Andrew Cuomo, Krisenmanager.

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Andrew Cuomo vermag sich zu inszenieren. Eine Wand aus Vorratskartons, eine Sammlung staatlich hergestellter Desinfektionsmittel, ein riesiger Hangar voller im Sicherheitsabstand sitzender Soldaten: Während die Kulisse, die der Gouverneur von New York für seine täglichen Corona-Pressekonferenzen wählt, sich immer wieder ändert, bleibt anderes gleich. Hoch sind die TV-Quoten seiner Auftritte, deutlich und ungeschminkt die Worte, die der Demokrat seit Tagen wählt, um die Dringlichkeit der Krise zu illustrieren – anders als Donald Trump.

Dem US-Präsidenten galt auch die jüngste Breitseite des 62-jährigen Demokraten. Wenn Trump den Plan umsetze, New York unter Quarantäne zu stellen, habe das Folgen: "Die Börsenkurse werden sinken wie ein Stein." Wenig später meldete sich der kursbesessene Präsident via Twitter: "Eine Quarantäne wird nicht nötig sein."

Im Namen des Vaters ...

Deutliche Worte, markige Sprüche: Nicht nur das haben die beiden Politiker gemein, wie die New York Times jüngst bemerkte. Beide stammen aus Queens, beide haben lange versucht, ihre Väter in deren Berufsfeld zu übertreffen. Was für Trump die Baubranche ist, ist für Cuomo die Politik. Vater Mario, Sohn süditalienischer Einwanderer, war zwölf Jahre lang New Yorker Gouverneur, er gilt vielen Liberalen als Legende.

Andrew war 1983 sein Wahlkampfleiter, später arbeitete er sich nach Posten in Bill Clintons Regierung in den Gouverneurssessel empor. Dreimal gewann er seit 2010 Wahlen, zuletzt 2018 – gegen Konkurrentin Cynthia Nixon aus der eigenen Partei, die seinen Kurs als zu wenig links brandmarkte.

... und der Mutter

Dass der dreifache Vater trotz allem dem Ruf, zum "Establishment" zu gehören, einigermaßen entkommt, liegt auch am oft barschen Auftreten. "Make America Great Again" setzte er 2016 entgegen, das Land sei "eh nie so großartig gewesen". Und in der Ebola-Krise 2014 empfahl er Menschen in Quarantäne, sein neues Buch zu lesen.

Jetzt aber passt sein Stil zur Hast der Lage. Als er die Regierung rhetorisch aufforderte, zu entscheiden, wer mangels Beatmungsgeräten sterben solle, lieferte sie am nächsten Tag 2000 zusätzliche Geräte. Ein Gesetz zum Schutz alter Menschen nannte er nach seiner 88-jährigen Mutter ("Sie ist nicht verzichtbar") Matilda’s Law. Umfragen bescheinigen ihm in der Corona-Causa höchstes Vertrauen der US-Bürger. Vielleicht bedauert er, seine Präsidentschaftsambition zugunsten Joe Bidens auf Eis gelegt zu haben. (Manuel Escher, 30.3.2020)