verfügbaren Platz für Spaziergänge in der Corona-Krise in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen auszuweiten. Denn den vorgeschriebenen Mindestabstand von einem Meter auch einzuhalten, sei in vielen Teilen der Millionenmetropole nur schwer möglich, meinte Hebein am Montag. Die Wiener Parks sind im Gegensatz zu den Bundesgärten weiter geöffnet. Und dort drängt es sich bei Schönwetter erst recht.

Der Forderung, die Parks des Bundes wieder öffentlich zugänglich zu machen, schließt sich auch Franz Sattlecker an: Er war 25 Jahre lang Geschäftsführer der im Eigentum des Bundes befindlichen Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB), seit Mitte 2017 ist er in Pension. Die Entscheidung der Bundesgärten bezeichnete er im Gespräch mit dem STANDARD als "unverständlich und unzumutbar".

Öffentliche Plätze und Gärten meiden

Die Bundesgärten hatten ihre Entscheidung damit begründet, dass man laut Bundesregierung öffentliche Plätze und Gärten meiden soll. Der vorgeschriebene Sicherheitsabstand könne nicht eingehalten werden. Zudem müsste man auch die Mitarbeiter der Gärten beschützen, die im Einsatz sind, sagte Gerd Koch, Institutsleiter und stellvertretender Direktor der Bundesgärten. Sattlecker bezeichnet diese Argumentation für den Schönbrunner Schlosspark als "fadenscheinig".

Es habe auch zu seiner aktiven Zeit Probleme gegeben, wo Mitarbeiter der Bundesgärten abgesperrte Flächen benötigt hätten, meinte Sattlecker. "Aber das hat man immer geschafft. Es ist beides möglich: Ein geöffneter Park mit viel Platz für Ein-Meter-Abstände für Spaziergänger und ein Schutz für Mitarbeiter der Bundesgärten."

Sattlecker sieht Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) gefordert, die Beschränkungen aufzuheben. Die Menschen in der Stadt würden ja auch in der Coronavirus-Krise Frischluft benötigen – gerade zum Start des Frühlings. Ohne Bundesgärten sei eben der Platz in der Stadt knapper, mehr Menschen würden sich auf weniger städtischen Grünflächen oder schmalen Gehsteigen drängen.

Bei der bundeseigenen SKB heißt es, dass Verwaltung und Öffnungszeiten des Parks bei den Bundesgärten liegen würden. Dort blieb eine Anfrage, für wie lange die Sperre des Parks aufrecht bleibt, vorerst unbeantwortet. Ein Pressesprecher von Ministerin Köstinger hatte auf STANDARD-Anfrage zuletzt ebenfalls auf die Bundesgärten verwiesen.

Hebein fordert Öffnung einzelner Straßen für Fußgänger

Um Menschen mehr Platz im öffentlichen Raum zu verschaffen, drängt Wiens Vizebürgermeisterin Hebein auch darauf, einzelne Straßen in der Stadt für Fußgänger zu öffnen. Ein Teil des Puzzles sei die Öffnung der Bundesgärten, ein anderer "die von Straßen im dicht bebauten Gebiet", schrieb Hebein am Montag auf Twitter. Bewegung an der frischen Luft dürfe "kein Privileg für jene werden, die am Stadtrand/Land wohnen beziehungsweise einen Pkw besitzen".

Welche Straßen konkret für Fußgänger zugänglich gemacht werden sollen und ob Begegnungszonen oder reine Fußgängerzonen angepeilt werden, war am Dienstag noch unklar. Eine Entscheidung der rot-grünen Stadtregierung, ob diese Idee überhaupt weiter verfolgt wird, soll es noch in dieser Woche geben, sagte ein Sprecher von Hebein am Dienstag.

Denn SPÖ-Gemeinderatsvorsitzender Thomas Reindl hatte den Vorstoß Hebeins klipp und klar als "Schwachsinn" quittiert. SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak meinte, dass es der Wiener SPÖ in erster Linie darum gehe, die Bundesgärten zu öffnen. Hebein solle ihren Einfluss im Bund geltend machen.

Am Dienstagnachmittag twitterte Hebein, dass sie telefonisch mit Ministerin Köstinger über die Öffnung der Bundesgärten in Wien gesprochen habe. "Sie hat sich über den direkten Kontakt vonseiten der Wiener Stadtregierung gefreut. Hoffen wir, dass der intensive Austausch zu einer gemeinsamen Lösung führt."

Am Dienstag appellierten auch SPÖ-Wien-Klubchef Josef Taucher sowie zahlreiche SPÖ-Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher in einer Aussendung, die Bundesgärten in Wien wieder aufzusperren. (David Krutzler, 31.3.2020)