Sanna Marin soll in Kürze Finnlands Regierung führen.

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Mit der Nominierung der bisherigen Verkehrs- und Informationsministerin Sanna Marin für das Amt der Premierministerin steht Finnland vor einem Generationenwechsel. Die 34-jährige erste Vizeparteichefin der finnischen Sozialdemokraten könnte locker die Tochter des bisherigen Premiers Antti Rinne sein – und sie wäre, zumindest solange Sebastian Kurz nicht wieder Kanzler ist, die jüngste Regierungschefin der Welt.

Die bisher in Tampere lebende Juristin ist verheiratet und seit vergangenem Jahr Mutter einer Tochter. Ihre politische Karriere begann vor zehn Jahren bei der Sozialistischen Jugend und führte sie über die Gemeindepolitik in höhere Sphären. Die erworbene Popularität verhalf ihr 2015 mit über 10.000 Vorzugsstimmen erstmals zu einem Parlamentssitz in Helsinki. Seit heuer war sie Vizechefin hinter Rinne, der nach seinem Rücktritt als Regierungschef im Zusammenhang mit Turbulenzen samt Streik bei der finnischen Post vorerst SDP-Vorsitzender bleibt.

Blick auf "historische Leistungen"

Seit April dieses Jahres, als sie bei der Parlamentswahl mit rund 19.000 fast doppelt so viele Vorzugsstimmen wie vier Jahre zuvor einheimste, sitzt Sanna Marin auch in der Regierung. Sie gilt als Vertreterin des linken Flügels der Partei. Eigenen Angaben zufolge interessierte sie sich nach dem Studium auch für eine politische Laufbahn bei den Grünen und der Linkspartei, bevor sie sich wegen deren "historischer Leistungen" für die Sozialdemokratie entschied.

Marin gilt innerhalb der Sozialdemokraten als unbequem, weil sie öffentlich anprangert, dass ihre Partei zu wenig gegen die wachsende Lohnkluft und die sozialen Unterschiede unternehme. Zudem ist sie als vehemente Atomkraftgegnerin und Nato-Skeptikerin bekannt. Auch in diesen Punkten deckt sich ihre Werthaltung nur teilweise mit der offiziellen Parteilinie.

Zweifel an geistigen Kapazitäten

Besonders unbeliebt ist Marin bei den Oppositionsparteien. So geriet sie mit der Konservativen Eija-Riitta Korhola in Streit, nachdem diese geklagt hatte, sie sei bei der EU-Wahl 2014 gescheitert, weil sie nicht über die finanziellen Mittel von "reichen und von sozialen Unterstützungen lebenden Gewerkschaftern" verfüge.

Marin zweifelte daraufhin an Korholas geistigen Kapazitäten, worauf Konservative sie als "Schmutzkübelkanone" bezeichneten. Nun steht sie vor der Übernahme der linkslastigen Fünfparteienkoalition, die ihr Vorgänger Rinne im Frühjahr zusammengezimmert hat. (Andreas Stangl, 9.12.2019)