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Laut Umfrage liegen Boris Johnsons Tories mit 41 zu 33 Prozent vorne.

Foto: Reuters/TOBY MELVILLE

London – Fünf Tage vor der britischen Unterhauswahl geht die Aufholjagd von Oppositionsführer Jeremy Corbyn auf Premierminister Boris Johnson weiter. Der Vorsprung von Johnsons Konservativen auf die Labour Party ist einer am Samstag veröffentlichten Umfrage zufolge von zehn auf acht Prozentpunkte geschmolzen.

Laut der Erhebung des Instituts Savanta ComRes für den "Sunday Telegraph" lagen die Tories mit 41 zu 33 Prozent vorne. Demnach verlor die Regierungspartei einen Prozentpunkt im Vergleich zur Umfrage am Mittwoch, während Labour einen Prozentpunkt zulegte. Eine im Auftrag der Anti-Brexit-Gruppe "Remain United" durchgeführte Befragung sah Johnsons Partei nur noch mit 42 zu 36 Prozent in Führung.

Die landesweiten Umfragedaten haben nur bedingte Aussagekraft, weil die Unterhauswahl eigentlich aus 650 einzelnen Wahlgängen besteht. In den 650 Wahlkreisen gilt jener Kandidat als gewählt, der die relative Stimmenmehrheit erreicht. Alle anderen Stimmen bleiben ohne Gewicht. Laut einer Berechnung von "Remaind United" würden die Tories aber nach dem jetzigen Stand wie schon bei der Wahl 2017 zwar stärkste Kraft werden, die absolute Mehrheit im Unterhaus aber verpassen. Sie kämen auf 312 Sitze, verglichen mit 320 Sitzen für Labour und die vier Pro-EU-Parteien Liberaldemokraten, Schottische Nationalpartei, Grüne und Plaid Cymru.

Farage und sein "Nichtangriffsversprechen"

Während Johnsons Konservative schon zu Beginn des Wahlkampfes von einem Nichtangriffsversprechen der Brexit Party des EU-Gegners Nigel Farage profitierten, ist das Lager der EU-Befürworter immer noch gespalten. Je näher der Wahltermin rückt, umso mehr profitiert auch Labour von taktischen Überlegungen der Sympathisanten kleinerer Parteien, die ihre Stimme nicht verschwenden wollen.

Bei der zweiten und letzten Fernsehdebatte am gestrigen Freitagabend setzte Corbyn den Premierminister mit Vorwürfen im Zusammenhang mit dem geplanten Handelsdeal mit den USA unter Druck. Großbritannien würden in diesem Fall deutlich teurere Arzneimittelpreise drohen, warnte der Labour-Chef. Als Johnson neuerlich in Abrede stellte, dass der staatliche Gesundheitsdienst NHS Teil des Deals sei, fragte Corbyn mit Blick auf die seit 2017 laufenden Gespräche ironisch, warum es denn zwei Jahre brauche, um "Nein" zu sagen. (APA, 7.12.2019)