Wien – In Österreich wurde neben zwei Verdachtsfällen in Wien auch ein Fall in Klagenfurt gemeldet. In zwei weiteren Fällen in Wien lag keine Erkrankung durch den Coronavirus vor. Das Außenministerium gab am Montag außerdem bekannt, dass sich in zentralchinesischen Provinz Hubei derzeit zwei Österreicher befinden. Die beiden Männer wollen zurück nach Österreich.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) äußerten sich am späten Montagnachmittag nach einer Einsatzstab-Sitzung im Innenministerium gemeinsam zur aktuellen Lage. Anschober und Nehammer bestätigten, dass der Coronavirus in Europa angekommen sei – das sei zwar kein Grund zur Panik aber Grund zu Vorsicht und Vorbereitungen. Diese würden sehr gut und professionell funktionieren, sagte Anschober. Man arbeite gut mit den europäischen Seuchenbehörden zusammen. Auch mit der chinesischen Botschaft sei man in Verbindung. "Viel besser kann man nicht vorbereitet sein", sagte Anschober.

Es gebe derzeit drei Verdachtsfälle, aber bisher keine bestätigten Erkrankungen. Die Symptome des Virus seien ähnlich einer klassischen Lungenentzündung aber auch jenen einer klassischen Grippe. Anschober bat, bei Verdacht auf eine Erkrankung nicht die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen.

Derzeit drei Verdachtsfälle in Österreich

Die beiden österreichischen Männer in China werden bei ihrem Ausreisewunsch von der österreichischen Botschaft unterstützt, sagte am Montag der Sprecher des Außenministierums Peter Guschelbauer. Die Männer hätten "einmal einen beruflichen und einmal einen privaten Background" für ihre Reise nach China, haben sich temporär in der Provinz Hubei aufgehalten und würden keine Krankheitssymptome aufweisen. Insgesamt halten sich derzeit rund 3.000 Österreicher in China auf. Davon sind rund 2.300 Auslandsösterreicher und rund 700 Touristen.

In Österreich weisen derzeit drei Personen relevante Symptome auf. In Klagenfurt wurde am Montag erstmals ein Verdachtsfall gemeldet. Eine Probe wurde eingeschickt, das Ergebnis wird für Dienstagfrüh erwartet. In Wien gab es indessen bei zwei Coronavirus-Verdachtsfällen Entwarnung, es wurden jedoch auch zwei neue Verdachtsfälle bekannt. Zwei österreichische Staatsbürger werden nach China-Reisen seit Montagvormittag im Kaiser-Franz-Josef-Spital behandelt, sie kamen unabhängig voneinander und selbstständig dorthin und seien in einem guten Zustand, heißt es vom Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV).

Seit fünf Jahren verfügt das Kaiser-Franz-Josef-Spital über eine Isolierstation in der Infektionsabteilung. Vier Betten stehen dort für Risikofälle und erkrankte Patienten zur Verfügung.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Der ärztliche Direktor des KAV warnte zudem davor, dass nicht alle Personen mit Grippesymptomen in die Ambulanzen drängen sollten. Wer tatsächlich im Risikogebiet war und Symptome zeige, solle die Rettung rufen. Auch in Klagenfurt wurde am Montag ein Verdachtsfall gemeldet.

Grippe bedrohlicher als Coronavirus

Bereits am Samstag erließ Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kurz vor Bekanntwerden des ersten Verdachtsfalls Anzeigepflicht für Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle. Anschober betonte, dass es "keinen Grund zur Panik" gebe. Man sei gut vorbereitet, die Grippe sei außerdem bedrohlicher als das Coronavirus.

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat am Montag eine kostenlose Infoline für Fragen von Bürgerinnen und Bürgern unter der Telefonnummer 0800-555 621 eingerichtet. In der Zeit von 9.00 bis 17.00 Uhr (Montag bis Freitag) geben Experten der AGES aktuelle Informationen zu Übertragung, Symptomen und zur Vorbeugung des neuartigen Virus. Ausführliche Informationen finden Interessierte auch auf der eigens eingerichteten Website der AGES.

Am Flughafen Wien-Schwechat herrscht "erhöhte Aufmerksamkeit", teilte ein Sprecher mit. Für den Ernstfall gibt es eine medizinische Station vor Ort, die durchgehend geöffnet hat. Direktflüge in die betroffenen Gebiete in China gibt es nicht. Lufthansa und AUA müssen Flüge von und nach China außerdem kostenlos umbuchen, dies sei eine Anordnung der chinesischen Regierung gewesen, sagte ein AUA-Sprecher.

Weite Regionen abgeschottet

In gut einem Dutzend chinesischer Städte wurden mehr als 40 Millionen Menschen als Vorsichtsmaßnahme isoliert, während die Zahl der Todesopfer laut offiziellen Angaben auf mindestens 81 Menschen stieg. Fast 2.800 chinesische Staatsbürger sind infiziert – allein in 24 Stunden tauchten über 700 neue Fälle auf. In kürzester Zeit sollen zwei Spitäler aus dem Boden gestampft werden.

Sicherheitspersonal in Schutzanzügen in der chinesischen Hauptstadt Peking.
Foto: NOEL CELIS / AFP

In mehreren Ländern wurden bereits Verdachtsfälle und auch bestätigte Infektionen gemeldet. Alle betroffenen Personen waren zuvor aus China eingereist. International kommt es daher zu Reaktionen: Am Montag schloss die Mongolei ihre Grenze zu China. Chinesische Staatsbürger aus der Region Wuhan dürfen vorübergehend nicht nach Malaysia. Die US-Regierung kündigte an, ihre Bürger aus Wuhan nach San Francisco ausfliegen zu lassen. Auch Frankreich, Großbritannien und Japan wollen Aktionen starten, um Landsleute aus dem Gebiet zu holen. Die deutsche Bundesregierung erwägt ebenso die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Wuhan, gab Außenminister Heiko Maas (SPD) bekannt.

Chinesen stornieren Hallstatt-Aufenthalte

Erste Auswirkungen hat der Coronavirus auch auf den Weltkulturerbe-Ort Hallstatt, eine der bei Chinesen beliebtesten Touristenattraktionen Österreichs. Dem Bürgermeister Alexander Scheutz (SPÖ) zufolge würden erste chinesische Touristen bereits ihre Aufenthalte canceln, da sie ihr Heimatland nicht verlassen dürfen. Das berichteten Vermieter aus dem Ort. Es seien dennoch wie gewohnt viele Gäste in dem rund 750-Einwohner-Ort unterwegs, dass diese in irgendeiner Weise Angst hätten, sei dem Bürgermeister bisher noch nicht zu Ohren gekommen.

Auch das Verkehrsbüro, Österreichs größter Tourismuskonzern, verzeichnete ebenfalls schon die ersten vereinzelten Stornierungen von Gruppenreisen aus China. In den 25 Verkehrsbüro-Hotels in Österreich, die üblicherweise viele China-Reisegruppen beherbergen, bedeute das entsprechende Ausfälle, sagte Unternehmenssprecherin Andrea Hansal am Montag.

In China für Österreicher noch keine Reisezeit

In umgekehrter Richtung, von Österreich aus nach China, sei derzeit noch keine Reisezeit, die beginne erst im März. Deshalb seien momentan keine Individualreisenden, sondern lediglich rund hundert Business-Kunden des Verkehrsbüro in China. Die seien bereits vorige Woche informiert worden und würden mit einem Newsletter am Laufenden gehalten. Ähnlich wie bei AUA und Lufthansa, wo Kunden gebuchte China-Flüge bis Ende September verschieben können, handhabe das auch das Verkehrsbüro, sagte Hansal. (APA, red, 27.1.2020)