Tobias Alexander Ratka möchte mit seinen Filmkompositionen auch in Hollywood durchstarten.

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"Für Musik habe ich mich schon früh begeistert. Das hat mit meinem Vater zu tun. Meine Vorfahren waren alle Musiker. Zur Filmmusik hat mich aber mein Stiefvater gebracht. Ich nenne ihn zwar nicht gern so, aber biologisch gesehen ist er das. Er macht Imagefilme. Film ist bei uns zu Hause ein wichtiges Thema, und wir hören oft Filmmusik.

Mit sieben habe ich begonnen, am Computer Musik zu schreiben. Musik konnte man das zwar nicht nennen, es war eher ein Experimentieren. Ab elf habe ich mich verstärkt der Filmmusik gewidmet. Und mit 13 habe ich meinen ersten Auftrag für ein Hörspiel aus den USA bekommen. Seit ich 15 bin, mache ich das regelmäßig und komponiere Musik vor allem für Kurzfilme.

Im Frühling 2018 habe ich maturiert, studieren möchte ich nicht. Ich habe oft darüber nachgedacht und auch mit meiner Musiklehrerin darüber gesprochen. Aber ich bin nicht der Typ dafür. Ich möchte es lieber weiterhin in Workshops oder beim Tun lernen. Ich bin zu 90 Prozent Autodidakt.

Während der Schulzeit habe ich Gitarrenstunden gehabt, das Klavierspielen habe ich mir dann selbst beigebracht. Klavier ist in diesem Beruf unvermeidlich. Bass spiele ich auch ein bisschen. Ich habe angefangen, alles nach Gehör zu machen, und die meisten Stücke mache ich noch immer so, muss ich gestehen.

Ich besuche auch regelmäßig Workshops. Einmal im Jahr findet beispielsweise der Hollywood Music Workshop im Casino Baden statt. Da kommen richtige Hollywood-Größen zu uns. Dort habe ich auch meinen Mentor Joe Kraemer kennengelernt. Er hat die Musik für 'Mission Impossible Rogue Nation' gemacht. Außerdem ist Youtube ein extrem guter Lehrer. Dort gibt es für alles ein Tutorial.

Zuletzt habe ich die Musik für die Social-Media-Spots von Ikea und Kelly's gemacht. Und seit kurzem ist der Dokumentationsfilm "Elephant to India", für den ich die Musik gemacht habe, in ausgewählten Kinos zu sehen. Wenn man, so wie ich, bisher nur Kurzfilme und Werbespots musikalisch untermalt hat, unterschätzt man die Arbeit für einen zweistündigen Film. Du machst einen Track und denkst dir: Jetzt haben wir es bald. Aber du hast noch immer eineinhalb Stunden Film vor dir.

Für den Film habe ich nur drei Wochen Zeit gehabt. Selbst für Kurzfilme habe ich bisher mehr Zeit gehabt. Noch nie hab ich so auf Hochtouren Musik geschrieben. Aber es ist sich ausgegangen, und die Musik kommt auch gut an. Werbespots gehen schneller. Da setze ich mich hin und improvisiere dazu, bis es mir gefällt. Bei Filmen gibt es Gespräche mit dem Regisseur. Bevor ich den Film das erste Mal sehe, beginne ich schon mit der Hauptmelodie. Wenn man die hat, ist das schon die halbe Sache. Der Rest sind Variationen.

Ich verdiene zwar schon Geld damit, aber von zu Hause auszuziehen ist noch nicht möglich. In fünf Jahren möchte ich aber mit meiner Musik komplett auf eigenen Beinen stehen. Ob das jetzt reine Filmmusik ist oder ob es Musikaufträge für Werbespots sind, ist zweitrangig. Später möchte ich gern nach Hollywood ziehen. Ein Ziel ist es natürlich, eine mögliche zukünftige Familie mit meiner Musik zu finanzieren, aber mein wirkliches Ziel ist es, ein Hollywood-Komponist zu werden. Ich möchte nicht irgendwann auf mein Leben zurückblicken und mir denken: Ich hätte es versuchen sollen." (Gudrun Ostermann, 15.10.2019)