Größer als gedacht. Das ist der erste Eindruck, wenn man vor dem GLB steht. 4,63 Meter SUV, der somit nur einen Tick kürzer ist als die nächste Nummer in der breit aufgefächerten SUV-Palette aus dem Hause Mercedes-Benz – der auf der Hinterradantriebsarchitektur stehende GLC bringt es auf 4,67 m.
Der GLB hingegen, die Nomenklatur deutet das schon an, basiert auf der Frontantriebsarchitektur, ist folglich mit A- und B-Klasse und einem halben Dutzend weiteren Artgenossen eng verwandt. Er spielt die Karte maximalen Alltagsnutzens bei zugleich hohem Wohlfühl- und -standsniveau.
Mit etwas Prestige
Sollten Sie auf was Flaches aus sein, pfeilschnell, zwei Plätze und mit versenkbarem Dach, oder auf was Ultrakurzes mit Stromantrieb für die Stadt, sind Sie hier falsch.
Sind Sie aber beispielsweise auf der Suche nach einem neuen Gefährt, das ein wenig trendig ist, ein SUV dann wohl, mit etwas Prestige, so wie etliche Leute ja auch Smartphones von Apple kaufen anstatt Ware von weniger klingenden Namen aus Fernost; wenn Sie eines suchen, das praktisch ist und notfalls eine ganze Großfamilie zu transportieren vermag, sieben Personen: Da gibt es – in einer preislich noch nicht völlig abgehobenen Liga und bei den Abmessungen so zwischen 4,60 und 4,70 Metern Länge – massenabsatztaugliche Typen wie Škoda Kodiaq, VW Tiguan Allspace, Seat Tarraco. Und nun eben, mit Premiumanspruch und sauteuer, den GLB. Klasse für die Masse quasi.
Optischer Ausbruch aus dem Einheitsbrei
Bei der Präsentation in der südspanischen Vandalenregion, Andalusien, die Ecke um Marbella, am Horizont den Felsen von Gibraltar mit seinen Affen gerade schon im Blick, zeigte sich, dass der GLB die Kunst des aufrechten Gangs pflegt. Schon optisch, wo er angenehm aus dem glattgelutschten Einheitsbrei der restlichen (gleichwohl ungemein erfolgreichen) Mercedes-SUVs herausragt. Der strebt nicht nach vorn, sondern in die Höhe.
Weil das so ist, ergibt sich beim Fünfsitzer ein voluminöser Kofferraum von 570 bis 1805 Litern (GLC: 580 bis 1150), beim Siebensitzer sind es mickrige 130, sofern die hintersten beiden Sitze belegt sind, im (vollends) Flachliegefall ergeben sich dann 500 bis 1680.
Triathlet auf vier Rädern
Schon von dem Aspekt her ist gut nachvollziehbar, warum Mercedes den GLB als "eierlegende Wollmilchsau" bezeichnet. Chefingenieur Axel Heix nennt ihn gar einen "Triathleten auf vier Rädern", weil er die Kunst der multiplen Variabilität beherrsche und sich zudem sowohl auf der Straße als auch abseits davon bestens zurechtfinde – für Letzteres greife man allerdings besser zum Offroad-Technik-Paket.
Jetzt ist es so, dass Hersteller bei solchen Präsentationen gern Geländeparcours in ihre Testrouten integrieren, um zu demonstrieren, was das Ding real kann. Bei uns blies eine steife kalte Brise, wehte Staub auf der Bergeskuppe. Den GLB, den wir mit Instruktor an Bord ins Abseits lenkten, bestaubte es zwar, es verwehte ihn aber nicht. Und wie häufig gilt: Auch wenn so was kein Geländewagen ist – erstaunlich, was er dort dann doch kann. Der (optionale) Allradantrieb kommt übrigens von ZF, die haben da ein ganz, ganz feines System ersonnen, BMW und Porsche sind ebenfalls mit von der Kunden-Partie. Hier ist er prinzipiell frontlastig ausgelegt, schafft aber eine maximale Antriebsverteilung von 50:50.
Breite motorische Auswahl
Wenn oben schon der mediterrane Winter probte, sagte auf Meereshöhe der Spätsommer böig ade. Trotz relativ viel Windangriffsfläche fährt der SUV blitzsauber den am Volant vorgegebenen Kurs.
Im GLB findet sich natürlich auch das Vollvernetzungs- und Bediensystem MBUX, je drei Benziner- und Diesel-Vierzylinder sorgen für breite motorische Auswahl, los geht’s bei 116 Diesel-PS, und es endet beim AMG mit 306. (Andreas Stockinger, 2.12.2019)