Heinz-Christian Strache kann sich bei der Wien-Wahl natürlich als Herausforderer von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bezeichnen. Realistisch ist das freilich nicht.

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Na endlich: Der Ex-Vizekanzler, Ex-FPÖ-Chef und Ex-Freiheitliche Heinz-Christian Strache hat bei seiner Aschermittwochsrede nach wochenlangem Zaudern auch öffentlich sein politisches Comeback bekanntgegeben. Er kandidiert bei der Wien-Wahl 2020 für die FPÖ-Abspaltung "Die Allianz für Österreich", die allerdings bald umbenannt werden dürfte. Das deutete er in seiner Rede in der Prater Alm an. Der zugkräftige Name Strache dürfte wohl darin vorkommen, auch ein neues Logo ist möglich. Ein paar Überraschungen, so Strache, wolle er sich für die kommenden Wochen noch aufheben.

Ibiza-Video. Spesenexzesse. Am Rechnungshof vorbeigeschleuste Parteispenden an Vereine. Möglicher Postenschacher. All diese Vorwürfe können Strache nichts anhaben. "Ich habe ein reines Gewissen", sagt er vor seinen treuen Anhängern. Und ja: Es gilt die Unschuldsvermutung. Aber statt wie angekündigt eine Aufklärung außerhalb des Spielfelds abzuwarten, stellt sich Strache als Solospitze einer Partei wieder in den Strafraum. Dabei hat er bislang erst drei Mitspieler auf dem politischen Spielfeld gefunden, die, wenn überhaupt, als Ersatzspieler taugen. Strache hat jedenfalls eine 180-Grad-Wende vollzogen: Erst Anfang Oktober gab er öffentlich bekannt, keine politische Funktion mehr anzustreben.

APA-Video von Straches Auftritt
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Straches Antritt ist Nepps Albtraum

Straches Antritt mit der FPÖ-Splittergruppe schadet hauptsächlich den Freiheitlichen, die sich noch lange nicht vom Beben nach Ibiza erfangen haben. Denn im Themenmix – Stichwort Zuwanderung, Mindestsicherung, "muslimische Parallelwelten" – gibt es keine Unterscheidung, die mit freiem Auge sichtbar wäre. Mit Zugpferd Strache erreichten die Blauen bei der Wien-Wahl 2015 noch fast 31 Prozent der Stimmen. Aktuelle Umfragen gehen davon aus, dass die FPÖ in der Hauptstadt im Herbst halbiert werden könnte. Mit Strache als direktem Konkurrenten ist ein noch drastischerer Verlust realistisch. Die Strache-Liste ist ein Albtraum für Vizebürgermeister und FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp.

Schon jetzt steht aber auch fest, dass Strache in der Wiener Stadtpolitik im Vergleich zu früher keine relevante Rolle mehr spielen wird. Schon ein Einzug ins Stadtparlament wäre ein Erfolg für die blaue Abspaltertruppe. Es wird aber definitiv kein Duell mit SPÖ-Frontmann Michael Ludwig um das Bürgermeisteramt geben. Wenn sich Strache also wie am Mittwoch als "Herausforderer von Ludwig" sieht, darf er das natürlich. Realistisch ist das freilich nicht.

Um sich vom einstigen blauen Leader glaubhaft abzugrenzen, wird die FPÖ im Wahlkampf wohl Straches Verfehlungen thematisieren müssen. Eine Schlammschlacht im rechten Lager ist nach derzeitigem Stand unvermeidlich. (David Krutzler, 27.2.2020)