Daniel Koller/DER STANDARD
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Wer sich schon einmal mit dem Zusammenbau eines eigenen Computers auseinandergesetzt hat, wird anfangs vom Angebot verschiedenster Hersteller erschlagen. Für Neulinge ist das eine große Einstiegshürde. In diesem Wildwuchs mischt eine österreichische Firma seit fast schon zwei Jahrzehnten mit: Noctua. Das Wiener Unternehmen hat sich mit hochwertigen Lüftern einen Namen gemacht. Bei Tests sind die Produkte zumeist ganz vorn. Doch der Weg zur Koryphäe war nicht ganz hürdenlos.

Nach Zerwürfnis selbst probiert

Die Ursprünge der Firma gehen bis ins Jahr 2000 zurück. Damals gründeten Alexandra und Roland Mossig die Rascom Ges.m.b.H im 16. Wiener Gemeindebezirk. Die heute in der Linzer Straße 237 ansässige Firma trat in seinen Anfängen als Händler für PC-Komponenten auf und fing an, mit Kühlern zu experimentieren und als Importeur Kontakte in Fernost zu knüpfen. Nach einem Zerwürfnis mit einem deutschen Großkunden entschied man sich 2003 selbst in das Geschäft einzugsteigen und eine Eigenmarke zu etablieren. Zwei Jahre später waren dann die ersten Noctua-Kühler da.

Zwischen Wien, Schweden und Taiwan

Heute verkauft das Wiener Unternehmen laut Produktmanager Jakob Dellinger jährlich mehrere Hunderttausend Lüfter auf der ganzen Welt. Die Firma ist seit damals ordentlich gewachsen und an drei Standorten vertreten. In Wien ist die Zentrale mit rund 30 Mitarbeitern. In Schweden sitzen zwei weitere Ingenieure, und in Taiwan weist Noctua rund 250 Mitarbeiter auf. Dort werden die Kühler auch produziert. Laut Dellinger sei der gesamte Produktionsprozess in der eigenen Hand unglaublich wichtig für die Wahrung der hohen Qualität.

Deutlich teurer, aber langlebig

Sechs Jahre Garantie gibt der heimische Hersteller für seine Produkte. Allerdings sollen die Kühler laut Dellinger deutlich langlebiger sein. Vielerorts seien die ersten Produkte immer noch im Einsatz. Auch bei internen Tests konnte nach 15 Jahren bislang keine Verschlechterung der Kühlleistung festgestellt werden. Die Premium-Qualität lässt sich der österreichische Hersteller aber auch einiges kosten. Im Vergleich mit der Konkurrenz ist man nämlich deutlich teurer. Allerdings versucht Noctua auch abseits des Premium-Marktes mit günstigeren Produkten Fuß zu fassen.

Ungewöhnliches Farbschema polarisiert

Der Aufstieg der Firma ist sicher auch auf das polarisierende Design zurückzuführen. Während die Konkurrenz auf grelle Farben setzt, tanzte Noctua mit einem recht minimalistischen braunen Farbschema aus der Reihe. Dellinger, der seit den Anfängen der Firma dabei ist, spricht rückblickend von einer "ganz klugen Idee", auch wenn diese durchaus "kontrovers" war. Die Farbe hat man beibehalten, mittlerweile gibt es aber auch Lüfter, die komplett schwarz sind. Das braune Farbschema soll aber auch noch heute die DNA der Firma wiedergeben: "Ruhe, Gelassenheit und Erdverbundenheit".

An Wasserkühlung wird bereits geforscht

Wenn es um einen guten PC-Kühler geht, wünschen sich Kunden nämlich die eierlegende Wollmilchsau. Er soll möglichst leise sein, gleichzeitig möglichst gut kühlen und auch nicht allzu viel Platz im Gehäuse einnehmen. Zumindest die ersten beiden Bedürfnisse kann Noctua sehr gut abdecken. Auf den Trend zur platzsparenden All-in-One-Wasserkühlung ist der österreichische Hersteller noch nicht aufgesprungen. Allerdings forscht man bereits in diesem Bereich. Wann und ob ein derartiges Produkt von Noctua erscheint, will Dellinger nicht verraten.

Mit aktivem Noise-Cancelling gegen den Lärm

Vorerst liegt der Fokus auf der weiteren Reduzierung von Lärm. Prinzipiell sind Lüfter laut dem Noctua-Produktmanager ein bereits höchst ausgereiftes Produkt, bei dem nicht mehr allzu viel Luft nach oben besteht. Aktuell forscht der Hersteller aber an aktivem Noise-Cancelling bei ihren CPU-Kühlern. Mittels Magneten im Rahmen werden die Lüfterblätter so bewegt, dass der Lärm mit Gegenschall verringert wird. Von einem marktreifen Produkt ist man noch entfernt. Die Innovation wird man sich aber auf jeden Fall etwas kosten lassen, merkt Dellinger schmunzelnd an.

Wie trägt man denn nun die Wärmeleitpaste auf?

Was wohl auch für Noctua spricht, ist die einfache Installation der Lüfter. Eine Raketenwissenschaft ist dies bei weitem nicht mehr. Nur bei der richtigen Anwendung der Wärmeleitpaste wird es etwas komplizierter. Hierbei herrscht ja fast schon ein gewisser Glaubenskrieg darüber, wie man es richtig macht.

Laut Dellinger reicht bei den kleinsten Sockeln ein Klecks, bei den größeren CPUs werden vier kleine Tropfen in der Ecke und ein großer in der Mitte empfohlen und bei AMDs Threadripper sind es gar 14 Stellen. "Man kann aber nicht allzu viel falsch machen", merkt der Kühler-Experte zuletzt an. (Daniel Koller, 1.2.2020)