Mammuthus primigenius, der bekannteste Vertreter der Mammut-Gattung, überlebte auf einer Insel im Norden Sibiriens in einer Zwergenform bis in historische Zeit. Dass die haarigen Elefanten letztlich sehr plötzlich ausstarben, könnte einem dramatischen Wetterereignis geschuldet sein.

Foto: Paul Schultz

Denkt man an die eiszeitliche Tierwelt, fällt einem automatisch das Mammut ein. Der riesige, typischerweise haarige Elefant gilt geradezu als archetypisches Wesen für die Tundren Europas während der letzten Kaltzeit zwischen 100.000 und 15.000 Jahren vor heute. Lange Zeit ging man davon aus, dass diese Giganten gemeinsam mit zahlreichen anderen Großsäugern spätestens vor rund 10.000 Jahren ausstarben, womöglich nicht zuletzt durch den Einfluss des Menschen.

Mittlerweile weiß man allerdings, dass einige Vertreter der Mammut-Gattung das Ende der jüngsten Eiszeit in manchen Regionen überlebt und sogar bis in historische Zeiten überdauert haben. Das Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius) dürfte auf der abgeschiedenen Sankt-Paul-Insel im Beringmeer bis vor 5.600 Jahren ihr Auslangen gefunden haben. Als letztes Rückzugsgebiet dieser ikonischen Dickhäuter diente nach jüngsten Untersuchungen aber die Wrangelinsel in der arktischen Tschuktschensee im Nordosten Sibiriens.

Mysteriöses Massensterben

Dort im hohen Norden lebten nach bisherigen Erkenntnissen bis vor 4.000 Jahren zahlreiche Mammuts – zu einer Zeit also, wo in Ägypten die Cheops-Pyramide bereits seit Jahrhunderten stand und in Mesopotamien zahlreiche Stadtstaaten den Beginn der modernen Zivilisation einläuteten. Warum die nicht unbedeutende bronzezeitliche Mammut-Population der Wrangelinsel anscheinend recht plötzlich vom Erdboden verschwunden ist, war bisher ein Rätsel.

Ein Team um Laura Arppe von der Universität Helsinki hat sich dieser Frage angenommen und darauf nun möglicherweise eine Antwort gefunden. Grundlage ihrer Untersuchungen, deren Ergebnisse im Fachjournal "Quaternary Science Reviews" erschienen sind, waren Mammutknochen und -zähne, die sie mit den Überresten von Mammuts aus anderen Gebieten wie Nordsibirien oder dem Festland Alaskas verglichen haben.

Eigentlich stabile Verhältnisse

Die Analysen der Kohlenstoff- und Stickstoffisotope im Knochenkollagen der Wrangelinsel-Mammuts ergaben überraschenderweise, dass die Umweltbedingungen bis zum Ende der Mammut-Population weitgehend stabil waren. "Die Werte sprechen nicht für einen allmählichen Rückgang der Futterquantität oder -qualität", berichten die Forscher.

Möglicherweise haben letztlich genetische Faktoren der Population ein Ablaufdatum beschert. Immerhin hatten schon frühere Studien gezeigt, dass sich im Erbgut der Wrangelinsel-Mammuts eine Reihe von Mutationen angesammelt haben. Das allein dürfte den letzten Mammuts der Erde jedoch nicht den Garaus gemacht haben.

Selbst Wasserknappheit hätten sie überstanden

Das Team um Arppe stellte fest, dass womöglich unter anderem eine zunehmende Wasserknappheit das Überleben der Mammuts auf der Insel erschwert haben dürfte. Trockenheit und die damit verbundenen Erosionsprozesse könnten dazu geführt haben, dass die Wrangelinsel-Mammute zuletzt nicht mehr genug Trinkwasser in guter Qualität vorfanden. Wahrscheinlich hätten die Tiere aber auch diese Unbillen überstanden, wenn das Klima mitgespielt hätte.

Einiges spricht nämlich dafür, dass der Mammutpopulation auf der Wrangelinsel letztlich ein kurzfristiges Extremwetterereignis zum Verhängnis geworden ist. "Es scheint durchaus denkbar, dass eine von genetischem Verfall und Trinkwasserproblemen bereits geschwächte Population so etwas wie einem einzelnen Extremwetterereignis erlag", erklärt Koautor Hervé Bocherens vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment in Tübingen.

Wahrscheinlich war nicht der Mensch verantwortlich

Gefrierender Regen beispielsweise, der das Gras und damit ihre Hauptnahrung unzugänglich machte, könnte das Schicksal der letzten mehrere Hundert Individuen umfassenden Mammut-Population der Erde besiegelt haben. Aber auch einen Einfluss des Menschen wollen die Wissenschafter nicht völlig ausschließen, wahrscheinlich erscheint diese Variante allerdings nicht. Einen Belege dafür, dass unsere Vorfahren auf der Wrangelinsel Mammute jagten, konnten die Forscher jedenfalls nicht ausmachen. (Thomas Bergmayr, 14.10.2019)