Viele Länder setzen in der Corona-Krise das Militär ein. Allerdings nicht gegen Menschen oder Infrastruktur.

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Wir seien im Krieg gegen das Coronavirus. Diese Metapher hört man derzeit immer wieder, zuletzt etwa aus der Feder von Mario Draghi, dem ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB). (Eine STANDARD-Kolumne zum Thema lesen Sie hier.) Die Metapher mag mit Bezug auf die Härte der Maßnahmen und die Disziplin, die von Staatsbürgern derzeit verlangt wird, stimmen. Aber gerade in wirtschaftlicher Hinsicht hakt sie, wie eine neue Studie zeigt.

Drei Ökonomen der University of California haben den Vergleich zwischen Pandemie und Krieg angestellt. (Hier der Link zur Studie.) Anhand eines historischen Datensets, das viele Jahrhunderte zurückreicht, untersuchen sie, wie lange es nach vergleichbaren Ereignissen dauert, bis die Wirtschaft wieder kräftig wächst. Das Ergebnis: Die Effekte von Pandemien sind oft nach mehreren Jahrzehnten noch spürbar, nach Kriegen erholt sich die Wirtschaft rasch.

Die Tabelle aus der Studie listet auf, welche Pandemien die Autoren untersucht haben. Der Datensatz reicht zurück bis in das 14. Jahrhundert.
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Hohe Renditen nach Kriegen

Die Studienautoren kommen zu ihren Ergebnissen, indem sie sich die Renditen auf sichere Anlagen anschauen: auf Land, zum Beispiel; für spätere Pandemien auf Kapital. Das dient dazu, um zu zeigen, inwiefern sich Investitionen und Ersparnisse nach Pandemien im Durchschnitt rentieren. Dabei beobachten die Ökonomen, dass die Renditen nach Pandemien mitunter bis zu 40 Jahre lang geringer ausfallen als im Normalfall.

Die ökonomische Theorie kann erklären, weshalb das so ist: Tödliche Pandemien vernichten Arbeitskraft, kein Kapital. Das bedeutet, dass es nach Pandemien zu einem Kapitalüberschuss kommt. Während – auch das beobachten die Studienautoren – die realen Löhne in den Jahren nach Epidemien ansteigen, gibt es oft über Jahrzehnte hinweg getrübte Investitionsmöglichkeiten.

Mit derselben Logik erklären die Wissenschafter, weshalb sie nach Kriegen keine langfristigen Folgen bei den Investitionsmöglichkeiten beobachten. Denn in Kriegen wird auch – und in manchen Fällen mehr – Kapital zerstört, nicht nur Arbeitskraft. Flughäfen, Produktionsstätten und kritische Infrastruktur zählen zu den häufigsten Angriffsflächen im militärischen Konflikt. Deshalb kann hohe Einkommen erzielen, wer nach Kriegen die Wirtschaft wieder aufbaut.

Corona ist anders

Für die Corona-Pandemie könnte das bedeuten: Wer sein Geld beispielsweise in Aktien steckt, wird lange warten müssen, bis die Renditen wieder auf Vorkrisenniveau sind. Wenn da nicht ein wichtiger Unterschied zwischen der Corona-Pandemie und anderen Pandemien wäre.

Die Autoren untersuchen Krankheiten, die zu Zeiten gewütet haben, als die Bevölkerung im Durchschnitt noch viel jünger war. Auch vor rund 100 Jahren, als die Spanische Grippe Millionen Menschen das Leben kostete, war der Anteil der Menschen in hohem Alter weltweit deutlich geringer als heute. Deshalb sei es möglich, schreiben die Autoren, dass sich die Wirtschaft von der Corona-Pandemie schneller erholt als bei vergangenen Pandemien. Denn das Coronavirus ist besonders für alte Menschen eine Gefahr, die ihr Erwerbsleben bereits hinter sich haben. (luis, 31.3.2020)