Am Jö-Bonusclub gibt es wieder Kritik.

Foto: Standard/Riegler

Im Mai startete der Rewe-Konzern sein neues Kundenbindungsprogramm, den Jö-Bonusclub. Dieser hat die einzelnen Kundenkarten bei Ketten wie Billa, Bipa und Merkur ersetzt. Kurz nach dem Start gab es jedoch Kritik von Konsumentenschützern an der Menge der gesammelten Daten. Nun häufen sich Kundenbeschwerden, wie der Verein für Konsumenteninformation (VKI) aktuell berichtet.

Verunsicherte Kunden

Die Beschwerden beziehen sich demnach vor allem auf Schwierigkeiten bei der Kündigung. Auch dass Smartphone-Besitzer, die die Jö-App herunterladen, einen Startbonus bekommen, Kunden ohne App aber nicht, wird kritisiert. Zudem gebe es Verunsicherung darüber, wann und wie die Rabatte eingelöst werden sollten. Konsument.at listet noch diverse andere Beispiele.

Die Konsumentenschützer sind in ihrer Empfehlung sehr deutlich: Wer Wert auf seine Privatsphäre legt, sollte dem Club nicht beitreten oder ihn kündigen. "Andere Unternehmen zeigen, dass es auch ohne Kundenkarte, Datensammeln und mühsame Rabattkonstrukte geht", heißt es auf konsument.at.

Anleitung zur Kündigung

Das Kündigungsschreiben muss per Post oder Mail an den Bonusclub geschickt werden. Kunden sollten laut konsument.at eine Bestätigung für die Beendigung des Kundenverhältnisses verlangen und dem Unternehmen dafür eine Frist von etwa zwei Wochen setzen. Zusätzlich muss ein Antrag zur Datenlöschung geschickt werden, Jö hat dafür eine eigene Datenschutz-E-Mail-Adresse eingerichtet.

Innerhalb eines Monats muss Jö dann mitteilen, dass die Daten gelöscht wurden. Alternativ kann das Unternehmen schriftlich bekanntgeben, dass und warum die Datenlöschung vorerst nicht möglich ist, weisen die Konsumentenschützer hin. Der VKI hat dafür einen Musterbrief veröffentlicht.

Jö weist Kritik zurück

Der Jö-Bonusclub hat auf die Vorwürfe reagiert. "Wir können Kritik des VKI nicht nachvollziehen", heißt es auf Anfrage des STANDARD. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Marketmind habe gezeigt, dass 70 Prozent der Mitglieder den Club als "sehr gut oder gut" bewerten. Der Bonusclub werde von 62 Prozent aller Befragten regelmäßig genutzt.

Auf den Vorwurf, dass Nicht-Smartphone-Nutzer diskriminiert würden, räumt das Unternehmen ein, dass das Startguthaben von 100 Ös ausschließlich für die Neuanmeldung via App gelte. Am VKI kritisiert man, dass dieser fälschlicherweise behaupte, dass es keine Übersicht über die Sammelmöglichkeiten gebe. Hier biete man aber sehr wohl eine Auflistung. Der VKI hat inzwischen seinerseits darauf reagiert. Man habe im Jö-Blog nicht nach der Ö-Verteilung gesucht, hier sei ein Fehler unterlaufen. Allerdings würden wohl auch Kunden nicht nach dieser Information suchen, so die Konsumentenschützer, die eine bessere Platzierung für derartige Informationen vorschlagen.

"Bei einer Kündigung werden selbstverständlich die Kundendaten gemäß DSGVO gelöscht. Nochmals verweisen wir darauf, dass jedes Jö-Mitglied selbst entscheiden kann, ob und wann die Jö-Karte verwendet wird. Zusätzlich hat jedes Jö-Mitglied zu jeder Zeit selbst die Möglichkeit, dem Profiling zuzustimmen oder nicht", erklärt ein Sprecher des Bonusclubs. Man habe dem VKI mehrfach angeboten, für weitere Informationen zur Verfügung zu stehen. Bezüglich diverser Kundenbeschwerden habe man Hilfe zugesagt. (br, 16.9.2019)