Bremerhaven – Über dem Nordpol hat sich ein Ozonloch gebildet – und erstmals ist es laut dem Polarforscher Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ein großes. In der Arktis sei durchgehend seit zwei Wochen die Ozonschichtdicke so weit unterschritten worden, dass von einem Ozonloch zu sprechen sei.

"Im Bereich des Maximums der Ozonschicht liegt der Verlust bei rund 90 Prozent", so Rex. Das betreffe eine Fläche etwa dreimal so groß wie Grönland. Insgesamt sei ein Bereich von 20 Millionen Quadratkilometern, zehn Mal so groß wie Grönland, betroffen – außerhalb der Kernzone sei der Ozonverlust aber geringer.

Natürliche Schwankungen

Mit "Ozonloch" ist zumeist die Ausdünnung der Ozonschicht über der Antarktis gemeint. In der Arktis war das Phänomen nie so stark ausgeprägt wie auf der gegenüberliegenden Seite des Erdballs, da der arktische Polarwirbel in der Regel nicht so kalt wird wie sein antarktisches Gegenstück. Dadurch können sich nicht so leicht jene Stratosphärenwolken bilden, die die ozonzersetzenden Substanzen in sich tragen.

Allerdings gibt es natürliche Schwankungen. Die sorgen unter anderem dafür, dass das Ozonloch über der Antarktis, das langfristig eindeutig im Schrumpfen begriffen ist, kurzfristig auch wieder anwachsen kann. Das zeigt sich nun auch in der Arktis: Laut Rex hatten wir es in diesem Winter mit einem besonders stark ausgeprägten Polarwirbel und sehr niedrigen Temperaturen in der Stratosphäre zu tun.

"Im Moment sind diese Luftmassen noch eingeschlossen und befinden sich über der zentralen Arktis, von daher braucht hier in Europa keiner Angst haben, dass er schneller als normal einen Sonnenbrand bekommt", sagt Rex. Es sei aber denkbar, dass Luftmassen im April aus der Zentralarktis heraustreiben und nach Europa kommen. (red, 25. 3. 2020)