Erika Pluhar: "Ich lass mir nicht gern vorschreiben, was ich tun oder essen darf und was nicht."

Foto: Katharina Gossow

"Kommen Sie zu mir nach Hause, Sie bekommen Eiernockerl!", sagt Erika Pluhar am Telefon. Eine solche Einladung zum Mittagessen konnte man vor ein paar Wochen noch getrost annehmen. Das Protokoll eines Tischgesprächs mit der Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin:

Die Erinnerung

Ich bin 1939 geboren. Im Krieg und auch in der Nachkriegszeit war meine Mutter froh, wenn sie uns überhaupt ernähren konnte. Sie hat Brennnesselspinat frisch vom Garten zubereitet und erzählte auch, dass ich wie ein Tier in der Wiese stand und Sauerampfer gegessen habe. Beides ganz gesund. Fleisch gab es maximal einmal in der Woche. Ansonsten aßen wir oft dicke Suppen, Eintöpfe, Kartoffeln. Zum Frühstück bekam ich Haferflocken mit einer dicken Milchhaut darüber und Zucker. Das habe ich geliebt.

Später erkrankte ich an Anorexie. Es war eine Ablehnung des Hineinwachsens in das damalige Frauenbild. Zum Glück habe ich die Essstörung in jungen Jahren überwunden und konnte nahtlos dazu übergehen, das zu essen, was ich essen will. Etwas ist mir aber von der Magersucht geblieben: Ich hab nie gelernt zu kochen.

Das Menü

Ich lass mir nicht gern vorschreiben, was ich tun oder essen darf und was nicht. Ich verwende Zucker und Salz, trinke jeden Abend eine halbe Flasche Rotwein und bin trotzdem 81 geworden. So schlimm kann das also nicht sein. Wichtig ist halt, Maß zu halten, aber sich dabei nicht zu kasteien. Das ist gar nicht so einfach.

Mindestens einmal in der Woche esse ich Eiernockerln, meine Haushälterin Sofia kocht die sehr gut. Auch diese Speise erinnert mich an meine Kindheit. In der Nachkriegszeit war niemand allergisch. Laktose und Gluten waren jedem egal. Man war froh, wenn man was zum Essen hatte. Heute wird so viel Tamtam ums Essen gemacht. Mit allzu feiner Küche, kleinen Häuferln auf dem Teller, verziert mit einer Blume und beträufelt mit Trüffelöl, kann man mich jagen. Ich esse gerne einfach!

Der Ort

Am liebsten esse ich bei mir zu Hause hier in Döbling. Was ich überhaupt nicht mag, sind Buffets und Essen an Stehtischen. Wenn ich schon auswärts esse, dann will ich bitte sitzen und das Essen soll mir an den Tisch gebracht werden.

Die Gästeliste

Ich bevorzuge kleine Runden mit Freunden. Am liebsten maximal zu sechst. Wenn wir auswärts essen, und dann wird nur über die Speisen geredet, bekomm ich einen Schreikrampf. Das gemeinsame Essen ist für mich zwar die Grundlage des Beisammenseins, soll aber nicht dauernd Gesprächsthema sein. Diese übermäßige Konzentration aufs Essen lehne ich ab. (Michael Steingruber, RONDO exklusiv, 31.3.2020)