Peter Pilz bringt sich wieder ins Spiel. Er bietet sich und seine Expertise den Grünen an.
Foto: Corn

Den Grünen fehlt ein Pilz

Von Fabian Schmid

Peter Pilz ist jemand, der komplexe Sachverhalte auf knackige Sager herunterbrechen kann – und der bereit ist, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Genau so jemand fehlt den Grünen momentan. Werner Kogler und Sigrid Maurer haben offenbar so viele Waschgänge mit Weichspülmittel durchlaufen, dass sie sich öffentlich wie eine Kuscheldecke an die ÖVP anschmiegen. Und auch die grünen Ministerinnen pflegen einen "kooperativen" Stil, um das freundlich zu formulieren.

Gerade in der Causa Eurofighter wird man so mit der ÖVP auf keinen grünen Zweig kommen. Eher auf einen türkisen, der so aussieht: Ein bisschen pseudo-wütenden PR-Sprech verbreiten ("Wir müssen einen Gang höher schalten!"), bevor man die Angelegenheit unter den Teppich kehrt. Wie so oft in den vergangenen Jahren. Denn ernsthafte Aufklärung hat das Potenzial, in das einst schwarze Herz der ÖVP vorzustoßen.

Mit einem Peter Pilz an ihrer Seite zwingen sich die Grünen selbst, das nicht zuzulassen. Die Expertise des langjährigen Abgeordneten ist in dieser Causa nicht abzustreiten – ebenso wenig sind es seine Verdienste. Pilz hat das Briefkastennetzwerk rund um Vector Aerospace entdeckt; ebenso die Tonbänder voller Korruptionsfantasien einer Ex-FPÖ/BZÖ/Team-Stronach-Abgeordneten – und noch vieles mehr.

Pilz ist ein streitbegabter und Konflikte liebender Selbstdarsteller. Aber oft ist genau das, was Politiker in ihrer Tätigkeit auszeichnet, auch das, was sie als Kollegen oder Mitmenschen zu schwierigen Zeitgenossen macht. Pilz ist bei weitem nicht der Einzige, der in dieser Hinsicht über die Stränge schlägt – aber solche Persönlichkeiten gibt es bei allen anderen Parteien, natürlich auch bei den Grünen. Im Journalismus übrigens auch.

Nur Pilz braucht Pilz

Von Michael Völker

Peter Pilz geht es nicht um die Sache. Ihm geht es immer nur um sich selbst. Pilz ist ein geltungssüchtiger Aufmerksamkeitsneurotiker, der es schwer erträgt, nicht wichtig zu sein. Wäre sein Angebot, den Grünen in der Eurofighter-Causa hilfreich beizustehen, ernst gemeint, hätte er seinen ehemaligen Parteifreund Werner Kogler anrufen können, anstatt das medial über die Bande zu spielen. Das hat nur einen Zweck: sich selbst in Szene zu setzen. Darin ist Pilz Meister. Was er nicht kann: im Team spielen. Darum sollten sich die Grünen hüten, auf sein Angebot einzugehen und ihn auch nur partiell wieder an Bord zu holen. Pilz ist ein Spalter, das hat er eindrücklich bewiesen, als er den Grünen den letzten Tritt verpasste, der sie schließlich aus dem Parlament katapultierte.

Pilz hat so einfache wie klare Feindbilder, dazu gehören Sebastian Kurz und die türkise ÖVP. In der Zuspitzung und Übertreibung ist er so genial wie gnadenlos. Sollte Pilz bei den Grünen wieder einen Fuß in die Tür bekommen, würde er dieses Standing wohl auch dazu nützen, Zwietracht zu säen.

Kogler müsste bei einer Kooperation mit Pilz ständig auf der Hut sein, das bedingt wohl mehr Aufwand, als es Nutzen bringt. Und schließlich geriete Kogler auch seinen eigenen Leuten gegenüber total in Argumentationsnotstand. Wie ließe es sich argumentieren, einen Abtrünnigen, der das – mittlerweile überwundenen – Elend der Grünen so gefeiert hat wie Pilz, wieder in die Auslage zu stellen?

Pilz hat politisch von der Übertreibung und der Ankündigung gelebt. Kogler ist mittlerweile einen großen Schritt weiter, er befindet sich in der Phase der Umsetzung. Pilz wieder an Bord zu holen wäre für die Grünen ein Rückschritt. Und der mögliche Kollateralschaden, der sich aus einer solchen Kooperation ergeben könnte, noch gar nicht absehbar. (18.2.2020)