Die Betriebsratswahlen in der AUA haben eine neue Liste ins Gremium gebracht. Die Frage, wer künftig freigestellt wird, ist offen.

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Wien – Bei der Betriebsratswahl des Boden- und Technikpersonals der AUA hat die erstmals angetretene Liste Choose fast 41 Prozent der Stimmen abgeräumt. Sie wird acht von 19 Mandaten bekommen. Bisher hat es im Airline-Konzern nur eine Einheitsliste gegeben, ihr gehören auch Betriebsratsvorsitzender Alfred Junghans und sein Stellvertreter Harald Ramoser an.

Auch Choose-Gründer Roland Chalusch saß bislang im Betriebsrat. Er hat die Gründung der neuen, parteifreien Liste damit argumentiert, dass die Zeiten hart würden und man einen möglichst starken Betriebsrat brauche. Zudem wolle man den Leuten eine echte Wahl geben. Stichwort harte Zeiten: Die AUA muss rund 800 Jobs einsparen.

"Kein Verrat" an Belegschaft

Bei der Gründung der neuen Liste und beim Wahlverhalten dürften auch die jüngsten Ereignisse rund um die beiden freigestellten Betriebsratschefs Junghans und Ramoser eine Rolle gespielt haben. Von beiden fordert die AUA in Summe rund 500.000 Euro zurück, mit dem Argument, sie hätten sich 2009 fette Gehaltserhöhungen geben lassen und verdienten seither zu viel. Die Lufthansa-Tochter hat den beiden die Bezüge zusammengestrichen und im vorigen Herbst geklagt, beide bestreiten die Darstellung der AUA. Sie hätten in der Zeit ihrer Betriebsratstätigkeit auf ihre Karriere verzichtet, die sie andernfalls gemacht hätten, argumentiert ihr Rechtsanwalt Alois Obereder sinngemäß. In der AUA-Belegschaft erregten die Neuigkeiten Unmut.

Das Einkommen von Junghans hat der damalige AUA-Vorstand auf rund 12.000 Euro verdoppelt, das seines Vize im Betriebsrat ebenfalls erhöht. Die AUA flog 2009 aber in heftigsten Turbulenzen, musste Sparpakete schnüren und war auf Geld vom Staat angewiesen. Laut Ansicht der AUA handelt es sich um einen Fall der verbotenen Privilegierung von Betriebsräten. Auch das bestreiten die Beklagten, sie wiesen in einem offenen Brief im Herbst 2019 auch den Vorwurf zurück, sie hätten 2009, beim Schnüren des Sparpakets und vor dem Verkauf an die Lufthansa, die Belegschaft verraten.

Junghans bekam ÖIAG-Aufsichtsratsgage

Am 10. Jänner hat am Arbeits- und Sozialgericht Wien die erste längere Verhandlung zur Klage gegen Junghans stattgefunden. Der Richter hat ihn einvernommen, im Wesentlichen ging es um seinen Werdegang. Junghans sagte unter anderem auch aus, dass er (ab 2005, Anm.) in den Aufsichtsrat der Staatsholding ÖIAG (ihre Nachfolgerin ist die heutige Öbib) entsandt worden ist, die AUA stand damals ja zum Teil im Staatseigentum. Er habe rund 15.000 Euro im Jahr für seine Kontrolltätigkeit in der ÖIAG bekommen.

Nachdem die AUA 2009 zu hundert Prozent an die Lufthansa verkauft worden war (samt 500 Millionen Euro Mitgift vom Staat), schied Junghans aus dem ÖIAG-Aufsichtsrat aus, ins Firmenbuch wurde das im September 2009 eingetragen. Die 15.000 Euro von der ÖIAG bekam der AUA-Mitarbeiter daher nicht mehr.

Betriebsratschef gut vernetzt

Junghans' Anwalt Obereder sieht in der Entsendung seines Mandanten ins Kontrollgremium der ÖIAG eine zusätzliche Bestätigung seiner Argumentation; Junghans sei für die Airline nicht zuletzt wegen seiner Vernetzung via ÖIAG-Aufsichtsrat sehr wichtig gewesen, und die Entsendung unterstreiche dessen Qualifikation, sagt er sinngemäß. Die Beklagten haben in ihrem offenen Brief an die Belegschaft im vorigen Oktober zudem ins Treffen geführt, dass die Lufthansa unter ihrem damaligen Management die Gehaltserhöhungen 2012 unter die Lupe genommen und nichts daran geändert habe. (Renate Graber, 17.1.2020)