Der neue Pumptrack in Lans wurde am vergangenen Wochenende eröffnet.

Foto: Mario Webhofer

In Reingers im Waldviertel setzte die Gemeinde auf einen wartungsarmen, asphaltierten Pumptrack.

Foto: Bike.Fit Union Waldviertel

Schon die Kleinsten können in Lans mit ihren Laufrädern erste Pumptrack-Erfahrung sammeln.

Foto: Mario Webhofer

Auch in Reingers wird das Angebot von allen Altersstufen begeistert genutzt.

Foto: Bike.Fit Union Waldviertel

Anschauliche Anleitung zur Benützung des Pumptracks in Reingers.

Foto: Gemeinde Reingers

Lans/Reingers – Die Zutaten sind einfach: ein paar Kurven und Wellen. Das Ergebnis: endloser, kostenloser Fahrradspaß für alle. Pumptracks sind die effektivste Einstiegsdroge in die Welt des Radsports. Mittlerweile haben auch Gemeinden das Potenzial der Rundkurse erkannt, sie sprießen förmlich aus dem Boden. Kein Wunder, dank Förderungen sind die Baukosten überschaubar. Die positive Resonanz ist dafür umso größer, wie zwei aktuelle Beispiele zeigen.

Am 29. Juni eröffnete die 600-Einwohner-Gemeinde Reingers, die im niederösterreichischen Grenzland liegt, ihre "Bike Area". Herzstück der Anlage ist der asphaltierte Pumptrack. "Der Einzige in der vorhandenen Qualität zwischen Wien und Prag", betont Bürgermeister Andreas Kozer stolz. Als die Initiatoren vom Verein Bike Fit Union Waldviertel mit der Idee zum gewellten Radlparcours an ihn herantraten, räumt er ein, habe er sich selbst erst informieren müssen, was ein Pumptrack eigentlich sei.

Grenzgemeinde nutzte Förderungen

Nach kurzer Internetrecherche fand der "passionierte Freizeitradler" Kozer Gefallen an dem Vorschlag. "Wir sind eine kleine Grenzgemeinde mit wenig finanziellen Möglichkeiten", erklärt er die große Herausforderung bei derlei Projekten. Doch dank Förderungen durch das Land Niederösterreich, das Programm Leader im Waldviertler Grenzland sowie die Sportunion waren die Gesamtkosten von 100.000 Euro für Reingers zu stemmen.

Die Anlage in Reingers umfasst neben dem Pumptrack auch einen Übungsparcours für Radfahrer.
Foto: Bike.Fit Union Waldviertel

Zusätzlich konnte eine Kooperation mit dem Nachbarort Neubistritz (Nová Bystřice) auf tschechischer Seite der Grenze eingefädelt werden, wodurch weitere 20.000 Euro aus dem Interreg-Kleinprojektefonds lukriert wurden. Im Nachbarort befindet sich der Bikepark Hradiště, zusammen firmiert man nun unter dem Titel "Bike Area".

"Wenige Mittel, großer Nutzen"

Nach den ersten zweieinhalb Monaten zieht Bürgermeister Kozer eine positive Bilanz: "Den ganzen Sommer über hatten wir keinen Tag, an dem der Pumptrack nicht genutzt wurde." Die Anlage locke sogar Interessierte aus anderen Gemeinden und Regionen an. Auch das Veranstaltungszentrum direkt daneben profitiere, weil die Radler dort in Pausen gern ein Getränk oder Snacks konsumieren. "Wir sind sehr glücklich mit der Anlage, weil so mit wenigen Mitteln großer Nutzen gestiftet werden konnte", sagt Kozer.

In Reingers hat sich die Gemeinde bewusst für einen asphaltierten Pumptrack entschieden. Dieser ist zwar teurer in der Anschaffung, dafür nicht so wartungsintensiv wie Anlagen aus Erde oder Schotter. Zudem können die Asphaltstrecken auch mit anderen Fahrzeugen wie Skateboards oder Rollern genutzt werden. Allerdings, räumt Kozer ein, sei das Verletzungsrisiko auf asphaltierten Pumptracks etwas höher, weil der Untergrund härter und die Geschwindigkeiten höher sind. Doch in Reingers waren bisher trotz großen Andrangs nur drei leichte Blessuren zu verzeichnen.

In Lans standen die Kinder Schlange

Am vergangenen Wochenende eröffnete auch in der Gemeinde Lans in Tirol eine ausgedehnte Pumptrack-Anlage. Treibende Kraft hinter diesem Projekt war der örtliche Sportverein, in Vizebürgermeister Cedric Klose fanden die Initiatoren einen radbegeisterten Fürsprecher. Die Idee dazu war schon 2017 entstanden, als man am Lanser Sportplatz einen mobilen Pumptrack aufstellte. Der Andrang war derart enorm – "zwei Wochen lang sind die Kinder hier jeden Tag Schlange gestanden" –, dass die Vereinsleitung beschloss, im Zuge der Errichtung des geplanten Waldspielplatzes auch einen Pumptrack zu bauen.

In Lans wurden zwei Pumptracks – einer davon eigens für Laufräder – sowie mehrere Übungstrails neben dem neuen Waldspielplatz errichtet.
Foto: Gemeinde Lans

Auf einem Grundstück direkt neben dem Lanser Sportplatz, das zuvor im Eigentum der örtlichen Agrargemeinschaft war und nun wieder der Gemeinde zur Verfügung stand, wurde der Plan realisiert. Für den Bau engagierten die Lanser mit Cody Ferris-Heath von der Firma Trailtech einen Profi. Anders als in Niederösterreich setzte man in Tirol auf natürliche Materialien: feinen Brechsand. Mit einem eigenen, ebenso natürlichen Bindemittel werden die eigentlich losen Steinchen zu einem festen Untergrund geformt. Das sei wichtig, damit der Pumptrack auch hoher Frequenz standhält.

Förderung für natürliche Baustoffe

Zudem war die Wahl natürlicher Baustoffe in Lans für die Finanzierung ausschlaggebend. Die Kosten von rund 45.000 Euro wurden nämlich vom Land Tirol gefördert, das bei derlei Projekten bis zu 50 Prozent der Nettokosten übernimmt, sofern die Anlage eben naturbelassen ist. Diese Gelder werden im Rahmen des Tiroler Mountainbikemodells 2.0 vergeben. Asphalt schied daher aber von vornherein als Material aus.

Dass ein solcher natürlicher Pumptrack deutlich günstiger ist als ein asphaltierter, ist jedoch trügerisch. Denn bei Schotterplätzen sei mit jährlichen Wartungskosten von fünf bis zehn Prozent der Baukosten zu rechnen, erklärt Ferris-Heath. In Lans wurde schon beim Bau die Radszene eingebunden. Neben einer Crowdfunding-Initiative, bei der Spender einen Meter Pumptrack finanzieren konnten, halfen am Wochenende vor der Eröffnung alle mit, um die letzten Arbeiten zu verrichten. Auch bei der Wartung will man zum Teil auf den Gemeinschaftsgeist setzen.

"Urbanisierung des Bikens"

Für Vizebürgermeister Klose hat das Projekt viel Potenzial: "Es ist eine tolle Erweiterung unseres Sportangebotes, das Kinder ebenso anspricht wie Jugendliche und auch Erwachsene." Neben dem großen Pumptrack wurde in Lans auch einer für Laufräder errichtet. Zudem nutzte man den Platz für ein paar kurze Übungstrails, wo Anfänger erste Anlieger-Erfahrung sammeln und Fortgeschrittene ihre Sprungtechnik auf Tables verbessern können.

Klose spricht bei Pumptracks von einer "Urbanisierung des Bikens", weil damit auf kleinem Raum die Welt des Mountainbikens erfahrbar wird. Die Nähe zur Stadt Innsbruck will er dazu nutzen, das Angebot dank Anbindung an die Straßenbahnlinie 6, die direkt am Lanser Sportplatz vorbeiführt, einer größeren Zielgruppe zu eröffnen. Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi kann der Idee einiges abgewinnen, allerdings liege die Entscheidung darüber, wie viele Radler in der Straßenbahn mitgenommen werden, bei den Innsbrucker Verkehrsbetrieben. Weil die Linie 6 aber ohnehin mit mangelnder Auslastung zu kämpfen hat, hoffe er dort auf offene Ohren.

Idealer Sport für Familien

Die Benützung der Pumptracks ist in Reingers wie auch Lans kostenlos. Wer sich erstmals auf einen Wellenkurs wagt, braucht nicht mehr als ein Fahrrad und einen Helm. Teure Fullys sind nicht nötig. Im Gegenteil, herkömmliche Räder ohne Federung eignen sich sogar besser für Pumptracks – denn es geht darum, den gewellten Rundkurs möglichst ohne zu pedalieren zu bewältigen. Dazu "pumpt" man den Lenker in das Wellental, sobald es bergab geht, und richtet sich wieder auf, wenn es nach oben geht. Dadurch nimmt man, im Idealfall, automatisch Fahrt auf.

Auch wenn es nicht so aussieht, ist Pumptrack-Fahren körperlich ausgesprochen anstrengend und etwa von der Bewegung des Oberkörpers her mit Liegestützen vergleichbar. Zudem ist es ein hervorragendes Fahrtechniktraining. Das Beste daran ist aber, man verbringt mit seinen Kindern einen spaßigen und sportlich sehr aktiven Tag im Freien. (Steffen Arora, 24.9.2019)