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Für Star Wars-Fans ist aktuell eine schwere Zeit. Die Skywalker-Saga wird im Dezember nach über 40 Jahren zu Ende gehen. Das alleine dürfte schon für das Argument der harten Zeiten reichen, dazu kommt, dass Die letzten Jedi die Gemeinde immer noch polarisiert. Ob die abschließende Episode daran etwas ändern wird, bleibt abzuwarten – wahrscheinlich ist es nicht. Als dann vergangenes Jahr im Juni Star Wars: Jedi Fallen Order angekündigt wurde, lagen viele Hoffnungen auf dem geplanten Singleplayer-Abenteuer, das Star Wars-Jahr 2019 zu retten. Also, kann es das?

EA Star Wars

Jedi Fallen Order spielt in der wohl spannendsten Zeit, die von den Filmen stark vernachlässigt wurde. Man schlüpft in die Rolle von Cal Kestis, der die "Order 66" überlebt hat und seitdem auf dem Schrottplaneten Bracca im Exil lebt. Als er eines Tages die Macht nutzt, um einen Freund zu retten, wird das Imperium, das immer noch auf der Suche nach den letzten verbleibenden Jedi ist, auf ihn aufmerksam. Cal wird in letzter Minute von Anhängern der Rebellion gerettet und macht sich daran, den Jedi-Orden wiederherzustellen.

In Third-Person-Ansicht kämpft man auf unterschiedlichen Planeten des Star Wars-Universums. Das Kampfsystem orientiert sich an der Soulsborne-Reihe: Blocken, Ausweichen und Parieren sind essenziell, oft bringt es nichts, blindlings in eine Gegnergruppe hineinzurennen. Beim Ableben verliert Cal alle nicht gebrauchten Erfahrungspunkte und hat eine Chance, sich diese wiederzuholen. Aber keine Angst, es gibt insgesamt vier verschiedene Schwierigkeitsstufen. Der Rest allerdings, der aus Rätseln, Erkundungen und Klettereinlagen besteht, erinnert stark an ein "Metroidvania", wie es Super Metroid oder Castlevania: Symphony of the Night waren. Cal entdeckt auf seinen Reisen nicht nur alte Machtfähigkeiten wieder, sondern findet auch allerlei nützliche Gadgets für sich oder seinen liebevollen Roboterbegleiter BD-1, die ihm auf seinem Weg weiterhelfen. Das macht das Spiel wahnsinnig gut: Findet man beispielsweise den Machtstoß, erinnert man sich an etliche Wege auf den bereits bereisten Planeten, die bisher versperrt waren, jetzt aber kein Problem mehr sind. Backtracking ist also an der Tagesordnung. Und das ist etwas Gutes.

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Was ist gelungen?

Jedi Fallen Order lebt von seiner Atmosphäre. Das Spiel sieht toll aus, was sich besonders auf dem Waldplaneten Kashyyyk zeigt. Nie sah der von Wookies bevölkerte Urwald so schön aus und lud so zum Erkunden ein. Dazu kommen die Soundeffekte, die einem jedes Mal durchs Ohr fetzen, wenn Cal sein, übrigens vollständig anpassbares, Lichtschwert entzündet und durch die Luft wirbelt. Auch die Kampfanimationen können sich sehen lassen. Um einen kurz danach durchsäbelten Strumtruppler zu zitieren: "Hör auf, so rumzutanzen." Immer wieder gibt es Cameo-Auftritte von Persönlichkeiten des Universums, etliche Hintergrundinfos zu entdecken, und die Musik ist auf einem so hohen Niveau, dass sich beim Test das eine oder andere Mal Gänsehaut einschlich. Magic Moments vorprogrammiert.

Das "Metroidvania"-Prinzip, gepaart mit den Rollenspiel-Anleihen, macht süchtig. Es ist motivierend, Cal dabei zu helfen, seine Jedi-Fähigkeiten über die Zeit wiederzufinden und ihm neue beizubringen (Stichwort: Lichtschwert-Wurf). Irgendwann sind dann auch Gegnergruppen kein Problem mehr. Blasterschüsse werden locker mit dem Lichtschwert zurückgelenkt, ein Nahkampfsturmtruppler per Machtgriff herangezogen und eliminiert, der letzte ebenfalls mithilfe der Macht verlangsamt und in aller Ruhe auseinandergenommen. Dabei kann es schon einmal passieren, dass man die Wege der Jedi vergisst: Cal hinterlässt nämlich nicht nur Berge an Sturmtrupplern, sondern macht auch vor der jeweiligen Fauna nicht halt.

Was ist weniger gelungen?

Es dürfte bei einem Star Wars-Spiel kaum überraschen, aber auch wenn die Story an sich nicht schlecht ist und motiviert, so ist sie doch gespickt mit Charakteren, die cheesy geschrieben sind. Beispiel gefällig? "Du hast so lange allein gekämpft, dass du niemandem mehr trauen kannst" – so ein Satz tut schon fast weh, denn er ist einer von vielen. Und auch ansonsten sind fast alle Story-Twists vorhersehbar, aber gut, es ist halt "Star Wars".

Zudem sind die Planeten oft verwinkelt und dadurch auch verwirrend. Die Hologrammkarte, die jederzeit zugeschaltet werden kann, ist zwar besser als anfangs erwartet, hilft aber auch nur bedingt, wenn man sich auf Kashyyyk vollkommen verlaufen hat. Eine Schnellreisefunktion innerhalb der Planeten gibt es nämlich nicht. Apropos Kashyyyk, hier ging die Framerate auf der PS4 einige Mal in die Brüche, auch ungeplante Ladezeiten innerhalb des Levels kamen vor.

Fazit

Jedi Fallen Order macht nichts neu, es stiehlt sich fast alle seine Elemente aus anderen Spielen oder Genres zusammen. Das fällt aber kaum auf, da es die Atmosphäre des Star Wars-Universums perfekt einfängt. Wer nichts mit den Sternenkriegen anfangen kann, der bekommt ein Spiel mit launigem Kampfsystem und motivierenden "Metroidvania"-Elementen. Wer das Universum aber liebt, der bekommt viele Stunden voller Gänsehaut, Magic Moments und dauerhaft breitem Grinsen. Ja, mein Star Wars-Jahr ist gerettet. Egal was da noch kommen mag. (Thorben Pollerhof, 17.11.2019)