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Ryanair-Chef Michael O’Leary (im Vordergrund) führt bei seiner Tochter ein strenges Regime.

Foto: Reuters/Föger

Wer mit Laudamotion fliegt, hat etwas zu erzählen. Nicht selten berichten Passagiere derzeit von so manchem Missgeschick, das sie ereilte, wenn sie eine Flugreise mit der Ryanair-Tochter taten. Die einen warten mit Erfahrungsberichten über chaotische Zustände beim Boarding auf, erzählen von nicht funktionierenden Check-in-Systemen und überfordertem Personal am Gate und von unbenutzbaren und gesperrten Sitzen in Maschinen. Die anderen ärgern sich über verspätete Ankünfte oder über Flüge, die nicht stattfinden, um nur eine Auswahl zu nennen.

"Auch bei anderen Fluglinien gibt es Probleme, aber nicht in der Häufung und nicht mit der kompletten Ignoranz der Fluglinie bei Problemen", sagt ein Betroffener im Gespräch mit dem STANDARD, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Der vielfliegende Passagier hat einen Verdacht: Laudamotion scheint seit der Übernahme durch Ryanair wirklich problematisch geworden zu sein. Als Passagier beurteile er so manche Situation "als potenziell sicherheitsgefährdend".

Flugbetrieb sicher

Ganz so dramatisch ist die Lage zumindest aus der Sicht der Aufsichtsbehörde nicht, sagt Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka auf STANDARD-Anfrage. Der Flugbetrieb sei jedenfalls sicher. Die Frage kam jüngst erneut aufs Tapet, als ein Airbus A320 der Laudamotion vergangene Woche in Dublin aufgrund technischer Probleme am Boden bleiben musste. Der Grund laut dem Luftfahrtportal Austrian Wings: Eine Ölleckage führte zu einer Verunreinigung der Klimaanlage der OE-LOX mit Triebwerksöl.

Der Aviation Herald hatte pikante Details vom Flug ab Wien in die irische Hauptstadt zusammengetragen: Zuerst habe es Probleme mit dem Funk gegeben, dann seien während des Fluges übel riechende Dämpfe aufgetreten – vergleichbar mit dem Odeur "schmutziger Socken". Nur mit etwas gröberen Folgen: Eine Passagierin fiel in Ohnmacht, das Kabinenpersonal klagte über Unwohlsein und Kopfweh. Bis die Maschine wieder fit war, vergingen demnach 54 Stunden.

Unter Beobachtung

Die Austrocontrol legt nun ein Scherflein nach und schaut bei der Ryanair-Tochter auch beim Wartungsbetrieb mit erhöhter Aufmerksamkeit hin. Seit dem Sommer legt sie bereits verstärkt ihr Augenmerk auf die Vorkommnisse bei der Airline – um die in der Branche als sicherheitsrelevant eingestufte Fehlerkultur zu überprüfen. Das ist weiterhin der Fall. Doch auch hinter den Kulissen geht es hoch her. Die Mitarbeiter der Technik wurden in die DM Aircraft Maintenance GmbH übersiedelt – zu den gleichen Bedingungen wie zuletzt bei Laudamotion, wie es dort gegenüber der Austria Presseagentur heißt. Laut Austrian Wings wurde rund ein Dutzend Mitarbeiter gekündigt, weil sie die Verträge nicht unterschreiben wollten.

Späne fallen laut Insidern auch anderswo. Ryanair, die ihrer Tochter kostengünstigere Produktion abverlangt, rühre weiterhin kräftig um – und sorge für Chaos. Etwa durch die Umstellung auf eine neue Software für die Dienstplanerstellung. Das hätte zur Folge, dass Mitarbeiter für Dienste eingeteilt würden, die gar nicht mehr im Unternehmen sind, oder andersrum Flüge zugeteilt würden, die nicht stattfinden. Auch hier stellt sich so mancher die Frage, ob die Sicherheit gewährleistet sei. Dem Vernehmen nach suchen laufend Beschäftigte das Weite. Laudamotion war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Betriebsratswahl

Auch die Betriebsratswahl ist ungeklärt. Die Neuwahl hatte im Herbst für heftige Turbulenzen gesorgt. Laudamotion wird die Wahl anfechten. Das ist mehr, als O’Leary vorhatte. Er wolle sie nicht einmal ignorieren, hatte er jüngst in Wien erklärt. Ein Gerichtstermin steht noch aus. Ein anderer ist mittlerweile fix. Am 10. Dezember wird beim Arbeits- und Sozialgericht in Korneuburg die Kündigung eines Betriebsrats verhandelt. Die Ansichten, ob der Betriebsrat bis dahin sein Mandat ausüben kann, gehen auseinander. Die Gewerschaft sagt ja, Laudamotion sagt Nein. Klären wird das nun das Gericht.

Einschränkungen erwartet Ryanair wegen des Flugverbots für die Boeing-Maschinen vom Typ 737 Max im kommenden Sommer. Weil Ryanair nur 10 statt 20 Maschinen bekomme, dürfte das Passagieraufkommen im Geschäftsjahr 2020/21 (Ende März 2021) statt 157 Millionen nur 156 Millionen Passagiere betragen, hieß es am Mittwoch von dem irischen Unternehmen. Ryanair hatte bereits bekanntgegeben, dass die Basis am Flughafen Nürnberg mit zwei Flugzeugen schließen soll, Hamburg war schon zuvor betroffen. Nun soll auch Stockholm mit vier Flugzeugen im März schließen.

Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max sind nach zwei Abstürzen von einem weltweiten Flugverbot betroffen. Wann die Maschinen wieder abheben dürfen, ist noch nicht klar (red, Regina Bruckner, 3.12.2019)