Sonnenreife Paradeiser, duftender Knoblauch, Basilikum und Weißbrot. Die Tomatensuppe ist zweifellos die Essenz des Sommers. In Florenz nennt man sie liebevoll pappa al pomodoro. Pappa ist das italienische Wort für Kinderbrei. Könnte man die tiefe Bindung, die wir Italiener zur Tomatensuppe haben, besser auf den Punkt bringen? 

Freiheit, aber mit Grundregeln

Das Rezept der pappa al pomodoro ist denkbar einfach. Und wie so oft in der italienischen Küche gibt es etliche Zubereitungsmöglichkeiten, wobei auch die Zutaten variieren. Je nach toskanischer Region kommen andere Kräuter oder zusätzliches Gemüse in den Topf. Nur zwei Zutaten sind in dieser Tomatensuppe prinzipiell verpönt: gesalzenes beziehungsweise dunkles Brot und Käse. Also doch ein bisschen wie bei den Kindern. Wer die Grundregeln befolgt, darf sich Freiheiten herausnehmen.

Foto: Alessandra Dorigato

Bekannte Varianten

In San Vincenzo in der Provinz Livorno ersetzt man das Basilikum etwa durch Nepitella, eine Bergminze, die der Suppe frisches Aroma verleiht. Manche Florentiner gießen mit klarer Gemüsebrühe statt Wasser auf. Wieder andere ersetzen den Knoblauch durch Zwiebel und Wurzelgemüse. In Siena wiederum wird das Brot in Olivenöl geröstet, manchmal sogar noch mit Knoblauch abgerieben, bevor es in die Suppe kommt. Eine geschmacklich intensive Variante.

Vom dummen Brot

Das klassische toskanische Brot ist ungesalzen. Und das seit dem späten Mittelalter, als die Pisaner bei kriegerischen Auseinandersetzungen die Zufahrtsstraßen nach Florenz sperrten. Vorräte gab es genug – bis auf das teure Salz, das importiert werden musste. So blieb das Brot ungesalzen und wurde zum Symbol für den Kampf um die Freiheit. Dass das die Menschen beschäftigte, zeigt sich heute noch in bekannten Redewendungen. So heißt das salzlose Brot pane sciocco, was übersetzt "dummes Brot" bedeutet. Und wenn einer in Italien "kein Salz im Kopf" hat, fehlt ihm etwas Grips.

Foto: Alessandra Dorigato

Zutaten für 4 Personen

  • 400 g reife Tomaten
  • 200 g hartes Weißbrot (ungesalzen)
  • 1 Knoblauchzehe
  • frisches Basilikum oder Bergminze (Steinquendel)
  • Wasser
  • Salz
  • Olivenöl extra nativ
  • Pfeffer oder Chilipfeffer

Zubereitung

Tomaten zwei Minuten in kochendes Wasser legen. Danach schälen, halbieren und entkernen.

Tomaten schneiden, Knoblauch hacken, das Brot in Stücke schneiden und alles mit den Basilikum- beziehungsweise Minzeblättern in einen Topf geben. Die Zutaten mit Wasser bedecken.

Suppe bei schwacher Hitze köcheln lassen. Dabei immer wieder umrühren, bis Tomaten und Brot zerkocht sind und die pappa sämig ist. Mit Salz abschmecken, eventuell pürieren. Mit frischem Olivenöl garnieren und nie heiß, sondern warm oder lauwarm genießen. Wer es peppig mag, würzt noch mit Pfeffer oder Chili. Frische Kräuter sowie geröstete Semmelwürfel passen ebenfalls gut.   

Tipp: Wer im Winter pappa al pomodoro zubereiten will, verwendet am besten passierte Tomaten statt frischen. Sie sind aromatischer.

Foto: Alessandra Dorigato

Die Paradeisersaison geht zu Ende, die Apfelsaison startet jetzt. Mama's Apfelkuchen ist verführerisch und schmeckt wunderbar. Das Rezept finden Sie auf AModoMio Herbst. (Alessandra Dorigato, 17.9.2019)

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