Der zweite Anlauf für die Übernahme verlief ähnlich zäh wie der erste, dennoch kann Ams Osram übernehmen.

Foto: Epa/PHILIPP GUELLAND

Premstätten – Es war eine Zitterpartie für den steirischen Chiphersteller AMS. In der Nacht auf Freitag lief die Annahmefrist für die Übernahme des deutschen Leuchtenherstellers Osram ab. Knapp, aber doch entschied AMS das Rennen für sich. Die Mindestannahmeschwelle lag bei 55 Prozent. "Mehr als 55 Prozent der Aktionäre haben das Angebot angenommen", verlautbarte das Unternehmen am Freitagabend. Dem Vernehmen nach sollen es sogar rund 75 Prozent sein.

Knapp, aber doch entschied der steirische Chiphersteller AMS das Rennen für sich.
ORF

AMS hatte das Überschreiten der Schwelle selbst zur Bedingung für ein Gelingen der Übernahme gemacht. Beim zweiten Übernahmeversuch bot der Sensorspezialist aus Premstätten bei Graz erneut 41 Euro je Aktie und bewertete Osram damit mit rund 4,6 Milliarden Euro.

Spurt auf Zielgeraden

Donnerstagnachmittag sah es nicht danach aus, dass es sich für AMS ausgeht. Knapp 16 Prozent der Anteile fehlten, weswegen AMS die Aktionäre mit Nachdruck aufrief, zu reagieren. Mit Erfolg. Perspektivisch wollen die Österreicher auf mehr als 75 Prozent an dem deutlich größeren Traditionskonzern kommen, um Zugriff auf die Finanzmittel von Osram zu bekommen und damit die Kredite für die Übernahme tilgen zu können.

AMS-Chef Alexander Everke und Osram-Chef Olaf Berlien warben zuletzt verstärkt um Hedgefonds, die sich im Übernahmepoker Finanzkreisen zufolge mittlerweile knapp die Hälfte der Osram-Anteile gesichert haben.

AMS hat es vor allem auf die zukunftsträchtigen Sensor- und Lichtlösungen von Osram für die Auto- und Informationstechnik abgesehen, die den Konzern aus der Steiermark weniger abhängig vom Großkunden Apple machen sollen. Der Zusammenschluss könne "einen Photonik- und Sensorik-Champion von Weltrang auf den Weg bringen", sagte Berlien.

Endgültiges Angebot am Dienstag

Das endgültige Ergebnis des Übernahmeangebots soll erst am Dienstag vorliegen. Danach haben die restlichen Osram-Aktionäre noch einmal zwei Wochen – bis zum Heiligen Abend – Zeit, ihre Papiere an AMS zu verkaufen. Dann dürften vor allem Indexfonds ihre Osram-Aktien andienen, deren Anteil auf zehn bis zwölf Prozent geschätzt wird. Der massenhafte Einstieg von Hedgefonds und anderen Spekulanten hatte die Übernahme bis zum letzten Moment zu einer Zitterpartie werden lassen. Um sie zur Annahme des Angebots zu bewegen, waren Everke und Berlien Anfang der Woche eigens nach New York und London gereist.

AMS hat die Übernahme bisher mit Krediten finanziert. Etwa ein Drittel davon – 1,6 Milliarden Euro – sollen aber bald mit einer Kapitalerhöhung getilgt werden. AMS werde deshalb schon im Jänner zu einer Hauptversammlung einladen, um die notwendigen Beschlüsse zu fassen. Die Kapitalerhöhung solle danach "zeitnah" umgesetzt werden, hieß es in der Mitteilung.

Im Oktober gescheitert

Mit ihrem ersten Übernahmeoffert war AMS Anfang Oktober am Widerstand der Aktionäre gescheitert. Damals lag die Annahmeschwelle bei 62,5 Prozent – erreicht wurden aber nur 51,6 Prozent. Sie wurde im zweiten Anlauf auf besagte 55 Prozent verringert.

Osram ist einer der führenden Leuchtmittelhersteller weltweit, musste seine Umsatzerwartungen in diesem Jahr stark nach unten korrigieren. Somit bleibt das Unternehmen vorerst selbstständig und schreibt weiterhin Verluste.

Auf Tradegate notierte das Papier Freitagabend laut dpa-AFX nachbörslich mit 42,70 Euro deutlich höher. Die Osram-Aktionäre haben in einer weiteren Annahmefrist noch bis zum 24. Dezember Zeit, ihre Anteilsscheine anzudienen. (red, APA, 6.12.2019)