Österreichs Wälder müssen sich verändern, wenn sie im Klimawandel bestehen wollen.

APA/HERBERT PFARRHOFER

Die gute Nachricht vorweg: Der Wald in Österreich wächst. Dieser Trend dürfte aufgrund des klimawandelbedingten Anstiegs der Waldgrenze auch weiter anhalten. Fast die Hälfte Österreichs (2018: 47,9 Prozent) ist mit Wald bedeckt. Bäume sind nicht nur ein wichtiger Bestandteil unserer Umwelt und des ganzen Ökosystems, sie binden auch CO2 und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.

Aber auch der Wald gerät durch die Klimaveränderung immer mehr unter Druck. Naturereignisse, wie Stürme und großflächiger Borkenkäferbefall, entwickeln sich zu immer größer werdenden Problemen für die österreichischen Wälder. Deshalb wird mit dem Projekt "Klimafitter Wald", das unter anderem vom Umweltministerium und dem Bundesforschungszentrum für Wald (BfW) initiiert wurde, ein Umbau der österreichischen Wälder angestrengt. Ziel ist es, durch die Veränderung der Zusammensetzung des Waldes und den Fokus auf Bergflächen die heimischen Wälder an den Klimawandel anzupassen.

Wie sich der Wald in Österreich zusammensetzt

Die am häufigsten vorkommende Baumart in Österreich ist die Fichte. Experten sprechen wegen des hohen Anteils, 57,4 Prozent des Waldes in Österreich, sogar von einer Fichten-Monokultur. Die Fichte zählt zu den Flachwurzlern, ihre Wurzeln reichen demnach nicht so tief in die Erde wie jene von anderen Baumarten. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Bäume durch den Wind entwurzelt werden oder in Dürreperioden nicht genügend Nährstoffe und Wasser aus dem Boden holen können.

Aus diesem Grund gilt als eine der wichtigsten Maßnahmen der Forstwirtschaft im Kampf gegen den Klimawandel, dass der Fokus auf die Aufzucht und Pflege anderer Baumarten gelegt wird. Dass diese Maßnahmen schon wirksam werden, zeigen die Zahlen. Der Anteil der Fichtenwälder in Österreich ist laut den Daten der Zwischenauswertung der Österreichischen Waldinventur seit 2002 stetig zurückgegangen.

Waldschäden werden mehr

In der jährlichen Holzeinschlagsmeldung wird festgehalten, wie viel Holz in Österreich im Jahr gefällt wird. Folgende Grafik zeigt, dass die Holzeinschlagsmenge, aber vor allem auch der Schadholzanteil seit 1974 langfristig gesehen zugenommen hat. Als Schadholz wird Holz bezeichnet, das durch äußere Einwirkungen, also zum Beispiel durch Wetterereignisse wie Sturm oder Schnee und Borkenkäferbefall, schadhaft wird und aus dem Wald entfernt werden muss. Der langfristige Anstieg des Schadholzes ist demnach auf die Veränderungen des Klimas und die Erderwärmung zurückzuführen.

Wie groß der Schaden am Wald durch Sturmböen sein kann, sieht man an den folgenden Satellitenbildaufnahmen einer Waldfläche nahe St. Lorenzen im Kärntner Gitschtal. Beim Sturm Vaia im Oktober 2018 ist laut Schätzungen der Kärntner Landesforstdirektion in Kärnten rund eine Million Festmeter (m³) Schadholz angefallen.

Durch die steigenden Temperaturen wird auch die Ausbreitung des Borkenkäfers gefördert. Besonders Flachwurzler können in trockenen Phasen nicht mehr auf das dringend zur Borkenkäferabwehr notwendige Wasser in tieferen Lagen zugreifen und sind deshalb besonders gefährdet.

Wie der Wald aussieht, wenn er vom Borkenkäfer angegriffen wird, zeigt folgender Vergleich aus dem Kobernaußer Wald in Oberösterreich.

Klimawandel als Chance

Aber nicht an allen Orten stellt der Klimawandel zwingend ein Problem für den Wald dar. Besonders in Bergregionen wird der Wald in Zukunft wachsen, da sich die Baumgrenze immer weiter nach oben verschiebt und die Vegetationsphasen, in denen die Bäume wachsen können, immer länger werden. Diese zukünftigen Entwicklungen sollen bei der Aufforstung und dem Umbau des Waldes berücksichtigt werden.

Gesunde Wälder sind wichtig und leisten ihren Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel. Das Finden klimatauglicher Alternativen und Lösungen für den Wald im Umgang mit der Klimaveränderung scheint unbedingt notwendig. (Emil Biller, 25.2.2020)